Milan II

Endlich sind sie verfügbar, die bestätigten Nachrichten über den neuesten Milan II, der sich derzeit in der Endphase seiner Entwicklung befindet. Wir haben die wichtigsten Fakten für Sie zusammengetragen.

Atari-Messe im vergangenen Herbst 1998:

"Guten Tag! Mein Name ist Martens, ich bin ein Mitarbeiter der Firma Axro GmbH aus Hamburg. Wir interessieren uns für eine Zusammenarbeit hinsichtlich der Distribution Ihres Milan-Computers. Wir sind, ein bundes- und europaweit agierendes Vertriebsunternehmen und sind über das Internet auf Ihr Computersystem aufmerksam geworden. Es hat uns sehr beeindruckt, und wir glauben fest daran, dass wir gemeinsam stark genug sind, um den Milan in den Handel zu bringen und neue Atari-Anwender zu gewinnen."

Diese Worte haben die Mitarbeiter von Milan Computersystems seinerzeit sichtlich überrascht, denn damit hatte keiner der Väter des Milan gerechnet.

In der Folgezeit wurden diverse Treffen abgehalten, und beide Seiten nutzten diese, um sich davon zu überzeugen, dass der jeweilige Partner seinen Aufgaben gewachsen ist.

Es wurden Marschrouten bestimmt, Arbeitsvorgänge aufgeteilt und Konzepte verfaßt.

Schnell waren sich die zukünftigen Geschäftspartner darüber im klaren, dass über das Vorhaben Stillschweigen bewahrt werden müsste, so lange keine konkreten Informationen zur Verfügung stehen würden. Zu oft wurden Atari-Fans von der Mutterfirma mit Versprechungen hingehalten, die wegen der verschiedensten Gründe nicht eingehalten werden konnten. Die Enttäuschung war anschließend größer, als sie gewesen wäre, wenn es keinerlei Neuigkeiten gegeben hätten.

Aufgabenverteilung

Die neuen vereinten Kräfte kamen der Fortentwicklung des Milans zugute, denn jeder der Partner konzentrierte sich fortan auf seine Stärken:

Während Milan Computersystems die Weiterentwicklung des Atari-Systems unter seine Fittiche genommen hat, pflegt die Axro GmbH die Kontakte zu den Hard- und Softwarentwicklern sowie zum Handel.

Bedeutende und zukunftsweisende Gespräche wurden auf der CeBit'99 mit wichtigen Herstellern geführt, denn das gesetzte Ziel, qualitativ den "Siemens-PC" unter den Ataris herzustellen, sollte unbedingt erreicht werden. Dabei konnte auch das Interesse verschiedener weltweit agierender Firmen auf das schlanke und vielseitige Atari-System gelenkt werden. Creative Labs, die Hersteller der Soundkarten des Milan, sagten vor Begeisterung spontan zu, die Vertriebspartner darüber in Kenntnis zu setzen, dass sie das Milan-System unterstützen und empfehlen würden. CyberDrive war von der Größe des Betriebssystems und der einfachen Bedienung sowie der Absturzsicherheit so begeistert, dass erste Ideen zur Realisation einer Settop-Box auf Basis des Milan "gesponnen" wurden.

Das Milan-Team konnte sich währenddessen darauf konzentrieren, die Hardware-Weiterentwicklung seit Fertigstellung des Milan040 zu verfolgen und die neuen und umsetzbaren Ziele des neuen Milan festlegen. Dank aktuellerer Logic-Chips, die noch mehr Steuer-Elektronik in sich vereinen, konnten die Produktionskosten gesenkt werden.

Zum Abschluß des CeBit'99-Tages kam es zu einem geheimgehaltenen Treffen zwischen leitendem Personal der Ent-wicklungs- und Vertriebsabteilung der Firma Motorola. Dort wurde in einem zweistündigen Gespräch eine langfristige Zusammenarbeit beschlossen, die besagt, dass Motorola die Hardware-Produktion des neuen Milan-Boards inklusive Einkauf aller Bauteile übernehmen, bei technischen Fragen der Milan-Computersystems Support leisten und eine Qualitätskontrolle garantieren wird.

Was der neue Milan leisten wird

Die Früchte der neuen Zusammenarbeit zeigen sich im Leistungs- und Lieferumfang des neuen Milan, der in der gesamten Computerwelt Interesse wecken sollte.

Das Main-Board wird weitestgehend redesignet sein. Wie bereits angesprochen, werden neue Logic-Chips eingesetzt, die leistungsfähiger sind als ihre Vorgänger.

Der wohl wichtigste Schritt ist, dass der Milan II standardmäßig einen 060-Prozessor erhält, der eine deutlich größere Leitungsfähigkeit besitzt als der kleinere 040-Bruder.

Darüber hinaus werden im neuen Milan SDRAM-Simmbänke zum Einsatz kommen, damit Milan-Anwender zukünftig die modernen, schnelleren und preiswerteren Speicherbausteine einsetzen können.

Ein weiterer wichtiger Schritt ist die asynchrone Taktung, die es ermöglicht, den Bus- und den CPU-Takt unabhängig voneinander laufen zu lassen. Das bedeutet, dass die CPU nicht mehr nur mit 25 und 50 MHz, sondern in mehreren Schritten bis zu (wahrscheinlich) 100 MHz taktbar sein wird, während der PCI-Bus weiterhin mit seinen für ihn notwendigen 33 MHz versorgt wird.

Um den Anschluss (im wahrsten Sinne des Wortes) an zukünftige, externe Geräte nicht zu verpassen, erhält der Milan von Haus aus 2 USB-Ports, die künftig den Anschluss preiswerter Scanner, Drucker, Digital-Kameras, Internet-Telefone usw. ermöglichen sollen. Weiterhin verfügt der Milan über 3 ISA- und 4 PCI-Schnittstellen.

Im Hardware-Lieferumfang befindet sich Material von namhaften Herstellern. Die Soundkarte, eine SB 64 pnp, wird von Creative Labs geliefert, die Festplatte wiederum stammt von Maxtor (8,4 Gbyte), die Grafikkarte wird von ATI geliefert, wobei Treibersoftware die ATI-Rage-Pro mit bis zu 16 MB unterstützen wird. Die Tastatur wird Cherry-Technik beinhalten und ebenso wie die Mouse mit eigenem Milan-Logo versehen sein. Letztere wird von Logitech, einem der weltweit führenden Qualitäts-Mouse-Hersteller, geliefert.

Der Interent-Zugang wird durch das integrierte 5 OK-Modem erleichtert, aber auch Fax- und Anrufbeantworter-Funktionen sind mit dem Milan II Plug-and-Play umsetzbar. Derzeit werden Gespräche geführt, damit im Paket mit dem Milan auch ein T-Online-Anschluss-Gutschein im Wert von DM 50,- enthalten ist.

Standardmäßig wird der Milan II mit 32 oder 64 MB-Ram ausgeliefert. Weiterhin gehören zum Lieferumfang Original Milan-Aktivboxen sowie ein optional erhältlicher Milan 17"-Monitor mit Panasonic-Qualitäts-Bildröhre.

Bei dem Gehäuse handelt es sich technisch um ein Standard-ATX-Gehäuse für PCs, das allerdings exklusiv für den Milan designet wurde, in Taiwan hergestellt wird und klassische Atari-Blau-Elemente beinhalten wird.

Softwarepakete

Auch in diesem Bereich war die Leistung der Axro GmbH beträchtlich. In monatelanger Arbeit wurden Softwarehäuser und Programmierer kontaktiert, Gespräche geführt und Verträge geschlossen.

Das Ergebnis kann sich nicht nur sehen lassen, es ist geradezu umwerfend. Das Betriebssystem des Milan ist das zum Zeitpunkt der Veröffentlichung aktuelle MaigC Milan. Damit verfügt der Milan II über ein topaktuelles und schnelles Multitasking-Betriebssystem. Damit einhergehend wurde die Entscheidung getroffen, das Milan-TOS nur eingeschränkt zum Zwecke der Hardware-Anpassungen unterhalb der Oberfläche weiterzuentwickeln. Es wird im Laufe der kommenden Jahre aber mehr und mehr eine untergeordnete Rolle einnehmen und eher die Funktion eines BIOS haben. Damit wurde der parallelen Entwicklung zweier Betriebssysteme auf einem vergleichbar kleinen Atari-Markt nun ein Ende gesetzt. Die dadurch gewonnen Resourcen können nun in die Fortentwicklung neuer Treiber-Projekte gewidmet werden.

Doch das MagiC Milan wird nicht alleine daherkommen, sondern durch die attraktive Oberfläche jinnee begleitet. Der vielseitige Desktop kann sowohl optisch als auch technisch seinen Konkurrenten auf dem PC- und Apple-Markt durchaus das Wasser reichen, ist intuitiv zu bedienen und eine gewohnte Arbeitsumgebung für viele Atari-Anwender.

Damit der Milan II neue Maßstäbe setzt und Standard zu etablieren unterstützt, wird er serienmäßig über ein aktuelles NVDI verfügen, so dass nicht nur TrueType-Schriften unterstützt, sondern auch zentrale Druckertreiber für viele aktuelle Druckersysteme zur Verfügung gestellt werden. Schon dieses Paket hat derzeit einen aktuellen Verkaufswert von über DM 400,-, doch weitere Software wird im Paket enthalten sein: Neben den üblichen Treibern für Festplatten und CD-ROM-Laufwerke wird der Milan ein komplettes Internet-Paket enthalten, das auf Basis eines modernisierten Draconis-PRO alle relevanten Funktionen wie Web-Browsing, FTP-Zugang, eMail und News-Group-Reader ermöglichen wird. Eine echte Besonderheit ist ein kleines Zusatzprogramm, ein Interpreter sozusagen, der zusätzlich ermöglichen wird, die etlichen STinG-Clients, die bereits existieren, mit PPP-Connet von ASH zu verwenden.

Weiterhin im Programm enthalten sind Textverarbeitungen, Grafikprogramme wie Pix-Art und Smurf, Fax-Software, Organizer, Tabellenkalkulationen und mehr.
Als Entwicklungs-Toolkit erhalten die Anwender eine brandneue und aktualisierte Version des bekannten Omikron-Basic, das im Laufe der vergangenen Jahre für Mac-Rechner weiterentwickelt wurde und somit nicht nur auf dem neuesten Stand der Dinge ist, sondern auch zu den schnellsten Basics überhaupt gehört.
Zudem im Paket enthalten ist ein GNU C++-Entwicklungssystem, das eine eigene Entwicklungsumgebung für das einfache und schnelle Programmieren von Software enthält. Das Entwicklungspaket wiederum wird eine angepaßte und modernisierte Version von ACS-PRO, dem über Jahre hinweg bekannten System für Pure C, sein.

Alles in allem macht das Paket einen sehr runden Eindruck. Kaum eine Lücke scheint sich aufzutun, und nur selten erlebt man solch ein komplettes Angebot für eines der bekannten Konkurrenzsysteme.

Softwareaussichten

Die o.g. Entwicklungssysteme zeigen dem aufmerksamen Leser zweierlei: Zum einen wurden längst aufgegeben geglaubte Programmierwerkzeuge wieder ins Leben gerufen, zum anderen ist dies auch der erste Schritt, um Anwendern komfortable und vielseitige Werkzeuge zum Erstellen von Programmen zur Verfügung zu stellen.

Einige weitere Softwareprojekte sind in Angriff genommen worden, zu denen wir uns momentan aber noch nicht äußern können. Auf jeden Fall sind aber zwei bis drei tolle Spiele für den neuen Milan in Arbeit, darunter zwei 3D-Klassiker.

Ein kleiner Auftrieb ist aber auch schon jetzt zu spüren, denn das eine oder andere Softwarehaus, das den Atari-Markt vielleicht schon aufgegeben hätte, ist nun entsprechend motiviert, um am Ball zu bleiben und die Entwicklungen voranzutreiben.

Auch die Tatsache, dass MagiC und Co. mit im Boot sind, dürfte sich insofern positiv auswirken, als die Zahl der MagiC-und NVDI-Anwender und damit auch Update-Kunden soweit steigen wird, dass hier eine langfristige Weiterentwicklung gesichert werden kann.

Betriebssysteme

Das Atari-TOS und MagiC wurden ja bereits erwähnt, doch zwei weitere Betriebssysteme machen den Milan um so interessanter. Die Rede ist z.B. von Linux, das im zweiten Halbjahr 1999 von zwei verschiedenen Teams an den Milan angepaßt wird. Zum einen findet eine Anpassung unter der Leitung von Romand Hodek statt, der seit vielen Jahren auf verschiedenen Atari-Systemen TOS betreibt und u.a. auf der letzten Herbst-Messe mehrere interessante Vorträge zum Therma "Atari und Linux" gehalten hat.

Die zweite Anpassung wird von der millionenschweren Linux-Schmiede SUSE vorgenommen, die eine der meistverbreitetsten Linux-Zusammenstellungen auch auf den Milan bringen portieren wollen.

Ein weiteres Betriebssystem, das schon bald auf dem Milan laufen könnte, ist das Mac OS 7.5. Dank eines portablen Mac-Emulationsprogrammes namens Baislist, das bereits bestens unter AmigaOS und Linux läuft und eine erstklassige Kompatibilität an den Tag legt, hat sich ein kleines schwedisches Software-Team an die Arbeit machen können, die Software auf 68K-Systeme zu übertragen.

Sollte das Vorhaben gelingen - der Support seitens des Autors ist gewährleistet, der Sourcecode steht vollständig zur Verfügung - dann würden Milan-Besitzer über einen 3-Betriebssystem-Rechner verfugen. Rein theoretisch, so versicherten Fachleute, wäre eine Übersetzung von Windows dank eines bereits zur Verfügung stehenden Intel-Emulators möglich, würde die Performance eines mittelmäßigen 486er-Rechners nicht überbieten.

Ergebnisse der oben genannten Projekte sind aber nicht vor Ende dieses Jahres (Linux) bzw. Frühjahr 2000 (Apple-Emulation) zu erwarten.

Vertriebskonzepte

Eine der wichtigsten Fragen hinsichtlich des Erfolges eines Computersystems ist die der Vertriebsstrukturen. Daß man mit einer Reihe von Fachhändlern keine großen Würfe landen kann, hat nicht zuletzt auch Apple erkannt, die den iMac über diverse Kaufhausketten auf den Markt gebracht haben.

Warum sollte sich eine Kaufhauskette nach dem Mini-Debakel des iMac (in Deutschland) nun für einen Atari-Nachfolger interessieren?

Nun, Apple hat seit je her keine große Fangemeinde im Bereich der Privatanwender gehabt, sie erreichte gerade mal den sechsstelligen Bereich. Die Stärken des Apple lagen stets im professionellen Bereich. Der Atari-Computer hingegen erreichte knapp eine Million Anwender in Deutschland, was auch an heutigen Zahlen gemessen ein beträchtlicher Wert ist.

Das Konzept der neuen Milan-Union hat vorgesehen, dass der Name "Atari" vom derzeitigen Inhaber "Hasbro" in Lizenz erworben wird, so dass mit dem Milan ein originaler Atari auf den Markt kommen könnte. Eine Umfrage im Jahre 1997 hat ergeben, dass nach wie vor über 80% aller Bundesbürger den Namen Atari kennen, ein Ergebnis, das man heutzutage nur mit millionenschweren Investitionen erreichen könnte.

Und mit Hinblick auf die Namensgebung, die sicherlich viel Beachtung in der Presse fände ("Wie ein Phönix aus der Asche!", "Atari is back!" usw.) haben diverse Vertriebspartner wie Vobis, Brinkmann, Karstadt usw. ein nicht unerhebliches Interesse an der Vermarktung des nagelneuen Atari bekundet.

Fernsehsendungen haben Beiträge oder Sondersendungen zugesichert, und Zeitschriften aller Art haben sich gemeldet, um so früh wie möglich eines der ersten Testgeräte zu ergattern, um darüber berichten zu können.

Aktueller Stand der Dinge ist, dass Hasbro Deutschland die Lizenzvergabe in erster Instanz abgelehnt hat, was jedoch kein Grund zum Verzagen ist, denn die Axro GmbH ist bereits in weitaus erfolgversprechenderen Verhandlungen mit Hasbro USA, der Muttergesellschaft.

Und selbst wenn der Name Atari nicht lizensiert werden sollte, sind bereits Wege gefunden worden, diesen dennoch in den großflächigen Werbemaßnahmen zur Erwähnung zu bringen, so dass das Augenmerk eines jeden, der den Namen kennt, auf den neuen Computer gezogen würde.

Insgesamt ist der Vertrieb über mehrere hundert Kaufhausketten in Planung, und darüber hinaus sollen die aktuellen Vertriebspartner die Rolle eines Atari-Competence-Center einnehmen und als beratende und serviceleistende, zentrale Anlaufstelle aller Milan-Kunden fungieren.

Mit der Ausweitung der Milan-Tätigkeiten wird auch die Personaldecke um Service-Personal im Hardware- und Hotline-Bereich erweitert.

Die Axro GmbH wiederum verfügt über riesige Lagerfähigkeiten und eine ausgezeichnete Logistik, die eine Hardware-Lieferung innerhalb kürzester Zeit garantieren können.

Da der Milan II in tausender Stückzahlen hergestellt wird, dürfte es zu keinerlei Vertriebsschwierigkeiten kommen.

Aber auch der internationale Vertrieb ist bereits in Arbeit. Frankreich z.B. wird als erster Partner beliefert. Dank der guten Kooperation mit den derzeitigen Vertriebspartner konnte das derzeitige Milan-Paket samt der beiliegenden Programme bereits ins Französische übersetzt werden; jedes Programm, das hinzukommt, wird umgehend nachziehen, so dass Frankreich schon kurz nach dem Veröffentlichungstermin in Deutschland ebenfalls beliefert werden kann. Kurze Zeit darauf folgen die weiteren, für den Milan interessanten Märkte.

Termine und Zukunft

Die Frage aller Fragen ist nun, wann denn der neue Milan II erscheinen wird. Derzeit können dazu noch keine genauen Angaben gemacht werden, denn die Veröffentlichung eines brandneuen Computersystems auf eine so flächendeckende Weise, wie es geplant ist, setzt eine Reihe von ausführlichen Testphasen voraus. Erste Prototypen werden für diesen Herbst erwartet, doch die Auslieferung an den Handel wird mit Sicherheit noch bis ins erste Quartal 2000 hineinreichen.

Bis dahin ist der aktuelle Milan das Maß aller Dinge, zumal er eine äußerst preiswerte Atari-Alternative mit sehr guten Leistungsfähigkeiten darstellt.

Der aktuelle Milan empfiehlt sicher geradezu für alle diejenigen, die schon einmal Leistungsluft schnuppern oder Milan-spezifische Software entwickeln wollen. Ein 060-Upgrade ermöglicht bereits jetzt eine tolle Geschwindigkeitssteigerung, und sämtliche Treiber, die künftig für den Milan II entwickelt werden, sollen auch auf dem Milan I verfügbar sein.

Darüber hinaus erarbeitet die Milan Computersystems ein Konzept, wonach Milan I-Besitzer den neuen Milan zu verbesserten Konditionen direkt bestellen können.

Die Zukunft des Milan sehen einige Zeitgenossen insofern getrübt, als der 68060 nicht direkt weiterentwickelt wird. Das ist jedoch nicht vollkommen korrekt. Motorola hat vor einiger Zeit einen Coldfire-Chip herausgebracht, der zum Bruchteil eines Standard 68060-Chip erhältlich ist. Der Coldfire wurde für diejenigen industriellen Unternehmen entwickelt, die nach wie vor 68K-Chips zur Steuerung ihrer Maschinen einsetzen.

Mit Hinblick darauf, dass die Anwendungsgebiete im industriellen Einsatz nicht ebenso vielfältig sind wie die im Homecomputer-Bereich, wurden wesentliche Elemente aus der 68K-Technologie entfernt, so dass der ColdFire© über lange Zeit hinweg als nicht einsatzfähig für Computersysteme wie den Milan erscheinen.

Motorola hat inzwischen einige Korrekturen vorgenommen und außerdem die Möglichkeit geschaffen, dass der Colf-Fire die 68k-Chips 68000 bis 68060 emuliert, was die Hoffnung gibt, ihn mittelfristig anpassen zu können.

Der Clou an der Sache ist jedoch, dass der Coldfire so entwickelt wurde, dass er mit höheren Taktfrequenzen hergestellt werden kann. Derzeit ist z.B. eine 200-MHz-Variante in Arbeit (250 Mips), angestrebt sind 400 MHz für das laufende Jahr 2000.

Wer die Leistungsfähigkeit von 68K-Prozessoren kennt und darüber hinaus abzuschätzen weiß, wie effektiv Atari-Betriebssysteme in Verbindung mit Atari-Software sind, kann sich ausrechnen, welch eine atemberaubende Geschwindigkeit ein 400 MHz-Atari erreichen würde ... Selbst wenn dieser erst Ende kommenden Jahres erschiene, dürfte er jeden zu dem Zeitpunkt erhältlichen PC abhängen.

Bedenkt man nun, dass der Coldfire derzeit nur rund DM 100,- kostet, könnte auf diese Weise ein sehr leistungsfähiger Super-Computer zu Spitzenpreisen auf den Markt gebracht werden.

Zudem wurde in der Planung des aktuellen Milan bereits jetzt berücksichtigt, dass man bei einem akzeptablen Erfolg des Milan II mit der Portierung der PPC-Technologie beginnen wird, was eine langfristige Zukunft des Hardware-Systems bedeuten würde.

All die oben genannten Punkte hinsichtlich der Prozessor-Zukunft bewirken eine Verzögerung bei der Konzeption des Milan, denn schließlich soll dieser ebenso wie die legendären Atari-Computer über viele Jahre hinweg eine stets aktuelle Basis für den Anwender darstellen."

Auch zum Preis lässt sich derzeit leider noch nichts Konkretes sagen, doch sicher ist, dass das derzeit aktuelle PC-Standard-Preis-Niveau angestrebt ist, das bekannterweise deutlich unter dem z.B. eines iMac oder G3-Mac liegt.

Das war der aktuelle Stand der Dinge. Wie Sie sehen können, arbeiten viele fleißige Menschen tagtäglich an der Zukunft des Atari-Systems. Dies ist nicht immer für jedermann ersichtlich, denn es ist eine ganze Menge Arbeit im Verborgenen notwendig, um repräsentative Ergebnisse vorlegen zu können, doch wenn die derzeitigen Arbeiten in etwa wie geplant verlaufen sollten, könnten Sie bis zum Frühjahr kommenden Jahres lohnenswerte Früchte tragen, nämlich einen Computer, mit dem Sie sich wieder sehen lassen können. Bis dahin können wir Ihnen nur den aktuellen Milan I ans Herz legen. Programme wie FunMedia beweisen, dass er nicht nur eine ausgezeichnete Basis für die Entwicklung echter Top-Software darstellt, sondern darüber hinaus ein schnelles Werkzeug für den alltäglichen und besonderen Bedarf darstellt.

Informationen:

Milan Computersystems
Moorblöcken 17
24149 Kiel

Internet: www.milan-computer.de

Red.



Aus: ST-Computer 09 / 1999, Seite 18

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