Emulatoren im Vergleichstest: MagiCPC & STEmulator

TOS-Programme auf PCs - das ist längst keine Sensation mehr, denn Atari-Emulatoren gibt es inzwischen seit Jahren. Zwei kommerzielle Vertreter haben sich durchsetzen können und erscheinen auch heute noch in unregelmäßigen Abständen in Neu-Versionen und Updates. Die Rede ist von MagiC PC und STEmulator GOLD.

Ein Vergleichstest dieser Produkte ist insofern sehr interessant, als sie preislich und funktionell z.T. sehr unterschiedliche Interessengruppen ansprechen.

MagiC PC, ein Produkt in der 300,- DM-Klasse, das eigentlich auch noch NVDI für weitere 150,- DM benötigt, um voll einsatzbereit zu sein, hebt sich mit seinem eigenen Betriebssystem im Apple-Look vom klassischen TOS ab und strebt an, eine komplette Betriebssystem-Alternative zu Windows oder MacOS zu sein.

Der STEmulator, der in einer vergleichbaren Ausstattung rund 150,- DM kostet, aber schon ab DM 69,- zu haben ist, zielt hingegen darauf ab, einen klassischen Atari mit modernen Fähigkeiten auf einem PC zur Verfügung zu stellen.

Vorab sei gesagt, dass beide Programme eine reine Emulation darstellen, was bedeutet, dass sie zum einen auf jeden Fall Windows als Basis benötigen und zum anderen, dass sie einen Motorola 68k-Pro-zessor, das Herzstück eines jeden Original-Ataris, emulieren, also auf softwaremäßige Weise nachahmen.

Funktionsweise

Eine Emulation bedeutet, dass ein Original möglichst authentisch nachgeahmt wird. In unserem Fall muss originale Atari-Hardware, also praktisch alle Chips, die sich auf so einem Atari-Motherboard befinden, per Software nachgestellt werden. Die Programmierer der Emulatoren, Franz Schmerbek (MagiC PC) und Thomas Göttsch (STEmulator), haben also die Herausforderung angenommen, die gesamte Architektur eines Atari inklusive der Funktionsweise und Programmierung eines jeden Chips, per Software nachzuahmen.

Die Leistungsfähigkeit moderner PC-CPUs macht es möglich, dieses Vorhaben umzusetzen.

Auf Basis dieses "nachprogrammierten" Ataris ist es anschließend möglich, ein Atari-Betriebssystem auf der virtuellen Atari-Hardware zum Laufen zu bringen.

Beim STEmulator wird ein originales Atari-TOS eingesetzt, das vor einigen Jahren seitens des Herausgebers in Lizenz erworben wurde.

ASH wählte für MagiC PC selbstverständlich das hauseigene, Atari-kompatible Multitasking-Betriebssystem MagiC, das sich schon in der Atari-Welt etlicher tausend User erfreut und seit Jahren kontinuierlich weiterentwickelt wird.

Die Kombination aus Hardware-Emulation und Betriebssystem macht es möglich, einen Atari-Desktop unter Windows in einem separaten Fenster oder auch bildschirmfüllend (fullscreen) zu betreiben.

Lieferumfang/Installation

MagiC PC wird mit einem 56seitigen Handbuch für alle MagiC-Versionen auf zwei Disketten ausgeliefert. Die Installation erfolgt sehr schnell über ein bequem zu bedienendes Tool und ist kurz darauf abgeschlossen. Das umfangreiche Handbuch kann als gut bewertet werden, wobei aktuelle Informationen der jeweiligen Updates als Beilagen oder als Text-Datei auf der Diskette mitgeliefert werden.

Der STEmulator GOLD wird auf einer manuell gebrannten CD-ROM geliefert, was ebenso wie bei der Diskette kurzfristige Aktualisierungen ermöglicht. Ebenfalls enthalten ist seit neuestem ein gedrucktes Handbuch mit 30 Seiten. Der geringere Umfang erklärt sich dadurch, dass nicht weiter auf das Betriebssystem des Atari eingegangen wird, während bei MagiC PC auf das MagiC an sich detailliert beschrieben wird.

Die Installation erfolgt über das bekannte Install-Shield und ist ebenfalls nach wenigen Sekunden abgeschlossen.

MagiC-PC Einstellungen

Nach dem Start von MagC-PC erhält man zunächst die Möglichkeit, diverse Voreinstellungen zu treffen, bevor man sich direkt der ersten Emulation widmen kann. Die Voreinstellungen werden über Pull-Down-Menüs im Startfenster aufgerufen (Bild 1), wobei die wesentlichen Punkte unter "System-Parameter" zu erreichen sind.

Hier gibt man an, ob der Soundchip des Atari emuliert wird, über wieviel RAM-Speicher der emulierte Atari verfügen soll (alles oberhalb 14 MB wird zum TT-RAM) und z.B. auch, wie die Auflösung der Emulation eingestellt ist, ob diese bildschirmfüllend oder in einem Fenster erscheint und einiges mehr (siehe Bild 2).

Die Standard-Auflösungen für ST-Mono, ST-Farbe und TT-VGA sind vordefiniert und können direkt aufgerufen werden, eigene Werte können aber ebenfalls eingegeben werden. Die Farbtiefe kann zwischen 2 und 16 Farben festgelegt werden, was für ernsthafte Anwendungen nicht brauchbar ist.

Will der Anwender eine höhere Farbtiefe, muss NVDI aber Version 5 installiert sein, dann wiederum werden Auflösung und Farbtiefe direkt unter MagiC, also im Atari-Modus, eingestellt. Einerseits ist es sehr positiv zu bewerten, dass die Auflösung und Farbtiefe im Atari-Modus, also während der Emulation, geändert werden können, andererseits ist es aber schade, dass es hier keine klare Linie gibt,.denn kaum, dass NVDI installiert ist, haben die BildschiRmeinstellungen unter dem Windows-Menü keinerlei Auswirkungen mehr.

Außerdem kann man die Windows-Ablage aktivieren oder deaktivieren. Eine äußerst praktische Funktion, wenn man eine volle Integration der Atari-Software in die Windows-Umgebung anstrebt, denn ist die Ablage aktiviert, kann man die ins Atari-Clipboard kopierten Elemente über die Windows-Ablage in die PC-Software einfügen und umgekehrt. Das Schöne hieran ist, dass ein automatischer Zeichensatz-Konverter integriert ist, so dass man sich nicht noch mit der Korrektur der falsch übersetzten Atari-Zeichen für Umlaute etc. herumplagen muss.

Diese Funktion ist ebenfalls im STEmulator integriert, allerdings kann man dort die Konvertierung an- und abschalten.

"Sofort Starten" zu aktivieren bzw. zu deaktivieren bedeutet, dass die MagiC-Oberfläche beim nächsten Start von MagiC-PC direkt hochgefahren wird bzw. auch nicht.

Die Funktion, die es ermöglicht, das "Maus-Einfangen" zu bewirken, ist eine Errungenschaft der neueren MagiC-PC-Versionen, denn früher gab es ausschließlich den Einfang-Modus, was bedeutete, dass der Atari-Mauspfeil gezeichnet wurde und sich ausschließlich innerhalb des Emulations-Fensters bewegen konnte. Heute ist die Handhabung beim deaktivierten Zustand wesentlich komfortabler, zumindest dann, wenn man MagiC-PC in einem separaten Windows-Fenster laufen lässt.

Ein wichtiger Menüpunkt, der über die Geschwindigkeit der Emulation in Bezug auf Rechenzeit und Darstellung entscheidet, ist die Einstellung der Refresh-Rate, die bestimmt, in welchen Taktzyklen pro Sekunde der gesamte MagiC-PC-Bild-schirm neu aufgebaut wird. Je höher der Wert ist, desto ruckelfreier und weicher ist die Darstellung, aber um so langsamer wird auch die Geschwindigkeit der Emulation. Entscheidend ist dieser Faktor nach unserem Test aber in der Hauptsache bei älteren PCs mit weniger als 266 MHz und einer schwachen Grafikkarte.

Die STEmulator GOLD Einstellungen

Die unter MagiC-PC System-Einstellungsmöglichkeiten werden beim STEmulator in verschiedenen Fenstern vorgenommen. Zunächst wäre da das Fenster zur Bestimmung der zur Verfügung stehenden Speichergröße (Bild oben links). Zur Steigerung des Komforts sind hier verschiedene Schritte zur direkten Auswahl vorgegeben, ein freier Wert kann aber auch separat für den ST- und TT-Speicher eingestellt werden. Ebenso wie bei MagiC-PC kann das ST-RAM 14 MB nicht übersteigen, jeder Wert darüber gilt als TT-RAM.

Für die Auflösungseinstellungen gibt es ein weiteres Menü. Hier sind die ST- und TT-Standard-Einstellungen unter "Atari-Standard" ebenfalls zum direkten Aufrufen vorgegeben oder können manuell eingestellt werden. Zusätzlich zu den Funktionen in MagiC PC verfügt der Atari-Anwender über einen Quick-VDI-Modus, der die Darstellung deutlich beschleunigt, indem einige Standard-Routinen zum Zeichnen direkt durch den Intel-Code übernommen werden und somit nicht emuliert werden müssen. In diesem Modus kann ebenfalls die Refresh-Rate mit der gleichen Wirkung wie unter MagiC-PC eingestellt werden. Zusätzlich erkennt der STEmulator, wenn Sie das DirectDraw installiert haben, wird es aktiviert -es arbeitet mit sauber geschriebenen Programmen - wird die Darstellung nochmals beschleunigt. Die Farbtiefe beträgt auch hier maximal 16 Farben, allerdings kann diese Funktion nur im Fullscreen-Modus genutzt werden.

Die Besonderheit unter dem STEmulator ist jedoch der GDI-Modus, der eine Art virtuelle Grafikkarte für den nachgeahmten Atari simuliert. Diese greift wiederum auf die zahlreichen Beschleunigungsmöglichkeiten der originalen, im PC installierten Grafikkarte zurück, so dass die Darstellung bis zu 60 mal schneller sein kann als im Atari-Darstellungs-Modus. In diesem Modus muss auch keine Refresh-Rate eingestellt werden, da jeweils nur derjenige Teil des Bildschirmes erneuert wird, auf dem sich auf tatsächlich etwas verändert, so dass das Arbeiten sehr flüssig ist. Die Farbtiefen, die hier gewählt werden können, sind 2, 256 und 65tausend Farben. Dieser Modus bedingt allerdings, dass die Programme, die darunter laufen sollen, Grafikkarten kompatibel sind. Dies trifft in der Regel auf alle neueren Produkte zu.

In Zusammenhang mit der Darstellung ist festzuhalten, dass der STEmulator stets mit einem Mauszeiger arbeitet, der nicht eingefangen wird. Im GDI-Modus entspricht dieser Zeiger auch dem von Windows, im Atari-Standard-Modus wird er als schwarzer Mauspfeil gezeichnet.

Laufwerkseinstellungen

Die Laufwerkseinstellungen beider Emulatoren sind sowohl optisch als auch funk-tionell nahezu identisch. Über eine Auswahlbox kann der Anwender beliebige Atari-Laufwerke erstellen. Dabei ist es egal, ob ein PC-Verzeichnis (Ordner) als Atari-Laufwerk angegeben wird (z.B. D:\ATARI\Laufwerk_C), so dass Atari-und PC-Dateien nicht direkt miteinander vermischt werden, oder ob man ein gesamtes PC-Laufwerk als Atari-Laufwerk angibt (z.B. D:). Die Angabe des jeweiligen Pfades erfolgt über eine Datei-Auswahl-Box.

Bei MagiC-PC kann man Laufwerke zusätzlich mit einem Schreibschutz versehen und Floppy-Dateien als Laufwerke angeben. Dazu jedoch später mehr, wenn ich die Einsatzmöglichkeiten eines Standard-Atari-TOS beschreibe.

Die Zusätze des STEmulator sind, dass man bei einem beliebigen Laufwerk auswählen kann, ob es das Bootlaufwerk sein soll (bei MagiC-PC kann man aktivieren, dass Laufwerk C das Bootlaufwerk ist), und dass man zusätzlich auch Pfade für Auto-Ordner und Accessories eingeben und diese aktivieren bzw. deaktivieren kann. Demzufolge könnten letztere sich an einer anderen Stelle befinden, als z.B. das zugewiesene Bootlaufwerk.

Schnittstellen

Bei der Druckerschnittstelle müssen unter MagiC-PC keine besonderen Vorkehrungen getroffen werden.

Wird aus einem Atari-Programm auf den PC-Drucker geschrieben1, wird dies direkt an den Windows-Drucker übergeben. Voraussetzung ist jedoch, dass man den passenden Druckertreiber für den am PC angeschlossenen Drucker besitzt, und spätestens hier wird NVDI auch für denjenigen ein muss, der bislang meinte, dass die Farbtiefe von nur 16 Farben für seine Anwendungen kein Hindernis gewesen seien. Denn nur NVDI bietet eine solch umfangreiche Anzahl an Druckertreibern, die zum Glück der Atari-Anwender immer wieder erweitert werden, dass die Chance, den richtigen Treiber zu besitzen, wirklich groß ist.

Eine gute Regelung, die die Druckerzugriffe beider Emulatoren getroffen haben (beim STEmulator erst seit der aktuellen Version) ist die, dass beim Ausdruck von Mehrfachseiten der Druckerspeicher genutzt wird, so dass keine zusätzliche Zeit dafür verbraucht wird, den Druckauftrag mehrfach zu versenden.

Der STEmulator handhabt den Zugriff auf die Druckerschnittstelle ähnlich wie MagiC-PC, bietet darüber hinaus aber die Möglichkeit, anzugeben, ob die Atari-Emulation einen exklusiven Zugriff auf den Drucker haben soll, damit sich Druckaufträge auch auf gar keinen Fall in die Quere kommen können.

Tip: Wenn Sie bemerken, dass bei umfangreicheren Dokumenten keine vollständigen Ausdrucke erfolgen oder zu früh ein Seitenvorschub veranlaßt wurde, dann liegt es vermutlich daran, dass die jeweiligen Emulatoren nicht schnell genug gerechnet haben, so dass der Spooler von Windows bereits vorliegende Daten ausgedruckt hat.

Für diesen Fall können Sie die Spooler-Wartezeit bei beiden Emulatoren verändern. Bei MagiC-PC geschieht dies durch Aufrufen der MagiC PC.ini-Datei, in der die Wartezeit von 10s z.B. auf 30s geändert werden sollte. Unter dem STEmulator kann dieser Wert direkt im Schnittstellenmenü geändert werden.

Druckertreiber sind unter dem STEmulator kein Problem. Dies ist nicht zuletzt auch einer der Gründe dafür, warum dieser Emulator auch als Basis des neuen Ca-lamus-Windows-Packs gewählt wurde:

Auf Wunsch kann der Anwender direkt auf jeden angeschlossenen Windows-Drucker ausdrucken, selbst wenn kein separater Atari- oder NVDI-Treiber für das Gerät vorliegt. Wichtig ist nur, dass auf die GDOS-Schnittstelle gedruckt werden kann, was ebenfalls dann erforderlich ist, wenn man NVDI einsetzen möchte. Damit gelingt es, mit nahezu jedem Atari-Programm auf alle vorhandenen Drucker, ganz gleich ob Photo-Tintenstrahler oder Farb-Laserdurcker, auszudrucken. Diese Funktion ist der Gold-Version vorbehalten und stellt mit Sicherheit ein ganz besonderes Novum unter den Emulatoren dar.

Zur korrekten Erkennung des Modems ermöglichen beide Programme die Angabe des verwendeten COM-Ports (eins bis vier), wobei der STEmulator die maximale zur Verfügung stehende Übertragungsrate wählt, während diese bei MagiC-PC separat eingestellt bzw. begrenzt werden kann (Bild 4).

Für MagiC-PC wurde eine spezielle HS-Modem-Version geschrieben, die das korrekte Betreiben vieler Atari-DFÜ-Programme ermöglicht. Der STEmulator verfügt über eine HS-Modem-Emulation, die dadurch erreicht wird, dass wichtige HS-Modem-Funktionen in die Emulation integriert wurden. Diese Funktionen können im Schnittstellen-Menü (Bild 5) direkt aufgerufen werden.

Besonderheiten MagiC-PC

Jeder der beiden Rivalen hat seine eigenen Besonderheiten, die ihn für das jeweilige Einsatzgebiet richtig interessant machen. Kommen wir zu zunächst den Besonderheiten von MagiC-PC. Ganz klar sind insbesondere die Stärken von MagiC-PC auch herausragend. Denn MagiC-PC ist ein modernes und schnelles Multitasking-System mit einer sehr ansprechenden Oberfläche. Die gesamte Arbeitsumgebung macht einen zeitgemäßen Eindruck. Im Zusammenspiel mit NVDI kommen weitere Stärken wie z.B. der Einsatz von True-Type-Fonts oder auch die höheren Farbtiefen zum Tragen.

Seit der Version 6.1 gibt es eine weitere Besonderheit, nämlich die Compiler-Funktion. Diese ermöglicht ein noch schnelleres Arbeiten. Wird der Compiler eingeschaltet, werden bestimmte emulierte Schritte im Cache zwischengespeichert. Kehren diese Funktionaufrufe wieder, dann ist keine erneute Emulation nötig. Vielmehr wird der benötigte Schritt aus dem Zwischenspeicher gelesen. Speziell bei wiederkehrenden Aufrufen kann hier eine deutliche Beschleunigung erreicht werden. Der Produzent spricht hier vom Faktor 3 gegenüber der Standard-Variante, im Mittelwert haben wir rund 50% messen können.

Da es bei einigen Programmen zu Inkom-patiblitäten kommen kann, ist die Compiler-Funktion während des laufenden Emulations-Betriebes auch abschaltbar.

Zudem unterstützt MagiC-PC von Haus aus lange Dateinamen, was speziell in der Kombination des Atari-Systems mit Windows wichtig ist, da in der Windows-Welt kaum noch kurze Dateinamen verwendet werden.

Ein weiteres Highlight, die an dieser Stelle unbedingt erwähnt werden sollte, ist die Möglichkeit, originale, ältere TOS-Betriebssysteme einzubinden. Dank einer mitgelieferten Software kann der Anwender den Inhalt der TOS-Chips seines alten Atari auslesen und unter MagiC verwenden. Dadurch wird eine erhöhte Kompatibilität zu allen den Programmen geschaffen, die nicht MagiC-kompatibel sind, insbesondere also alte Atari-Programme und -Spiele.

Besonderheiten STEmulator

Die ganz große Besonderheit des STEmulator ist die, dass er eigentlich eine Art NVDI integriert hat. Zumindest werden zahlreiche Funktionen zur Verfügung gestellt. Im Menüpunkt "Extras" kann der Anwender einstellen, ob er lange Dateinamen zulassen möchte, einen eigenen System-Font einrichten oder über die Speedfo GDOS-Emulation bewirken, dass sämtliche installierten Windows-Fonts auch als GDOS-Fonts zur Verfügung gestellt werden. Damit entfällt ein doppeltes Installieren von Fonts gänzlich.

Die langen Dateinamen werden zwar nicht im Standard-TOS dargestellt, da es hierfür nicht vorgesehen ist, dass das zum Lieferumfang gehörende Programm Thing! unterstützt die Darstellung langer Dateien ebenso wie jinnee, allerdings ist der zusätzliche eines alternativen File-Selectors wie BoxKite notwendig.

Multitasking ist auf verschiedenste Weise möglich. Der einfachste Weg ist der, dass das mitgelieferte MultiTOS von Atari installiert wird. Allerdings ist es vielmehr als Multitasking-Provisorium zu verstehen, denn zugegebenermaßen ist es doch recht alt und entspricht nicht mehr dem Stand der Dinge. Alternativ hierzu kann der Anwender eine Sonderversion von N.AES für DM 50,- erwerben, die zwar nur auf dem STEmulator lauffähig ist, dafür aber echtes und modernes Multitasking mit allen heutzutage relevanten Funktionen zur Verfügung stellt.

Last but not least kann man beide Emulatoren einfach mehrmals starten, wenn man mehrere Atari-Programme gleichzeitig betreiben möchte.

Seit der neuesten Version 1.63 ist die Tastatur jetzt völlig frei über eine Konfigurationsdatei programmierbar, so dass der Anwender die auf der PC-Tastatur fehlenden Atari-Tasten den eigenen Wünschen entsprechend belegen kann.

Ein wichtiger Schritt in Richtung Komfort ist die Einrichtung von Sets. Hier kann der Anwender für jede beliebige Anwendung Einstellungen des STEmulator vornehmen und als Set speichern. Anschließend wird der Emulator genau so gestartet, wie es das jeweilige Set vorschreibt. Bei uns lief LHARC 3.12 z.B. stets in 640 x 480 Pixeln mono, während Calamus bildschirmfüllend mit 1280 x 1024 Pixeln und 128 MB-RAM gestartet wurde.

Fazit

Es gibt eigentlich zwei Sieger bei diesem Test. Der Betriebssystem-, Optik- und seit neuestem auch Geschwindigkeits-Sieger ist MagiC-PC. Das moderne Multitasking, der ansprechende 3D-Look und die Integration der Compiler-Funktion sind echte Pluspunkte. Preis-/Leistungssieger und Funktionalitäts-Gewinner hingegen ist der STEmulator. Für nur DM 99,- erhält der Anwender ein komplettes Set, das NVDI überflüssig macht (wenngleich es auf Wunsch auch installiert werden kann), das direkte Ansprechen aller Windows-Drucker ermöglicht und in vielen kleinen Details wie dem Clipboard, der Druckerschnittstelle, der Tastaturbelegung usw. einfach mehr Vielfalt bietet als MagiC-PC. In der neuesten Version wurden wiederum einige Details eingebaut wie z.B. die Einstellung der Priorität oder die Möglichkeit, bei laufender Emulation einige Einstellungen zu ändern, genau so, wie es bei MagiC-PC möglich ist. Und außerdem laufen nun endlich auch sämtliche Signum Versionen 2, 3, 4 und 4.4.

Der Geschwindigkeitsunterschied von MagiC-PC zum STEmulator beträgt im Durchschnitt rund 40%, wobei festzuhalten ist, dass der STEmulator beim Drucker unter Calamus nur rund 30% der Rechenzeit von MagiC benötigte. Ob eine Compiler-Version in naher Zukunft auch in den STEmulator integriert werden soll, stand zum Redaktionsschluß noch nicht fest, da derzeit überlegt wird, inwieweit sich der Arbeitsaufwand bei der schnellebigen Fortentwicklung der Prozessorgeschwindigkeit überhaupt rentiert.

Das Gespann STEmulator + N.AES dürfte nach Erscheinen der Version 2.0 von N.AES sehr interessant werden, da das alternative Betriebssystem sehr viele optische und technische Details von MagiC übernehmen wird.

Es ist nicht ganz einfach, Ihnen die Entscheidung abzunehmen, zumal beide Herausgeber über einen so guten Anwenderstamm verfügen, dass eine Weiterentwicklung langfristig gesichert ist. Fragen Sie einfach mal in Ihrer Bekanntschaft herum und lassen Sie sich die Erfahrungen Gleichgesinnter mitteilen, wir fanden beide Emulatoren gut.

Preise:

MagiC PC mit jinnee: DM 299,-
NVDI 5.x:DM 199,-

STEmulator mit Thing! und MultiTOS: DM 99,-
N.AES Spezial-Version: DM 50,- Aufpreis

Bezugsquellen:
Application Systems Heidelberg
Postfach 10 26 46
69016 Heidelberg
www.application-systems.de

Falke Verlag
Moorblöcken 17
24149 Kiel
www.stemulator.de


Ralf Schneider
Aus: ST-Computer 09 / 1999, Seite 57

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