TOS 2.06-Karte für die Westentasche

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TOS-Karten gibt es inzwischen einige, doch eine so kleine Lösung, wie sie nun von der Firma ADS-Electronic aus der Schweiz hergestellt und vertrieben wird, gab es noch nie. Sie passt sogar in einen ATARI Stacy!

Auf der ATARI-Messe 1996 erhielten wir vom Entwickler, Herrn Dillinger, zwei erste seriengefertigte Karten, die wir nun einem Test unterzogen haben.

Bei der Konstruktion der Karte hatte sich die Firma ADS das Ziel gesteckt, die Ausführung Konkurrenzprodukten gegenüber in folgenden Punkten zu optimieren:

Hardware

Die uns zur Verfügung gestellten Exemplare scheinen diese Punkte einzuhalten. Die Größe der Karte beträgt lediglich 95 mm x 24 mm x 4 mm (L x B x H).

Der Aufbau der Hardware ist denkbar einfach:

Auf einer Platine in der oben genannten Größe befinden sich ein Sockel für MC68000- Prozessoren, ein wenig Steuerelektronik sowie ein PROM, auf dem sowohl ein deutsches als auch ein schweizer TOS 2.06 gespeichert sind. Oberhalb der GAL befindet sich aus diesem Grunde eine kleine Lötbrücke, mit Hilfe derer man die Sprache selektieren kann.

Der Einbau erfolgt ähnlich wie bei der Magnum-ST-RAM-Karte, die wir Ihnen bereits in der vorangegangenen Ausgabe ausführlich vorgestellt haben.

Das heißt aber auch, dass Sie nicht ganz ohne Lötarbeiten auskommen, denn die TOS-Karte wird in Reihe mit dem 68000-Prozessor geschaltet. Da die CPU bei den ATARIs im Normalfall nicht gesockelt ist, muss man den Einbau auf eine der folgenden Weisen vornehmen: Entweder man setzt die Karte direkt auf den Prozessor und lötet die Beine des auf der Karte befindlichen Sokkels an die Beine des 68000ers oder man entfernt die CPU, setzt die TOS-Karte ein und steckt die CPU auf den Sockel. Der Arbeitsaufwand ist in beiden Fällen identisch.

Bei den herkömmlichen ST-Modellen sind keine weiteren Lötarbeiten mehr notwendig.

Die MEGA-ST-Variante

Die Firma ADS hat zur Freude der MEGA-ST-Besitzer auch eine entsprechende Variante hergestellt, deren Einbau erheblich leichter ist und aus diesem Grunde auch sehr schnell vonstatten geht. Und zwar wurde diese Karte mit einem 2 x 32 PIN DIN-Sockel für den MEGA-ST-Bus ausgestattet und muss aus diesem Grunde nur aufgesteckt werden.

Da ATARI keine Spannung auf diese Extension geführt hat, ist es nun nur noch notwendig, eine kleine Litze auf das Motherboard zu verlegen (5V z.B. C72 beim IC U39 Pin 36). Das ist alles.

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Die TOS-Card in Originalgröße. Hier die Mega ST-Variante ohne durchgeschleiften CPU-Sockel.

Software

Wie bereits eingangs erwähnt, sollte laut Zielsetzung das alte TOS erhalten bleiben, damit eine volle Datenkompatibilität zu älteren Programmen gewährleistet ist.

Dies wurde so realisiert, dass das alte TOS (selbstverständlich) nicht entfernt wird, und dass man nun softwaremäßig umschalten kann.

Da der ATARI noch vor dem Booten von der Festplatte auf das Diskettenlaufwerk zugreift, erschien es nun als praktikabelste Lösung, eine Software zur Verfügung zu stellen, die beim Starten des Rechners angibt, mit welchem TOS gearbeitet werden soll. Das Boot-Programm wird in zwei verschiedenen Varianten angeboten. Bei Lösung Nummer eins startet der Rechner bei eingelegter Diskette automatisch mit dem TOS 2.06, bei Lösung zwei wird der Anwender gefragt, ob er mit dem neuen Betriebssystem starten möchte. Die Antwort wird mit Y oder N (yes/no) Quittiert.

Ist beim Starten des ATARIs keine Diskette eingelegt, verhält sich der Rechner so, als wenn keine Erweiterung eingebaut wäre.

Fazit

Da es eine Menge Arbeit und Zeit erspart hat, haben wir diese Karte mit einem ATARI MEGA ST 4 getestet. Sie funktionierte einwandfrei, und das TOS 2.06 verrichtete auf Anhieb seinen Dienst. Das ist erfreulich. Dank der kompakten Bauweise lässt sich diese Karte sogar auf den Mini-ATARIs - wie z.B. dem Stacy - betreiben. Es wäre jedoch schön gewesen, wenn man den MEGA-ST-Bus durchgeführt hätte, da dieser von einigen Anwendern für diverse Lösungen benötigt wird.

Eine andere Kleinigkeit, die uns gestört hat, ist die Tatsache, dass die Boot-Diskette beim Einschalten des Computers im Laufwerk sein muss. Der Grundgedanke, die Betriebssysteme per TOS umzuschalten, ist sicherlich korrekt, doch ist davon auszugehen, dass nur noch wenige Programme auf das ganz alte TOS ab 1.x angewiesen sind. Folglich werden die Anwender dieser Karte überwiegend mit dem TOS 2.06 arbeiten wollen. Eine Lösung, die das TOS 2.06 voraussetzt und ein Zurückschalten ermöglicht, erscheint uns ein wenig sinnvoller. So könnte man zumindest die Diskette "einmotten" und müsste diese nicht bei jedem Rechnerstart parat haben.

Wer seinem Rechner aber neben einem neuen TOS 2.06 auch mehr Speicher gönnen möchte, ist mit der Magnum-ST-Karte sicher besser beraten. Der Preis in Höhe von 150,- SFr. (ca. 1:1 zu DM) scheint in Anbetracht der modernen Bauweise und guten Verarbeitung durchaus angemessen.

Preis. 150,- SFr Preis in DM bitte erfragen

Bezugsquelle: ADS Electronic Dillinger Dorfstr. 45 CH-5436 Würenlos


Arne Schütt
Aus: ST-Computer 04 / 1997, Seite 20

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