Der Atari und das Jahr-2000-Problem

Bei der Frage, ob der Atari nun tatsächlich sicher vor dem Jahrtausend-Problem ist, herrschte bislang Unklarheit. Wir haben in dieser Sache recherchiert und Interessantes herausgefunden.

Vom Crash 2000 bleibt das ATARI-Betriebssystem verschont, es ist sogar 2100-fest (rpt 2100). Jedoch kann jeder von uns durch kurzsichtig programmierte Anwendungsprogramme, durch andere Betriebssysteme und durch Micro-Chips in allen Lebenslagen entscheidend betroffen werden, wenn das Problem nicht ernst genommen wird und nicht entsprechende Vorkehrungen getroffen werden. Dieser Beitrag erweitert und aktualisiert „2000 - der Crash findet nicht statt!“ (auf dem ATARI!) der STC/AI 10/1997 um weitere Aspekte (auch für Emulator-Anwender) wiederholt jedoch nicht alle Details. Alles natürlich nach bestem Wissen und Gewissen, aber ohne jegliche Gewähr!

Crash 2000 droht

Das ganze Problem hat nichts mit Esoterik oder Weltuntergangswarnungen einiger Fehlgeleiteter zur Jahrtausendwende zu tun. Daß Gott uns 10 Finger gab und wir deshalb die Zahl 2000 (= 2 x 10 x 10 x 10) für etwas Besonderes halten, berechtigt nicht zu der Annahme, dass Gott etwas für Zahlenspielereien übrig hätte. In anderen Zahlensystemen spielt das Jahr 2000 keine Sonderrolle, z.B. finden wir im Dualsystem erst 2048 wieder eine Zahl mit einer 1 und lauter Nullen. Der Computer-Crash 2000 ist zu 100% durch menschliche Unzulänglichkeiten verursacht und läßt sich mit entsprechendem Aufwand abfangen.

Weltweit werden etwa 17 Mrd. Micro-Chips für Steuerungszwecke und auch in PCs eingesetzt. Experten schätzen, dass mindestens 170 Mio. davon (1%) vom Crash 2000 bedroht sind.

Was steckt hinter diesem Schlagwort?

Als Hauptursache gilt zu große Sparsamkeit in Bezug auf Speicherverbrauch, und in neuerer Zeit sind auch Bereicherungsabsichten einiger Hersteller von Hard-und Software nicht auszuschließen. Dies führte dazu, dass bei fest programmierten Micro-Chips ("verdrahtetes Programm") oder in Computerprogrammen (auch dem BIOS oder Betriebssystem anderer Plattformen) für die Jahreszahl oft nicht genügend Speicherplatz eingeplant wurde, als häufigstes Beispiel nur zwei Stellen für das Jahr, d.h. statt 1999 wird nur 99 gespeichert. Dies führt dazu, dass das Jahr 2000 nur zweistellig, d.h. als Jahr 0, gespeichert und dadurch leider als 1900 (vierstellig) weiterverarbeitet wird. Differenzen von z.B. 2000-1999 werden so zu 1900-1999 = 0-99 = -99, was üblicherweise zu einem Programmabbruch (Stillstand) führt. Dies bedeutet bei Steuerungsprozessen ein ungesteuertes Weiterlaufen oder hat andere unerwünschte Effekte. Wird bei der Differenz (hier: -99) das Vorzeichen weggelassen ("Absolutbetrag"), eine bei der Programmierung nicht unübliche Vorgehensweise, so lautet das rechnerische Ergebnis 99, auch nicht gerade brauchbar. Weitere Fehlerquellen gibt es u.a. auch durch die Verschlüsselung negativer Zahlen als positive Binärzahlen u.v.a.

Für die Konsequenzen ist es in jedem Fall maßgebend, ob der Chip nur Ihren Videorecorder steuert oder Ihre Heizungsanlage, einen Fahrstuhl, ein Kraftwerk oder Kommunikationsnetz oder gar Kühlpumpen in einem Kernkraftwerk. Im einen Fall bleibt die Chip-Uhr stehen, im anderen Fall "glaubt" der Chip, das Teil wäre seit rund 100 Jahren nicht mehr gewartet worden und schaltet ebenfalls ab, um die Zerstörung des von ihm gesteuerten Bauteils zu verhindern. Ob Sie zu Silvester im Fahrstuhl festsitzen oder das Kernkraftwerk hochgeht - der Chip ist nicht intelligent. Natürlich sind Reservesysteme mit gleichartigen oder ähnlichen Chips ebenso betroffen. Wenn eine Milliarde Chinesen zur gleichen Zeit in die Luft springen, gibt es ein Erdbeben. Chinesen sind intelligent, sie werden so etwas wohl sein lassen, Chips und Programme sind es nicht! Und überall auf der Welt gibt es (Kern-) Kraftwerke, nicht nur in Tschernobyl.

Keine Panik sondern Gegenmaßnahmen!

Wie gehen andere Länder mit dem "2000-Bug" um? In den USA hat der Präsident das Problem zur Chefsache erklärt, und daher wurden von Regierungsseite Vorkehrungen getroffen, u.a". Koordinationsstellen eingerichtet. In Großbritannien empfiehlt die Regierung Vorratshaltung, da zur Jahrtausendwende die Infrastruktur (Strom, Kommunikation usw.) zusammenbrechen könnte. In Frankreich erwägt man ein totales Flugverbot zur Jahrtausendwende, schließlich könnten Leitstrahlen und die Beleuchtung nicht nur der Flughäfen ausfallen. Und runter kommen sie immer! In Deutschland ... ja was? Ich habe leider von nichts gehört (außer von Publikationen in Fachzeitschriften)! Sicher gibt es Maßnahmen! Wer weiß etwas? Bitte Infos an die Redaktion, da zu Weihnachten 98 selbst ein Drittes Fernsehprogramm noch nichts herausfinden konnte. Es soll hier natürlich nicht zum Geheimnisverrat aufgerufen werden! Jedenfalls ist es unvorstellbar, dass einer der größten Wirtschaftsstandorte des Planeten, wenn auch territorial ein Kleinstaat (s. Globus), den Millennium-Bug wie ein Kleinstaat ignoriert.

Was wohl in der Dritten Welt und in den sogenannten Schwellenländern passieren wird ...?

Bei deutschen Großunternehmen und auch Großstädten werden üblicherweise (hoffentlich!) 2000-Beauftrage eingesetzt, die wohl das Rad in großen Teilen neu erfinden müssen, falls/wenn (?) sie nicht auf Koordinationsstellen wie in den USA zurückgreifen können. Ein großes Problem sind mittelständische und Kleinunternehmen, z.B. auch Ärzte, die das Problem nicht kennen oder nicht ernst nehmen und schlimmstenfalls in Konkurs gehen können, weil z.B. Kunden- und/oder Auftragsdaten durcheinandergeraten oder verlorengehen oder Rechnungen erst mit monatelanger Verzögerung rausgehen. Hoffentlich haben zumindest die entsprechenden Verbände alle das Problem erkannt und leisten ihren Mitgliedern, auch unaufgefordert, Hilfestellung. Wenn man anderweitig professionelle Hilfe sucht, ist jedoch die Seriosität des Helfers zu prüfen, da das Ganze natürlich wunderbar für "Goldgräber" geeignet ist und viele renommierte Firmen vermutlich bereits alle Kapazitäten ausgelastet haben. Wie man hört, werden sogar Ruheständler reaktiviert. Vielleicht gibt es da noch freie Kapazitäten.

Besonders problematisch sind einerseits Micro-Chips, die an allen möglichen, auch an unerwarteten Stellen stecken können, z.B. in Infusionspumpen oder Narkosegeräten in Kliniken. Andererseits gibt es wartungsunfreundliche Kauf- oder Auftragssoftware (ein Update soll nur durch die Fremdfirma als teurer Folgeauftrag möglich sein) oder auch Eigenentwicklungen, zu denen die Dokumentation oder schlimmstenfalls sogar der Quelltext fehlt, Abhilfe würde dann riesige Programmierkapazität erfordern, und Neuprogrammierung wäre sinnvoller.

Wirklich gute und gleichzeitig ziemlich umfassende Beiträge zum Thema habe ich übrigens bisher nur in c't 1/99 gefunden. Aber, liebe Bibliotheksbenutzer, lesen Sie es nur nach und leihen Sie es sich nicht aus, damit andere auch drankommen. Es gibt auch Fotokopierer! Weitere mir zugängliche Quellen - ich kenne nur einen geringen Ausschnitt - konzentrieren sich leider zu sehr auf die WinDOS-Plattform (s. Realsatire 1998ff).

Für alle Leute, die nur privat Briefe tippen oder Spiele verwenden, ist es übrigens im allgemeinen weniger tragisch, wie der eigene Computer mit der Jahrtausendwende zurechtkommt, im schlimmsten Fall stellt man bei WinDOS-Systemen das Systemdatum eben um 20 Jahre zurück. Das ist zwar unschön, aber es ist ja nicht unser Problem (Ausnahme Emulatorbenutzer).

Real-Satire 1998ff

Wie sieht es auf anderen Schienen aus, z.B. auf der WinDOS-Plattform? Zum Teil traurig! Noch 1996er BIOS-Varianten waren laut Computerzeitschriften nicht alle 2000-fest. Weiter. Man staune: Windows98 hat in "Einzelfällen" 2000-Probleme, z.B. wenn man kurz vor Mitternacht 1999/2000 bootet, soll das Jahr 1900 im "aktuellen" Systemdatum erscheinen. Eine andere Zeitschrift wiegelt ab: "in seltenen Fällen". Wer es glaubt! Da probiert jemand aus, ob sein WinDOS-Computer 2000-fest ist, und dieser stürzt ab, nachdem das Datum probeweise auf kurz vor 0 Uhr 2000 verstellt wurde, zudem üblicherweise mit einer kryptischen Fehlermeldung à la "Schußverletzung an Adresse xyz", oder heißt es "Schutzverletzung"? Und schon ist der selten vorkommende Fall eingetreten und wurde wohl auch so entdeckt! Was macht dann ein bedauernswerter Nicht-Experte? Aber zumindest kündigte MS 1998 an, Anfang 1999 (superschnell!) die ca. 12 "kleinen" Probleme mit Patches aus dem Internet (!) zu beseitigen. Im Ankündigen sind einige Firmen bekanntermaßen hervorragend. Vergleichbares sollte sich einmal ein Autohersteller erlauben. Aber Hauptsache, der Rubel rollt!

Apropos Rubel! Kennen Sie schon den? Wie heißt Windows auf russisch? Windoff! Und wie heißt Windows bei deutschsprachigen Leuten, die auch andere Systeme kennen? Genauso, jedoch wird die zweite Silbe ein wenig gedehnt!

Gerade fällt mir ein, dass man über das Internet jede Festplatte ausschnüffeln kann und sei es nur mit dem edlen Motiv der automatischen Registrierung.

In Deutschland macht man so etwas selbstverständlich nicht, wage ich einmal ganz vorsichtig zu behaupten. Vorsichtig deswegen, weil es Softwarefirmen geben soll, die mehr Juristen beschäftigen als Programmierer oder war es so: die mehr für Juristen ausgeben als für Programmierung? Vielleicht wäre es stattdesssen angebracht, etwas mehr für die Vermeidung und Beseitigung von 2000-Bugs u.a. auszugeben.

In einem anderen Editorial wird schon ironisch vermutet, Windows2000 würde auch nicht 2000-fest werden. Das ist doch kein Problem: Wenn es erst 2000 ausgeliefert wird, kann es zur Jahrtausendwende nicht mehr steckenbleiben o.a. Aber vielleicht wird eine 3000-Festigkeit das Hauptverkaufsargument darstellen? Wenn schon, denn schon! Übrigens, wer es noch nicht gehört hat: Bill Gates soll von "computing on demand" träumen, d.h. bei jeder Einzelnutzung seiner Software klingelt es dann in seiner Kasse.

Computer-Bild wurde, soweit bekannt, bisher nicht von M$ verklagt, obwohl es in Zusammenarbeit mit dem TÜV in einem umfangreichen Test Windows98 mit "mangelhaft" bewertete und dieses Extrem-Urteil auch in späteren Ausgaben wiederholt zitierte. Schade, dass Zeitdiebstahl nicht strafbar ist oder zumindest zu Schadensersatz berechtigt.

Programmiersprachen

Mein 1997 vorsichtshalber initiierter Aufruf, entdeckte Datumsfehler bei auf dem ATARI verfügbaren Programmiersprachen an die Redaktion zu melden, erbrachte keine Hinweise. Es gilt aber weiterhin die Warnung, dass ungeschickt programmierte Anwendungsprogramme auch auf dem ATARI nicht auszuschließen sind.

Eine aus konzeptionellen Gründen für Datumsfehler geradezu prädestinierte alte Programmiersprache, nämlich COBOL, konnte von mir weder auf der ATARI Kommerz- noch auf der Free-/PD-/Sharewareschiene entdeckt werden (Rossipaul Softwareführer ATARI bzw. CD-INF, dort Suche nach "cob"). Leider ist COBOL auf Großrechnern (Mainframes) weiterhin eine große 2000-Gefahrenquelle.

Emulatoren und LINUX

Man kann vermutlich davon ausgehen, dass Emulatoren die 2000-Probleme ihrer "Trägersysteme" erben. Apple soll ja keine Probleme haben, im Unterschied zu anderen (s. Real-Satire). Das immer beliebtere betriebssichere Netzwerk-Betriebssystem LINUX, das bisher nur für ATARIs ab 68030-Prozessor (aber für ST/E tut sich ja derzeit etwas) verfügbar ist, soll derzeit bis 2039 funktionieren. Kein Problem, bei Bedarf sind wegen der offengelegten Architektur - es ist PD und kostenlos - üblicherweise schnell Nachbesserungen verfügbar.

Atari bis ins 22. Jahrhundert

In der ST-C/AI 10/1997 („2000 - der Crash findet nicht statt!“) wurde vom Verfasser bereits richtig dargelegt, dass unser Atari-Betriebssystem mit der Jahrtausendwende keinerlei Probleme hat, obwohl die ältesten Versionen vor 1985 programmiert wurden. Glückwunsch an die "Väter". Da hätten sich, frei nach Helmut Schmidt, "andere eine Stange abschneiden sollen"!

Nur von akademischen Interesse ist die Nachbesserung der guten Nachricht, jetzt heißt es nämlich: "ATARI bis 2107". Bedauerlicherweise habe ich 1997 ungeprüft aus der Begrenzung eines Uhreinstellbefehls laut Literatur auf die Jahre bis 2099 (Plausibilitätsprüfungen) gefolgert, dies wäre die Obergrenze der Systemuhr. Nach Entwicklung und Test eines bequemen Einstellprogramms stellte sich jedoch heraus, dass die Systemuhr erst später, nämlich am 31.12.2107 um Mitternacht stehenbleibt, d.h. anders als vorher angenommen, werden die sieben Jahresbits des Systemdatums voll genutzt. Programmtechnisch oder durch Patchen des Betriebssystems ließe sich natürlich auch diese Grenze überschreiten, jedoch sehe ich vor Entwicklung einer entsprechenden Langlebigkeitsbehandlung für Menschen keinen entsprechenden Bedarf.

29. Februar 2000

Ein weiterer 2000-Bug ist ein fehlender 29. Februar 2000. Schaltjahre sind bekanntlich alle durch 4 teilbaren Jahre mit Ausnahme der durch 100 teilbaren. Jedoch gibt es davon wieder eine Ausnahme, 2000 ist Schaltjahr! Aber auch hier wechselt die ATARI-Systemuhr brav vom 28.02.2000, 23:59 zum 29.02.2000, 0;00, ganz wie es sein sollte.

Schnelleinstellung der Systemuhr

Leute mit Hardwareuhr stellen diese äußerst selten nach, Leute ohne eine solche bei jedem Einschalten, falls sie auf aktuelles Datum/Uhrzeit Wert legen, z.B. für Textverarbeitung (Erstellungsdatum eines Textes). Neben dem für diese Zwecke umständlichen Kontrollfeld gibt es zahllose Hilfsprogramme in Bootsektor, AUTO-Ordner und als ACC. Leider war trotz Zuhilfenahme des CD-ROM-Inhaltsverzeichnisses (STC/AI-PD 151, neuer: als CD-INF auf der Leser-CD 10/98) keines zu finden, das sowohl nach 2000 funktionierte als auch ein schnelles Stellen erlaubte (Forderungen: keine Punkte und Doppelpunkte eingeben, natürliche Eingabereihenfolge) als auch nach dem Einstellen keinen Speicher mehr verbrauchte, was für Besitzer von ST ohne Speichererweiterung wichtig ist. Also musste ein neues her.

TIME2107.PRG (Freeware auf Leser-CD 10/98, Ordner LAST_MINUTE) kommt einer Hardware-Uhr am nächsten. Es wird in den AUTO-Ordner Ihrer Boot-Partition oder Ihrer Textverarbeitungsdisk usw. kopiert, kann aber auch direkt aus dem Wurzelverzeichnis gestartet werden. Es erlaubt durch einen kleinen Trick für alle Jahre von 1997 bis 2107 das schnellstmögliche Eingeben von Datum und Uhrzeit beim Booten oder nachträglich. Aktualisierte Werte werden bei jedem Aufruf in der Datei TIME2107.INF (in der Wurzelebene) gespeichert. Diese Daten sind daher beim nächsten Einschalten bekannt, und es genügt, nur veränderte Werte neu einzutippen, im allgemeinen nur den Tag (zweistellig) und, falls wichtig, die Uhrzeit. Das Datum wird nur nach Jahreswechsel in voller Länge ttmmjjjj eingegeben (z.B. Öl 012000, Prost, neues Jahrtausend!). Sollen die gespeicherten Werte aus TIME21.07.INF als einigermaßen aktuelle Grobeinstellung beibehalten werden, so genügt zweimaliges Return=Enter. Falls das Datum nach dem Einschalten auf ein Jahr ab 1997 gestellt wurde, bleibt TIME2107.PRG bei einem RESET unsichtbar, speichert aber die weitergelaufene Zeit in TIME2107.1NF neu.

Für vorsichtige Leute, die noch mit Disk und dort mit Schreibschutz arbeiten, sind weitere Varianten beigefügt.

Crash-Simulation - 2107 vorverlegen

Wenn Sie auch einmal Crash 2000 spielen wollen, Ihr ATARI kann auch dies, allerdings nur als "Crash 2107", echt beruhigend! Die folgende Primitiv-Simulation funktioniert auch auf dem Falcon. Verwenden Sie beispielsweise die Uhreinstellfunktion des Kontrollfelds. Wir wollen es hier jedoch für den Ordner TIME2107 von der Leser-CD 10/98 erklären: Starten Sie TIMETEST.PRG. Es gibt die bisherige Systemzeit aus und verstellt die Systemuhr auf 1986 und zwingt so TIME2107 zur Abfrage. Wenn Sie nun TI-ME2107 aus dem Wurzelverzeichnis Ihrer Disk oder Festplatte mit Doppelklick starten, fragt Sie TIME2107 auch ohne Neu-Einschalten des Rechners nach Datum und Zeit. Es zeigt jedoch nicht 1986 sondern bietet den gespeicherten Wert aus TIME2107.INF zum Ändern an, falls Sie diese Datei nicht gelöscht haben. Sie können nun vorübergehend die Systemuhr auf den 31.12.2107 um 23:59 zu stellen.

Sie werden mit TIMETEST, dem Kontrollfeld o.a. feststellen, dass auch nach Minuten die Systemuhr nicht auf Neujahr weitergelaufen ist - nicht die schlimmste Variante eines Crash. Nochmals TIMETEST und TIME2107 aufrufen und die Uhr wieder richtig einstellen. Und dann darüber freuen, dass das, was "woanders" (zum Teil noch auf 1996er Computern und später) bei der Jahrtausendwende passieren wird, bei uns (sogar auf 1986er Computern) erst in fernster Zukunft "droht".

Eigene Aktivitäten

Es ist Ihre Sache, ob Sie für die Jahrtausendwende Vorräte anlegen oder sofort in Ihrem Einflußbereich auf die Suche nach verborgenen Micro-Chips und 2000-Bugs in Programmen gehen oder Vorgesetzte auf das Problem bei Hard- und Software aufmerksam machen, falls diese es noch nicht kennen oder nicht ernst nehmen. Es ist Ihr Arbeitsplatz, der im schlimmsten Fall bei einem Konkurs Ihrer Firma verloren geht. Jedenfalls gibt es viele Möglichkeiten zu reagieren. Wenn dann (hoffentlich) doch fast alles gutgeht, weil genügend viele Menschen das Problem ernst genommen und etwas unternommen hatten, werden zwar die Abwiegler behaupten, dass alles halb so schlimm war. Aber da unsere Welt vielfältig vernetzt und verzahnt ist, können leider kleine Nachlässigkeiten, die weltweit gleichartig auftreten, große negative Auswirkungen zeigen - ja, um die Zeit geht es. Übrigens, wenn Sie Experten für Ihre Firma erst noch suchen müssen, sind Sie etwas spät dran.

Leider muss man nicht nur in der Theaterwelt, sondern auch bei Computern stets mit Murphy's first law rechnen: "If something can go wrong, it will!" (Murphy's erstes Gesetz: "Wenn etwas schiefgehen kann, so wird es das auch!"). Lassen Sie uns in diesem Sinne vorbeugen! Es wird billiger!


Dieter Koch
Aus: ST-Computer 03 / 1999, Seite 26

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