papyrus BASE: Vorausblick auf die neue Datenbank für Ataris

Worum geht's? Die beliebteste Textverarbeitung (nicht nur) für Ataris, papyrus von R.O.M. logicware, Berlin, hat Junge bekommen. Es wird von jetzt ab drei "normale" papyrus-Versionen geben (neben Spezial-Versionen wie der für den Milan).

Da papyrus WORD dem Stand der hier bereits besprochenen Version papyrus 7 entspricht, bespricht dieser Artikel im Wesentlichen die neue Datenbank papyrus BASE sowie deren Zusammenarbeit mit der Textverarbeitung im integrierten Paket papyrus OFFICE.

Laut R.O.M. dient die Umbenennung des alten papyrus in 'papyrus WORD' von dem, was wir bisher nur als 'papyrus' kannten, der leichteren Unterscheidung. "Die meisten Textverarbeitungen haben das Beiwort 'Word"', so Ulli Ramps von R.O.M. logicware. "Das fing mit Wordstar an, ging über Word Perfect zu Lotus' Ami Pro, das jetzt auch Word Pro heißt, bis hin zu MS Word. Wenn jemand sagt, wir würden mit der Namensgebung nur 'dem' Word hinterherlaufen, dann zeigt das nur, wie sehr der Markt ideell schon falsch vorgepolt rst, wenn man schon allgemein sinnvoll verwendete Worte wie 'Word' nicht mehr frei verwenden kann ... papyrus WORD steht eben für unsere Textverarbeitung, die mit dem Beiwort 'Word' verwendete Assoziation soll die allgemein marktübliche für 'Textverarbeitung' sein, sonst nix."

Uns lag zum Test eine weit fortgeschrittene Beta-Version des integrierten Paketes "papyrus OFFICE" vor, in das die neue Datenbank direkt integriert ist. Diese Version zeigt schon deutlich mehr, als ursprünglich von R.O.M. angekündigt war.

Und tatsächlich fallt einem als erstes der leichte Zugang und die klare Oberfläche auf.

Die Bildschirm-Snapshots sind zwar von der papyrus WIN-Version, da die Benutzeroberfläche der Atari-Version gerade "wegen Umbau geschlossen" war, als wir R.O.M. um Abbildungen nachsuchten, aber lt. R.O.M. wird die Atari-Version "wie gewohnt 1:1 der WIN-Version entsprechen und zeitgleich erscheinen".

Erste Eindrücke

Ein Klick auf das neue Dateikasten-Symbol in papyrus' leicht überarbeiteter Lineal-Leiste öffnet die zuletzt bearbeitete papyrus BASE Tabelle. Und gleich nach den ersten, spielerischen Arbeitsschritten merkt man: Nicht nur der Name erinnert an das bekannte 1 st Base; insgesamt erinnert die gesamte Handhabung von papyrus BASE an ein konzeptionell weiterentwickeltes. in der Oberfläche modernisiertes Ist Base mit optisch reizvollen Icon-Leisten für die wichtigsten Funktionen (TSfeue Suche', 'Erweiterte Suche', 'Neuer Datensatz', 'Löschen', 'Report' sowie ein paar Schaltern wie 'Groß=klein', 'Suche mit logischen Ausdrücken').

Dabei stoßen wir auch gleich auf die erste kleine Sensation: papyrus BASE öffnet ohne Export/Import-Mühsal direkt eine Ist Base Datenbank, greift direkt auf die .1B/.1BF-Dateien zu und stellt die Daten unverändert in papyrus BASE zur Verfügung. Man kann sogar die Datenbank weiter als Ist Base abspeichern oder auch später wieder in eine 1 st Base Datenbank zurückspeichern. Sogar die Eingabemasken werden dabei komplett von den 1 st Base-Dateien übernommen.

In der papyrus BASE Tabelle kann man nun direkt in das Eingabefeld einen Suchbegriff eintragen, der - je nach Voreinstellung - per Volltextsuche in der ganzen Datenbank oder indexiert in bestimmten Feldern gesucht wird.

Angenehm ist hierbei auch, daß schon direkt beim Tippen des Suchbegriffes die in der Tabelle angezeigten Datensätze reduziert werden; sucht man bspw. nach einem Begriff wie 'Kaiser', so schränkt schon das Tippen des ersten 'k' die Datensätze auf alle ein, die ein "k" an einem Wortanfang enthalten; das folgende 'a' reduziert entsprechend weiter auf alle 'ka' enthaltenden Datensätze usw. So kann man u.U. schon recht früh mit der Eingabe des Suchbegriffes aufhören, wenn man seinen Datensatz schon ausreichend präzise eingegeben hat (so reicht vielleicht schon ein eingegebenes 'kais').

Dies geht auch nachträglich schärfer einschränkend; trägt man in eine sehr große Datenbank bspw. wieder unseren Suchbegriff 'Kaiser' ein, sucht eigentlich einen Nachnamen, bekommt jetzt aber auch die ganzen Datenfelder, in denen 'Kaiser' auch in Straßen-, Ortsnamen oder sonstwo im Datensatz auftaucht, so genügt ein nachträglicher Klick auf den Spaltenkopf bei 'Nachname', und es werden nur noch alle Datensätze angezeigt, die das Suchwort 'Kaiser' nur im Datenfeld 'Nachname' aufweisen.

Mehrere eingegebene Begriffe werden gleich als 'UND' verknüpft interpretiert, so daß eine Eingabe 'Wolfgang Müller' alle Datensätze heraussucht, in denen beide Wörter - 'Wolfgang' und 'Müller' gemeinsam Vorkommen. Natürlich ist auch die 'traditionelle' Schreibweise ’Wolfgang UND Müller1 möglich und man kann diese logischen Begriffe natürlich auch abschalten und so direkt nach Begriffen wie 'und' suchen.

Pflegeleicht

Die Datenpflege geschieht durch die Darstellung eines Datensatzes in einem extra Fenster, das 'Eingabeformular' heißt und bspw. durch einen Doppelklick auf einen Datensatz in der Tabellendarstellung erreichbar ist.

Diese Eingabeformulare sind für jede Datenbank völlig frei zu gestalten. Eine Besonderheit ist, daß in papyrus BASE die von papyrus WORD her bekannten diskontinuierlichen Blockoperationen möglich sind, dazu kann man auch Blöcke wie bisher mit der Maus verschieben.

Datenfelder können "vorbelegt" werden, so daß man wiederkehrende Texte schon als Eintrag in neuen Datensätzen hat; diese kann man aber nachträglich beliebig ändern.

papyrus ermöglicht auch, Bilder in den üblichen Standard-Formaten (TIFF, GIF, JPG, BMP, IMG usw.) in einem Datensatz zu halten, die über externe Dateireferenzen verwaltet werden.

papyrus zum Rapport

Wenn zwei Produkte wie Textverarbeitung und Datenbank direkt 'füreinander' entwickelt werden, so hofft man natürlich auf einen besonders leichten Übertrag aus der Datenbank in seine Texte. Schließlich ist ein wesentlicher Arbeitsbereich einer Datenbank, ihre Daten auch leicht und gut formatiert zu Papier bringen zu können.

Bei papyrus OFFICE ist diese Integration einmalig weit getrieben: Ganze Datensätze oder beliebige Teile davon können entweder in neue Dokumente geschrieben oder auch in bestehende Dokumente eingefügt werden. Die Definition solcher Reports geschieht simpel über papyrus-Textdokumente, die den bisherigen Serienbriefen von papyrus entsprechen.

Dann gibt man vor dem Report an, welche Report-Datei als 'Muster' für den Report dienen soll, ob die Ausgabe des Reports in ein neues Serienbrief-Dokument oder in ein bereits offenes Textfenster geschehen soll und ob dabei eine komplette Seite vom Report erzeugt wird oder nur die aktuelle Seite der Zieldatei mit den Zeilen der Report-Vorlage gefüllt wird.

Dazu kann man auch aus einer Textvorlage bspw. für einen Brief direkt einen Datensatz aufrufen, der dann bspw. in Form der Adresse an der aktuellen Textstelle eingefügt wird, ohne erst über einen Report und weitere Definitionen gehen zu müssen.

(Nicht nur) für den Atari einmalig ist, daß man mit papyrus BASE auch Bilder in der Datenbank halten und auch über Reports zu Papier bringen kann (bspw. für Karteikarten o.ä.).

Alles ist relativ

papyrus BASE erlaubt auch relationale Verknüpfungen, und zwar in ähnlich flexibler Weise, wie dies auch in Ist Base realisiert ist. D.h., daß man die Daten verschiedener Tabellen miteinander verknüpfen, zueinander in Beziehung setzen kann So kann man bspw. leicht aus einer Kunden- und einer Artikeldatenbank Daten in einer Rechnungs-Datenbank zusammenfassen und mit papyrus OFFICE ohne große Mühe ein kleines Warenwirtschafts-System oder auch leicht eine Literaturdatenbank für wissenschaftliche Arbeiten aufbauen.

Fazit

In diesem Vorbericht konnten viele Punkte nur angerissen werden, so z.B. die mächtigen Möglichkeiten der Reports oder der relationalen Verknüpfungen. Diese Bereiche werden Gegenstand eines späteren Testberichtes in einem der nächsten Hefte sein. Bei der uns vorliegenden fast fertigen Beta-Version war aber schon ersichtlich, daß hier ein mächtiges, sehr nützliches und - wie von R.O.M. gewohnt - sehr einfach zu bedienendes Werkzeug Einzug in die Atari-Welt findet, das diese stark bereichern wird.

Positiv empfanden wir die Daten-Kompatibilität zu f Base sowie der hohen Stabilität von papyrus BASE; das Programm ist uns während des Tests nicht einmal abgestürzt, einzig Kleinigkeiten wie noch nicht implementierte Shortcuts oder ähnliches fielen uns auf, die von R.O.M. wie gewohnt schnellstens beseitigt wurden.

Somit hält ein Office-System auf dem Atari Einzug, das insgesamt in der Computerwelt eine wichtige Position einnehmen kann und sich vor der Konkurrenz auf anderen Märkten nicht zu verstecken braucht.

Und wer sich papyrus BASE live und in Farbe anschauen möchte, der sollte den Messe-Stand von ROM logicware auf der Atari-Messe in Neuss nicht verpassen.

papyrus OFFICE 269,- DM papyrus WORD V.7 198,- DM papyrus BASE 99,- DM

R.O.M. logicware, Berlin www.rom-logicware.com


Ralf Schneider
Aus: ST-Computer 04 / 1999, Seite 18

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