Die richtige Bedienung der Suchmaschinen

Der Vorteil des Internets: Die Informationsvielfalt ist riesig. Der Nachteil des Internets: Die Informationsvielfalt ist riesig. Suchmaschinen versprechen einen schnellen Zugang zu gewünschten Informationen, doch nur wenige wissen auch, wie man sie effektiv benutzt.

Die Anzahl der Webseiten im Internet steigt täglich. Es gibt heute kaum ein Themengebiet, zu dem es nicht Dutzende, manchmal Hunderte oder gar Tausende von Angeboten gibt. Den Weg zu diesen Informationen bahnen die zahlreichen modernen Suchmaschinen - praktische "Gelbe Seiten" des Internets, die das Auffinden der gewünschten Dokumente ermöglichen sollen. Der Datenbestand dieser Dienste ist mittlerweile so riesig groß, dass eine effektive Suche schnell unüberschaubar wird.

Wer kennt die Situation schließlich nicht? Man gibt einen einzelnen Begriff in einen der Searchengines ein und wartet sehnsüchtig auf das Ergebnis. Kurze Zeit später erhält man eine fast endlose Liste an URLs und Themengebieten, die teilweise nur allzu wenig mit dem gesuchten Begriff zu tun haben. Gefragt ist also eine effektive Nutzung der Suchdienste.

Webkataloge und Suchmaschinen

Die verschiedenen Suchdienste werden allgemein als "Suchmaschinen" oder "Searchengines" bezeichnet. Diese Zusammenfassung ist jedoch nicht präzise genug, da sie außer acht lässt, dass es grundsätzlich zwei verschiedene Ansätze für Suchdienste gibt: den Webkatalog und die eigentliche Suchmaschine. Der Unterschied zwischen diesen beiden Diensten liegt in deren Arbeitsweise. Klassisches Beispiel eines Webkatalogs ist der vielleicht älteste und sicherlich erfolgreichste Vertreter seiner Art: "Yahoo!". Yahoo! unterhält eine Vielzahl von Mitarbeitern, die ihren gesamten Arbeitstag damit verbringen, Webseiten aufzuspüren, zu prüfen sowie thematisch einzuordnen - sie katalogisieren das Internet. Zumeist erhalten sie ihre Informationen von den Seitenbetreibern und "InternetSurfern" selbst, die Web-Adressen für eine Aufnahme in diesen Katalog vorschlagen. Der Vorteil eines Webkatalogs ist seine relativ strenge (und damit übersichtliche) thematische Gliederung. Webseiten werden nach Oberbegriffen gespeichert, unter denen man gezielt suchen kann. Weitere Beispiele für Webkataloge sind z.B. "Web.de", "DINO" oder auch "Lycos".

Suchmaschinen (auch Searchengines genannt) benötigen keine menschliche Hilfe, um ihren Datenbestand stetig zu vergrößern. Sie durchkämmen das Internet selbständig nach neuen oder bisher unentdeckten Angeboten. Eine Suchmaschine ist also nichts anderes als eine Ansammlung verschiedener Programme, die automatisch das Web durchsuchen, die gewonnenen Daten auswerten, indizieren und dem Anwender in einer Datenbank zur Verfügung stellen.

Vorteil dieser Dienste ist der immense Datenbestand, den diese Engines bereitstellen. Der Nachteil liegt in der fehlenden thematischen Gliederung, die ein Suchen unter allgemeineren Oberbegriffen verhindert. Beispiele für Suchmaschinen sind z.B. "Alta Vista" oder auch "Excite".

Bevor Sie sich also auf die Suche nach Informationen im Internet machen, sollten Sie sich im klaren sein, welche Informationen Ihnen bereits vorliegen und wie Sie mit diesen am schnellsten zu einem Ergebnis kommen. Wenn Sie z.B. herausfinden möchten, was das Web allgemein zum Thema "Atari" bereithält, sollten Sie einen Webkatalog zu Rate ziehen, der Ihnen das Thema untergliedert nach einigen Unterthemen in der Übersicht bietet und Ihnen so ein gezieltes Auswählen nach Interessen ermöglicht.

Für einen Searchengine wäre dieser Begriff zu allgemein. Entweder brauchen Sie hier präzisere Vorstellungen, was genau Sie über den Atari herausfinden möchten, um die Suche einzuschränken oder Sie steigen eben auf einen Katalog um.

Zum Vergleich: Zum Begriff "Atari" findet Yahoo! 203 Einträge, geordnet in 10 Kategorien. Die Suchmaschine "Hotbot" listet zu diesem Suchwort auf einen Schlag 45390 Einträge auf.

Noch deutlicher wird dieser Umstand bei Suchbegriffen, die mehrere Bedeutungen haben können: Wollen Sie z.B. etwas über einen Web-Browser für den Atari herausfinden, so sollten sie (zumindest in einer Suchmaschine) nicht einfach dem Begriff "Cab" eingeben. In einer Searchengine bekommen Sie dann nämlich auch eine Liste von Seiten zu amerikanischen Taxiunternehmen angezeigt. Bevor Sie hier zur Software von Alexander Clauss vorgedrungen sind, kann einige Zeit vergehen. Gefragt ist in diesem Fall also eine Optimierung der Suche.

Gezielt suchen

Einfacher wird die Suche, wenn man von vornherein weiß, welche Informationen genau gesucht werden. Dazu sollte man sich neben dem eigentlichen Thema einige Begriffe überlegen, welche die Suche präzisieren bzw. einschränken. Wenn Sie sich also über das Angebot an Software auf dem Atari informieren möchten, sollten Sie sich vor der Nutzung von Suchdiensten einige Begriffe überlegen, um die Suche vereinfachen und das Ergebnis übersichtlicher halten werden. "Software" selbst stellt ja schon einen einschränkenden Begriff dar, "Textverarbeitung" könnte ein weiterer sein. Optimal ist es natürlich, wenn Sie genau wissen, zu welcher Software genau Sie Webangebote suchen.

Wenn Sie sich also über Internet-Software auf dem Atari informieren möchten, stellen die Begriffe "Atari", "Software" und "Internet" schon eine recht gute Präzisierung dar. Im obigen Fall sollten auch schon die Begriffe "Atari" und "Cab" genügen, da nicht zu erwarten ist, dass es noch allzu viele andere Lösungen gibt, die unter diesen Suchworten indiziert sind.

Denken Sie aber umgekehrt auch immer daran, dass die Anzahl der Suchbegriffe den Umfang der Suchergebnisse bestimmt. Hier gilt: Je allgemeiner man sich informieren möchte, desto weniger Begriffe sollte man eingeben, und je schneller man ans Ziel gelangen möchte, desto mehr einschränkende Stichworte müssen angegeben werden.

Und, oder ... oder nicht?

Sie haben sich einige Begriffe überlegt? Dann kommen wir nun zur konkreten Umsetzung Ihrer Suche. Unser Ziel ist es, die Begriffe nun so zusammenzusetzen, dass sie in einem Suchdienst möglichst schnell zu einem bestimmten Ergebnis führen. Dazu dienen bei Suchmaschinen die logischen Verknüpfungen AND, OR und NOT. Wer schon einmal programmiert hat, wird sich mit der Verwendung dieser Verknüpfung auskennen. Für alle anderen sollen sie hier anhand konkreter Beispiele erläutert werden.

Klammern

Genauso logisch (und äußerst effektiv) ist die Nutzung von Klammerpaaren, die die Möglichkeiten einer gezielten Suche noch maximieren. Stellen Sie sich vor, Sie wollen mit dem Flugzeug reisen, möchten Ihre Suche jedoch auf deutsche und amerikanische Fluggesellschaften begrenzen. Sie könnten nun mit den obigen Begriffen schon einigermaßen gezielt arbeiten, indem Sie z.B. zuerst nach deutschen und anschließend (in einer zweiten Runde) nach amerikanischen Gesellschaften suchen. Dieser Weg ist sicher möglich, erfordert aber einiges an Auswahl. Einfacher ist es, eine komplexe Anfrage durch die Verwendung von Klammern zu starten. Im obigen Beispiel könnte man z.B. folgendes in einen Suchdienst eingeben:

(deutsch OR amerikanisch) AND Fluggesellschaft

sucht wie gewünscht nach deutschen und amerikanischen Fluggesellschaften im Internet. Beachten Sie aber, dass die Auswertung der Begriffe abhängig von der Klammerung ist:

 Fluggesellschaft AND ("Lufthansa" OR "Delta")

...ist grundsätzlich etwas anderes als...

 (Fluggesellschaft AND "Lufthansa") OR "Delta".

Phrasen

Wie Ihnen in dem vorangegangenen Beispiel vielleicht aufgefallen ist, habe ich Ihnen still und heimlich eine weitere Suchtechnik untergeschoben: die Phrasensuche. Dabei setzt man den gesuchten Ausdruck in Anführungszeichen und erzwingt dadurch eine Beschränkung des Suchergebnisses auf genau den Begriff, der zwischen den Zeichen steht.

Statt der an sich getrennten Wörter Falke Verlag sollte man eher "Falke Verlag" eingeben, um hier von vornherein falsche Ergebnisse auszuschließen. Im ersten Fall würde ein Suchdienst nämlich alle Seiten liefern, die mindestens einen der angegebenen Begriffe "Falke" oder "Verlag" enthalten (also ähnlich OR), im zweiten Fall beschränkt sich die Suche exakt auf den Begriff "Falke Verlag".

Wildcards

Was in Dateisystemen möglich ist, funktioniert auch in den meisten Suchmaschinen: die Nutzung von sogenannten "Wildcards". Wenn Sie z.B. im deutschen Suchdienst "Fireball" die Anfrage Fußball* eingeben, liefert dieses als Ergebnis z.B. Fußballspiel oder Fußballtrainer. Wichtig ist, dass Sie zumindest einen kompletten Wortstamm eingeben.

Metawörter

Einige Suchmaschinen ermöglichen auch die Suche nach sogenannten Metawörtern, die in den HTML-Dokumenten angegeben worden sind. Dadurch kann man sehr gezielt nach bestimmten Seitenelementen wie z.B. Applets, Videos oder Tabellen suchen.

Außerdem kann man die Suche auf bestimmte Domgins oder ein Datum beschränken, vor oder ab dem ein Angebot verändert wurde. Zumeist sind diese Optionen in eigenen Feldern anzugeben oder in Formularen komfortabel auszuwählen.

Einige der vorhandenen Möglichkeiten sind bisher für Atari-Surfer aber eher uninteressant, da Sie Features suchen lassen, die auf diesem Rechner bisher nur unzureichend oder noch gar nicht implementiert wurden. So kann man z.B. mit der Eingabe featureshockwave gezielt nach Seiten mit Shockwave-Dateien suchen. Da Shockwave aber noch nicht auf dem Atari zur Verfügung steht, hat der AtariBesitzer auch keinerlei Nutzen davon. Aus diesem Grunde beschränken wir uns auf eine Übersicht der für nahezu jeden nutzbaren Metawörter.

Metasuche

Obwohl einige Suchmaschinen auf eine Sammlung von Millionen von Webseiten verweisen können, hat jeder Dienst nur einen beschränkten Datenbestand. Wer sich nun einen möglichst weiten Überblick verschaffen möchte, muss entweder verschiedene Suchdienste einzeln bemühen oder Metasuchmaschinen benutzen.

Diese leiten die Anfrage an eine Reihe von Suchmaschinen weiter, sortieren deren Ergebnisse, löschen doppelte Einträge und präsentieren dem Anwender einen umfassende Sammlung von Webseiten aus den verschiedensten Quellen. Der Vorteil liegt für den Benutzer in der Arbeitserleichterung und der Zeitersparnis. Allerdings sollten Sie bedenken, dass Sie auf diesem Wege nicht alle Funktionen der einzelnen Suchdienste in vollem Umfang nutzen können. Außerdem ist das Ergebnis manchmal so überwältigend umfangreich, dass man schnell den Überblick verlieren kann.

Alternativen zu Suchmaschinen

Auch Metasuchmaschinen garantieren nicht automatisch einen Sucherfolg, denn das Angebot von Webseiten ist schon heute unüberschaubar groß und wächst ständig. Bei Webkatalogen kommt hinzu, dass besonders topaktuelle Seiten schon deshalb nicht aufgeführt sein können, da die Erfassung und die Prüfung durch die Mitarbeiter sehr langwierig sein kann. Wartezeiten von drei Wochen von der Anmeldung bis zum Eintrag sind bei großen Katalogen wie Yahoo! keine Seltenheit.

Andere Seiten werden nie angemeldet und auch von Suchmaschinen nie gefunden, da die entsprechenden Schlüsselwörter in der HTML-Datei vom Betreiber nicht angegeben wurden.

Sollten Sie also nach Informationen zu einem Thema suchen und in den Suchdiensten nicht zu dem gewünschten Ergebnis kommen, so ist eine Anfrage in themenverwandten Newsgruppen oftmals von Erfolg gekrönt. In diesem Fall kommt sogar noch eine gewisse Qualitätssicherung durch die Teilnehmer der Newsgroups hinzu, die ihre eigenen Lieblingsseiten empfehlen werden. Eine weitere Orientierung bieten sogenannte "WebRings". Wenn der Betreiber sein Angebot in so einen Verbund eingetragen hat, kann man komfortabel zwischen thematisch zusammenhängenden Seiten springen. Voraussetzung ist natürlich, dass Sie irgendwann einen Startpunkt für Ihre Reise gefunden haben.

In einer der kommenden Ausgaben werden wir gezielt auf einige Suchdienste eingehen und sie in ihrer Leistungsfähigkeit miteinander vergleichen.


Thomas Raukamp
Aus: ST-Computer 02 / 1999, Seite 54

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