Bombaman

Es ist ruhig geworden auf dem Spielemarkt für Ataris. Leider interessieren sich große Firmen wie Bullfrog oder Microprose nicht mehr dafür, gute Unterhaltungsgames für das TOS-System zu publizieren.

Doch wühlt man ein wenig im Internet herum, sieht man deutlich, dass diese Tatsache nicht das Aus für gute ST-Spiele bedeuten muss. Und genaugenommen kann man dieser Situation auch etwas Positives abgewinnen: Wird für ein in der Online-Welt publiziertes Game überhaupt ein Entgelt gefordert, dann handelt es sich in der Regel nur um wenige Mark und nicht um horrende Summen wie 79 DM oder gar 119 DM.

Ein vergleichsweise neues Game für den STE ist "Bombman". Dabei handelt es sich um ein Multi-Player-Game, das über zwei Jahre lang in reinem 68000er-Assembler-Code programmiert wurde. Das Resultat ist ein Unterhaltungsprogramm, welches auf beeindruckende Weise von den Vorteilen des STE gegenüber dem ST Gebrauch macht. Das Spiel ist einfach erklärt: Auf einem Spielfeld bewegt man ein kleines Männchen, das sich bemühen muss, mit Hilfe von Bomben die gegnerischen Männchen außer Gefecht zu setzen. Der Spieler, der als Letzter überlebt, gewinnt. Bomben können nach Norden oder nach Süden explodieren. Werden Hindernisse bzw. Blöcke zerstört, hagelt es Bonuspunkte und Powerups für noch mehr Kraft und Effektivität beim Bombenlegen.

Zwischen zwei und vier Personen können bei diesem Spiel mitmachen, wobei die ersten beiden Akteure über den Standard-Joystick-Port angeschlossen werden, Spieler Nummer drei und vier über die Power-Pad-Anschlüsse.

Bombman kann sowohl von Diskette als auch von der Festplatte gestartet werden, und die verfügbaren Einstellungsmöglichkeiten sind vielfältig: Spieler- und Spielfeld-Auswahl, Soundeinstellungen, Highscores und vieles mehr kann, wie bei guten Spielen gewohnt, direkt abgerufen werden.

Der Original-Sound besteht aus einer 3-Kanal-Komposition, die direkt über den Soundchip des STE abgespielt wird. Auf Wunsch kann die Musik während des Spiels auch abgeschaltet werden (was nach einer längeren Spielzeit trotz der guten Realisation durchaus auch wünschenswert ist).

Werden Bomben gelegt, pulsieren diese zunächst langsam, und eine Sekunde, ehe sie drohen zu explodieren, pulsieren sie schnell, insbesondere dann, wenn sie sich in der Nähe anderer Bomben befinden und drohen, eine besonders explosive Mischung mit einer anderen Bombe zu erzeugen.

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Die Grafik dieses Spiels ist farbenfroh und vielseitig gewitzt, was nicht zuletzt auch daran liegt, daß alle Bewegungen sehr weich und spaßig umgesetzt wurden. Damit die Spannung aufrechterhalten bleibt, gibt es eine Menge an Extras in Form von Power-Ups für Bomben (inklusive Extrabomben), Geschwindigkeitssteigerungen, Global-Effekte, unsichtbare Bomben, Molotov-Cocktails, Mega- und Midi-Explosionen, Zufalls-Effekte, Bonuserweiterungen und vieles mehr. Wird einer dieser Zusätze beim Herumlaufen eingesammelt, wird dies durch Zusatzgrafiken rund um den Kopf der Spielfigur gekennzeichnet. Einige der Bonusse halten die gesamte Spielzeit über an, andere wiederum erlöschen nach wenigen Sekunden, so dass ein gezielter Einsatz der verschiedenen Waffen gefragt ist.

Besonders witzig ist, daß man Bomben oder Molotov-Cocktails nicht nur legen, sondern in Richtung der Gegner werfen oder treten kann, denn unvergleichbar ist das zufriedenstellende Gefühl, wenn man den Wurf einer Bombe so gut getimed hat, dass deren Explosion den Gegner in genau der richtigen Sekunde erwischt. Dabei ist die Umsetzung der Würfe und Tritte einfach realisiert worden, so dass man sich die Finger am Joystick oder Joypad nicht verknoten muss: Man dreht die Spielfigur in die gewünschte Wurfrichtung, legt per Feuerknopf die Bombe ab und drückt nochmals den Feuerknopf. Aber Vorsicht ist geboten, denn geworfene Bomben prallen von der Wand ab, und wenn man sich etwas ungeschickt in der Gegend herum bewegt, knallt es vor der eigenen Nase!

Und wenn man sich trotz aller Bemühungen zu ungeschickt anstellt und viel zu lange benötigt, um die Gegner außer Gefecht zu setzen, kommen aus versteckten Ecken und Wänden Zombies und andere furchterregende Gestalten hervor und ärgern alle Mitspieler, indem sie überraschend Bomben zünden und sich bemühen, das gesamte Spiel inklusive aller Spielfiguren zu terminieren.

Fazit

Lange nicht mehr so einen Spaß gehabt. Sicher, die Bildschirmabbildungen zeigen deutlich, dass ein solches Spiel nicht im Gewand der Pentium 300-3D-Action-Games daherkommen kann, doch ist es nicht das, was wir alle seit langem vermissen: Spielwitz und hoher Unterhaltungsgrad anstatt futuristischer Animationssequenzen im Science-Fiction-Design, die kaum die Interaktion des Spielers zulassen? Einziger Wehrmutstropfen ist, daß es keine computergesteuerten Gegner gibt, gegen die man spielen könnte. Da auch nicht jeder ein Joypad für den erweiterten Joystickport für den STE besitzt, wäre es auch wünschenswert gewesen, der Programmierer hätte zusätzlich eine Tastatursteuerung für den dritten und vierten Spieler eingebaut. Schön ist wiederum, dass während des Spiels Gebrauch von den auflösungsverschwendenden Rändern des STE-Bildschirms im ST-Low-Modus gemacht wird, so dass man auf einem vergrößerten Spielfeld agieren kann.

Die Version, die Sie im Internet oder über unseren Disketten-Service erhalten, ist insofern eingeschränkt, als nur eine begrenzte Anzahl an Spielfeldern zur Verfügung steht. Die Registrierung kostet 5 Pfund (nur ca. 15,- DM), so dass es sich durchaus lohnt, dem Programmierer (aus England) einen entsprechenden Eurocheque zukommen zu lassen, um die Vollversion per Email oder Diskette zugesendet zu bekommen.

Preis der Vollversion: ca. 15 DM Bezugsquelle: Testversion Diskettenservice (Spezial-Diskette 1/99)



Aus: ST-Computer 01 / 1999, Seite 59

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