TOS-Patch

Zwar hat die Firma Milan-Computersystems TOS-Updates angekündigt, doch diese werden aller Voraussicht nach lediglich den Besitzern neuer Ataris wie dem TT oder dem Falcon zugute kommen.

Dank eines neuen Patch-Programmes von Stephan Wilhelm kann nun aber auch das alte TOS um interessante Funktionen erweitert werden. Das Programm erhalten Sie u.a. über die Spezial-Diskette 3/99.

Selten hat ein Patch, d.h. eine kleine Software, die sich in ein Programm oder ein Betriebssystem einklinkt, um bestehende Fehler zu bereinigen oder den Funktionsumfang zu erweitern, größere Beachtung in unserer Zeitschrift gefunden. Aber Stephan Wilhelm, Entwickler und Autor des StarTrack-Harddiscrecording-Systems hat ein interessantes Patch erstellt, das neue Funktionen - insbesondere für Atapi- und IDE-Laufwerke - in das TOS patcht und daher würdig ist, ausführlich vorgestellt zu werden. Die neueste Version des Programmes ist übrigens über die Spezial-Diskette 3/99 verfügbar.

Das TOS wird durch den SWEpatcher um folgende Features erweitert:

Booten von Atapi-Laufwerken

In der Regel verfügt man nur in der Form von CD-ROM-Laufwerken über eine Atapi-Hardware. Als Besitzer eines CD-Writers kann man sich nun eine bootfähige CD-ROM brennen, von der für den "Fall der Fälle" direkt gebootet werden kann.

Booten von Laufwerken an IDE l

Wenn man an IDE l (dem zweiten IDE- Anschluß) eine Festplatte angeschlossen hat, die Boot-Informationen enthält, kann auch hier für Rettung gesorgt werden, indem man direkt von IDE l booten läßt.

Die Bootreihenfolge ist über Tastatur steuerbar (F1-F7)

Beliebige Bootlaufwerke können durch die Funktionstasten F1-F7 aus der Bootsequenz entfernt werden. Dadurch ist sichergestellt, daß jederzeit das System von einem anderen Laufwerk gebootet werden kann. Es kann auch vom LS120-Superfloppy-Laufwerk oder ZIP (Atapi) gebootet werden. Dadurch kann man prinzipiell ohne Probleme jetzt auf die normale Floppy verzichten, da das LSI20 auch normale HD-Disketten schreiben und lesen kann. Die Änderung der Bootsequenz kann sehr wichtig werden, wenn z.B. der Festplattentreiber durch ein "wildgewordenes" Programm zerstört wurde und der Rechner dadurch in der Bootphase abstürzt. Normalerweise hat man dann lediglich mit einer Floppy und Drücken der ALT-Taste die Möglichkeit, auf den Desktop zurückzukehren und den Treiber zu erneuern. Ohne Floppy wäre man nun aufgeschmissen. Ändert man aber die Bootsequenz, indem man das defekte Laufwerk aus der Bootsequenz entfernt, kann man jederzeit von einem anderen bootfähigen Laufwerk starten. Bedingung hierfür ist natürlich ein funktionstüchtiges Medium mit installiertem Festplattentreiber.

Funktionstasten

Die Funktionstasten werden beim Speichertest ausgewertet. Wenn man den Speichertest durch RETURN abbricht, wird die Standard-Bootsequenz verwendet. Drückt man statt dessen aber eine Funktionstaste, wird das entsprechende Laufwerk aus der Bootsequenz entfernt:

RETURN: IDEO-1 SCSIO-6 ACSIO-6 Fl: SCSI l-6 ACSIO-6 IDEO-1 F2: SCSI2-6,0 ACSIO-6 IDEO-1

F6: SCSI6,0-4 ACSIO-6 IDEO-1

F7: SCSIO-5 ACSIO-6 IDEO-1 SHIFT Fl: ACSI1-6 IDEO-1 SCSIO-6 SHIFT F2: ACS12-6,0 IDEO-1 SCSIO-6

SHIFT F6: ACSI6,0-4 IDEO-1 SCSIO-6 SHIFT F7: ACSIO-5 IDEO-1 SCSIO-6 CTRL Fl: IDE l SCSIO-6 ACSIO-6 CTRL F2: IDEO SCSIO-6 ACSIO-6

Wenn SCSI UND ACSI auf dem Rechner nicht verfügbar sind, wird keine Unterscheidung mittels der Shift-Taste vorgenommen.

Benutzerdefinierter Startup-Text in der Bootphase

Diese Möglichkeit kann man z.B. dafür nutzen, eine persönliche Begrüßung oder Werbebotschaft beim Einschalten anzeigen zu lassen.

Bildschirmausgabe von Bootseqenz und Bootdevice

Die ausgewählte Bootsequenz und das Bootlaufwerk werden in der Bootphase im Klartext angezeigt.

Speichertest-Timeout für eine verkürzte Autobootphase

Der Speichertest kann durch eine einstellbare Timeout-Zeit automatisch abgebrochen werden (wichtig für Server-Autostart oder Mailbox-Systeme). Das ist vor allem dann nützlich, wenn man über sehr viel Speicher verfugt, da der Speichertest ansonsten bis zu einigen Minuten dauern kann. Will man diese Möglichkeit nutzen, sollte man die Option "memtest-timeout" auswählen und im Zejlfeld den Timeout (in Sekunden) einstellen.

Das Patchprogramm kann eine Sicherheitskopie des Original-TOS schreiben (Option TOS-Backup). Das Original-TOS wird dann als OTOS.IMG gesichert. Je nach TOS-Version werden die Images automatisch Eprom-gerecht aufgeteilt und die Prüfsumme korrigiert.

Wichtige Voraussetzungen

Man sollte unbedingt HDDRIVER in einer relativ neuen Version ab 7.60 verwenden. Im Hades ist laut Meinung von Uwe Seimet der _MCH-Cookie mit einem Wert von $20000 falsch gesetzt. Deshalb benutzt der HDDRIVER in diesem Fall eigene IDE-Routinen, die mit Atapi nicht funktionieren. Ich werde mich bemühen, eine "saubere" Lösung mit Uwe Seimet zu vereinbaren.

Im Moment patcht mein Treiber das HD-DRIVER-Bootprogramm "direkt" in der Bootphase (also nicht auf dem Laufwerk direkt) und entfernt die Abfrage des IDE-Ports. Dadurch laufen dann alle Zugriffe korrekt über die XBIOS-Funktion DMA-READ/DMAWRITE, die ich für Atapi neu geschrieben habe (dies ist auch der Grund, warum der Patch z.Z. nur mit HDDRIVER Versionen ab 7.60 läuft).

Das Patchprogramm erkennt die TOS-Version automatisch

Es werden bisher folgende Rechner mit den angegebenen TOS-Versionen unterstützt:

Auch wenn die verwendete TOS-Version nicht aufgelistet ist, kann es trotzdem sein, daß der Patch mit anderen TOS-Versionen funktioniert. Das Patchprogramm überprüft die TOS-Version sehr genau, um Fehlfunktionen zu vermeiden. Bereits gepatchte TOS-Versionen werden nicht mehr als Original erkannt, was auch entsprechend im Reportfeld gemeldet wird. Man kann den Patch auf diese Versionen aber trotzdem wiederholt anwenden, um weitere Kopien der IMG-Dateien herzustellen. Der Patch von unbekannten TOS-Versionen kann zu Fehlfunktionen führen oder wird vom Programm verweigert, falls Abweichungen im Code erkannt werden. Man sollte daher immer eine Sicherheitskopie des Original-TOS machen!

Das Booten von Atapi und IDE l wurde erfolgreich auf dem HadesOöO und der MedusaT40 getestet. Auf dem Atari ST und dem TT konnte es noch nicht getestet werden, da ich keinen entsprechenden IDE-Adapter habe.

Für den TT gibt es meines Wissens nach nichts Derartiges. Dennoch ist es sinnvoll, den Patch auf dem TT zu installieren, da man damit wenigstens in den Genuß der anderen Patch-Features kommt wie ausführliche Bootmeldungen, Bootsequencer, Begrüßungstext und Speichertest-Timeout.

Der Patch kann auch auf das Falcon-TOS 4.04 vom 8.3.93 angewendet werden. Da ich momentan allerdings keinen passenden PLCC-Epromsockel habe, um das Eprom zu brennen, konnte ich die Funktionsfähigkeit bisher nicht testen.

Das Programm lauft derzeit auf dem Falcon nicht korrekt unter GEM, daher wird hier auf GEM verzichtet und einfach im Textmode konfiguriert.

Und nun kommen Sie

Wer kann mir ein TOS4.06 (ist es das aktuellste Falcon-TOS?) zum Testen geben? Wer den Patch am Falcon ausprobieren kann, der sollte sich bitte bei mir melden (stepwil@aol.com).

Wer positive oder negative Erfahrungen mit dem Patch gemacht hat, kann sich ebenfalls gerne an mich wenden, denn nur durch die Unterstützung der Anwender können evtl. bestehende Probleme behoben oder weitere sinnvolle Funktionen integriert werden.

Insbesondere die Programmierer von MagiC sind hiermit freundlichst und mit meiner vollen Unterstützung dazu aufgefordert, die neuen Features, insbesondere Atapi-Boot, IDE l-Boot und den Bootsequencer in MagiC zu integrieren. Die Sourcen sind frei und liegen dem Patch-Paket bei.


Stephan Wilhelm
Aus: ST-Computer 03 / 1999, Seite 20

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