Sind sie noch zu retten? Streamer-Laufwerke für ATARI

Als die Computer ins Industrieleben und danach auch in den Home-Bereich einzogen, entstanden Daten auf elektronischer Basis. Seit dieser Zeit ist der Begriff Datenverarbeitung nicht mehr wegzudenken. Seit dieser Zeit ist es aber ebenso notwendig, diese Daten vor einem Verlust durch Zerstörung, Manipulation oder Diebstahl zu schützen.

Die Gefahr von Informationsverlust existiert aber nicht erst seit dem Computerzeitalter. Schon vorher wurden Informationen, Fakten und Daten des täglichen Gebrauchs sicher verwahrt. Das beste Beispiel für eine wichtige Datensammlung ist die Adreßdatei, die sich über Jahre hinweg ansammelt. Solche Daten sind sehr schwer wieder herzustellen. Die Datensicherung von Print-Medien findet zumeist in Form des Fotokopierens statt. Jeder, für den Daten existentiell wichtig waren oder sind, betreibt eine Art Datensicherung.

Datensicherung 1993

Im Jahre 1993 sind die Home-Computer so ausgestattet, daß der Besitzer eines mittelständischen Betriebs vor Jahren noch die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen hätte, weil sich keiner diese immens teuren Geräte hätte kaufen können. Der Standard-Home-PC ist heutzutage schnell, bunt und hat eine große Festplatte im Gehäuse. 300- bis 400-MB-Festplatten bekommt man schon unter 1000,- DM, und in kleinen und mittleren Betrieben sind wesentlich größere Massenspeicher im Einsatz. Ein Grund für den wachsenden Speicherbedarf ist die stetig steigende Größe der Applikationen, die immer mehr zu leisten vermögen. Ein weiterer ist die ständig steigende Flut an Daten, die bei E-Mail-Systemen, CAD, DTP, EBV und Videoanwendungen entsteht. Doch viele dieser Daten brauchen nicht ständig im Zugriff zu stehen, sondern könnten dauerhaft archiviert werden, um lediglich bei Bedarf darauf zurückgreifen zu können. Reichten vor einigen Jahren noch ein paar doppelseitige Disketten zur persönlichen Datensicherung, würde ein Backup von 200 MB auf heutzutage gängigen HD-Disketten mehrere Stunden kostbare Zeit in Anspruch nehmen.

Bandarbeit

Eine wesentlich schnellere Methode ist das Sichern auf ein Band. Allerdings waren die großen Schränke mit den riesigen Bändern (in fast jeder ‘Straßen von San Francisco’-Folge zu sehen) nicht für den Home-PC geeignet. Aber auch vor ihm machte die Miniaturisierung nicht Halt, und es entwickelten sich mehrere Typen von Bandlaufwerken. Diese Laufwerke, Streamer genannt, finden ihr momentanes Entwicklungsende in vier verschiedenen Varianten.

Gegen Ende des Berichts findet sich ein Test von fünf Streamern: drei Geräten mit der QIC-Technik, einem DAT-Streamer und ein Gerät mit dem D/CAS-System. Ein Video-DAT-Gerät stand leider nicht zur Verfügung.

JetStream: Der Konfigurationsdialog
JetStream: Das File-Verzeichnis wird als Dateibaum dargestellt.
JetStream: Die Buttons für die Tape-Steuerung

Steuermann

Die beste Hardware nützt nichts, wenn sie nicht von der Software unterstützt wird. Auf dem ATARI-Markt ist die Auswahl wie gewohnt nicht besonders groß, und so bleiben nach einiger Recherche nur drei Programme übrig: je ein Programm der Firmen VEBA-Applikations, JetStream und Gemar. Die Firma VEBA-Applications war nicht bereit, ihre aktuelle Version testen zu lassen, da sie nach eigenen Angaben schon veraltet ist. Eine neue Version befindet sich noch in der Beta-Test-Phase. Sobald diese Software fertiggestellt ist, werden wir darüber berichten. So standen sich zwei Programme gegenüber: JetStream, eine kommerzielle Software, und Gemar, welches Shareware ist.

Testaufbau

Da Datensicherung für jeden eine individuelle Sache ist, fällt es schwer eine Konfiguration zu finden, die allen Ansprüchen gerecht wird. Als Testsystem kam ein ATARI TT 10/4 mit einer 425er Quantum-Festplatte zum Einsatz. Auf der Quantum-Platte wurde eine 250-MB-Partition eingerichtet, die zu drei Fünfteln gefüllt wurde. Das Dateienspektrum reicht von sehr kleinen Dateien bis zu Dateien, die 5 bis 6 MB groß sind. Beim Test wurden zwei Backup-Verfahren verwendet. Das File-Backup und das Image-Backup. Der Vorteil des File-Backup liegt in der Möglichkeit des gezielten Zurückspielens von bestimmten Dateien, während der Vorteil des Image-Backups darin zu sehen ist, ein Spiegelbild der gesamten Festplatte erzeugen zu können. Da der Computer beim Image-Backup nicht auf der Festplatte nach einzelnen Dateien suchen muß, läuft der Streamer in der Regel, ohne Pausen einlegen zu müssen, durch. Die Tabelle zeigt im oberen Bereich die ermittelten Zeiten. Dazu muß als erstes gesagt werden, daß die Zeiten nicht allzu genau genommen werden können, da es immer wieder zu naturgemäßen Schwankungen kommt. Eine Toleranz von ca. 5% sollte auf jeden Fall eingeräumt werden. Bei den ersten beiden Werten wurden alle Dateien der großen Partition gesichert und wieder zurückgespielt. Die Zeit für das Einlesen des Indexes steht direkt darunter. Anschließend wurden zehn einzelne Dateien selektiert, die wie folgt in der Plattenstruktur lagen:

G:\CDWIN293\
SOUND\SOUND004.WAV  985588 Bytes 
G:\DIV\BLOND_1.TXT    2048 Bytes
*2.TXT                7736 Bytes
*3.TXT                7826 Bytes
*4.TXT                1645 Bytes
G:\FILME\
TTMEDIUM\ENGINE.FLM 5445738 Bytes 
G:\SP1ELE\INVASI0N.
VEC\SHIP.PIC           160 Bytes
G:\LACOSTE.CVG        8452 Bytes
G:\SPOSCHLE.CVG       9418 Bytes
G:\VORLAGE.CDK     1955498 Bytes

In der Summe ergibt das 8424109 Bytes, verteilt auf zehn Dateien. Dadurch ist das Backup-Programm gezwungen, sich durch die Plattenhierarchie zu arbeiten. Die Backup-Zeit spiegelt genau diesen Vorgang wider. Die Restore-Zeit repräsentiert den umgekehrten Vorgang. Aus dem kompletten Backup wurden diese Dateien selektiert und auf die Platte zurückgespielt. Das dritte Zeitpärchen wurde durch ein Image-Backup der 250 MB-Partition ermittelt. Der letzte Wert ist die benötigte Zeit, um das Band einmal umzuspulen.

Ein Test am Falcon und an einem ATARI ST fand aus Zeitgründen nicht statt. Prinzipiell werden Streamer aber auch von der Software unterstützt, wenn sie am DMA-Port angeschlossen sind. Eine AT-Bus-Streamer-Lösung (Floppy-Streamer) für den Falcon ist noch nicht erhältlich.

Die Software...

... ist das eigentliche Herz des Backup-Systems. Hieran scheiden sich oft die Geister. Eine unkomfortable Software, die nicht fein genug aufs System abgestimmt werden kann, verdirbt oft die Lust am Backup. Eine Software, die tausend Einstellungen bietet, kann zwar optimal aufs System abgestimmt werden, benötigt aber viel Zeit und Geduld, verknüpft mit ein wenig Know-how. Wie in der Einleitung schon erwähnt, stellten sich zwei Kandidaten zum Test.

JetStream

bietet nach dem Start eine Desktop-Oberfläche, bei der die Partitionen des Computers als Icons am linken Bildschirmrand und die angeschlossenen physikalischen Laufwerke als Icons am rechten Bildschirmrand dargestellt werden. Im Dateimenü findet sich alles Wesentliche, wie z.B. Backup und Restore. Im Menü Backup-Art wird zwischen Datei- oder Image-Backup gewechselt. Alle speziellen Einstellungen findet man im Menü Optionen. Im eigentlichen Sinne widerspricht sich die letzte Aussage schon, da es nur eine spezielle Einstellung gibt. Es handelt sich hierbei um die Blockanzahl im Untermenü ‘Parameter einstellen'. Die Blockanzahl ist dann auch sehr entscheidend für die Zeitmessung. Wie anfangs schon erwähnt, gibt es durchaus Zeitschwankungen. Diese Schwankungen werden unter anderem durch die Blockanzahl wesentlich beeinflußt. Der Wert gibt die Anzahl der Blöcke an, die auf einmal auf das Streamer-Band geschrieben oder gelesen werden sollen. In ungünstigen Fällen hört der Streamer nämlich auf zu streamen und muß bei neuen Blöcken stoppen und neu ansetzen. Je nach Streamer-Art und Bandgeschwindigkeit muß die Ansatzstelle durch Spulen neu angefahren werden. Ein Streamer mit einer hohen Bandgeschwindigkeit kann also in diesem Fall durchaus längere Positionierzeiten haben als ein langsames Modell. Im optimalen Fall läuft der Streamer einmal an und stoppt erst mit dem letzten Bit. Das passiert unter anderem bei einem Image-Backup. Beim Datei-Backup muß schon etwas experimentiert werden, um den besten Wert zu finden. Da diese ganze Geschichte viel Zeit braucht, wurden für den Test die voreingestellten Werte beider Programme benutzt. Eine große Hilfe beim Backup einzelner Dateien ist die speicherbare und ladbare Selektion bestimmter Dateien. So können z.B. immer die gleichen Dateien gesichert werden, und die Auswahl geschieht durch einfaches Laden einer Selektionsdatei. Erstellt wird diese einmalig durch Auswahl eben dieser zu sichernden Dateien im Dateibaum und anschließendes Speichern der Selektionsdatei. Ein wirklich gelungenes Hilfsmittel.

Play, Stop and Delete

Selbstverständlich fehlt eine Tape-Ansteuerung nicht. Damit kann das Band nach Benutzung zurückgespult werden. Allerdings fragt das Programm auch vor dem Beenden kurz nach, ob das im Streamer befindliche Band zurückgespult werden soll. Des weiteren kann das Band gelöscht werden bzw. umgespult werden. Das Umspulen ist besonders vor der ersten Benutzung wichtig, da das Bandmaterial hierdurch gestrafft wird. Es kann durchaus passieren, daß sich bei zu langer Lagerung das Band etwas gelockert hat. Die Umspulzeit findet sich deshalb auch in der Tabelle wieder.

Der letzte Punkt in JetStream ist der Batch-Betrieb, der Vorgänge automatisch ablaufen läßt. Da ein Backup in der Regel am Ende eines Arbeitstages stattfindet, wäre es lästig dem Rechner bei der Arbeit zuzuschauen und gelegentlich ein Knöpfchen zu drücken. Denkbar ist auch ein zeitgesteuertes Backup über eine Shell. Falls z.B. eine Mailbox in der Nacht eine automatische Datensicherung durchführen soll, läßt sich das durchaus mit einem Batch realisieren.

Hilfe

Diese bietet JetStream nicht nur per Handbuch, sondern auch im Programm selber. Allerdings ist dort kein Hypertextsystem integriert, sondern drei Bildschirmseiten mit einer kurzen Anleitung. Bei der Einfachheit des Programms ist sicherlich auch nicht viel mehr notwendig.

Gemar

Gemar: Die Backup-Parametrisierung
Gemar: Der Streamer-Konfigurationsdialog
Gemar: Die File-Selektierung erfolgt wie auf dem GEM-Desktop

Wesentlich ausführlicher und umfangreicher ist das Hilfesystem in Gemar. Das Shareware-Produkt von Steffen Engel bietet an jeder Stelle des Programms eine entsprechende Hilfe, wenn die Help-Taste gedrückt wird. Der Hilfetext erscheint in einem Fenster, und falls es weitere Stichworte zu dem Thema gibt, kann dorthin verzweigt werden. Allerdings ist es kein Hypertextsystem das würde der Sache noch den letzten Schliff geben.

Gemar hat nach dem Start auch ein Desktop aufgebaut, auf dem die Partitionen als Icons ersichtlich sind. Ein Streamer-Icon wird ebenso dargestellt, aber es ist vorerst nicht an wählbar. Aktiviert wird der Streamer erst durch das Kommando ‘Band laden’ . Dieses Kommando ist mit den Tape-Steuerbefehlen (Umspulen, Löschen, etc.) unter dem Menü ‘Streamer’ zu finden. Bevor aber der Streamer überhaupt angesprochen werden kann, muß die Software zunächst konfiguriert werden. Unter dem Menü ‘Einstellungen’ finden sich drei wichtige Einträge zur Konfiguration. Die Desk-Einstellungen beinhalten die Anzeigeattribute der Dateien im Fenster und einen Punkt ‘Dialogfenster’. Wird dieser aktiviert, erscheinen alle Dialoge in einem Fenster. Schön und gut, werden einige sagen, aber was ist, wenn ich alle sieben Fenster unter TOS schon geöffnet habe? Kein Problem für Gemar, das in diesem Fall den nächsten Dialog wieder normal darstellen würde, um somit einen reibungslosen Ablauf zu garantieren.

Einstellungssache

Bei den Streamer-Einstellungen gibt Gemar dann richtig Gas. Um jeden Streamer auch ansprechen und benutzen zu können, lassen sich diverse Parameter verändern; Load-Time. Rewind-Time, Space-Time, Wait vor/nach SCSI, Data-Timeout, Blockgröße, Quick-File-Access, Mode-Sense, Mode-Select, Test Unit ready usw. Dadurch sollte es möglich sein, jeden SCSI-Streamer optimal zu konfigurieren. Die Blockgröße ist dabei ein recht gefährlicher Parameter, da durch Fehleinstellung das Backup nur Schrottwert erhalten kann. Allerdings wird die Blockgröße vom Programm voreingestellt, nachdem festgestellt wurde, was für ein Streamer angeschlossen ist.

Die Backup-Einstellungen runden die Sache noch ab. Neben ein paar Flags, die mehr oder minder wichtig sind, gibt es im unteren Teil des Backup-Parameter-Dialogs die Puffer-Konfiguration. An dieser Stelle sei noch etwas Wichtiges angemerkt: Da JetStream ohne Puffer arbeitet, wurde für den direkten Vergleich bei Gemar der Puffer auf null KB gestellt. In der Regel bringt eine Puffererhöhung eine Geschwindigkeitssteigerung. Aber die Größe des Puffers ist eine Sache, die erst nach vielen Tests optimal eingestellt werden kann. Um also gleiche Voraussetzungen zu schaffen, wurde auf den Puffer bei Gemar verzichtet. Ein weiterer Faktor ist die Datenrate. Diese sollte auf jeden Fall größer sein als die angegebene Rate des Laufwerks. Erst dann kann ein Streamer wirklich im Stream-Betrieb gehalten werden. Und das wiederum bringt erst die richtige Zeitersparnis.

Automatisch

Wie JetStream hat auch Gemar einen einfachen aber effektiven Batch-Betrieb. Durch den Rekorder kann ein Arbeitsvorgang sogar aufgezeichnet und anschließend per ASCII-Edi-tor evtl, nachbearbeitet werden .Die Arbeit mit Gemar fällt einem sehr leicht, da die Arbeitsgänge bei Backup und Restore dem Kopieren auf dem Desktop sehr ähneln. Durch die ständige Weiterentwicklung am Programm liegt das Outfit sehr im heutigen Trend. Dies hat natürlich nichts mit der Funktionalität oder der Datensicherheit zu tun, aber das Auge ißt ja bekanntlich mit. Schaut man sich die Zeiten in der Tabelle an, so liegen beide Programme beim Backup nicht wesentlich auseinander. Gemar schreibt in der gleichen Zeit wie JetStream die Daten aufs Band, aber zusätzlich gibt es bei Gemar noch ein paar Sicherheiten. Es schreibt einen Index VOR den Daten aufs Band. Der Platz dafür wird durch die Datenselektierung vorberechnet. Ein weiterer Index steht hinter den Daten am Ende des Backups. Zusätzlich schreibt Gemar einen TAR-In-dex (kommt aus dem UNIX-Bereich) aufs Band, was im Notfall die letzte Rettung bedeuten kann. Sollten die beiden Gemar-Indexe aus irgend einem Grund defekt oder falsch sein, kann immer noch über den TAR-Index auf das Band zugegriffen werden. Der zusätzliche Schreibaufwand beim Backup beträgt in der Regel 512 Bytes pro Datei mehr. Bei Streamern mit größeren Blök-ken entsprechend mehr. Als letzte Neuerung ist ein Verify hinzugekommen. Es erlaubt den zusätzlichen Check der eben auf Band gesicherten Daten.

Streamer als ROM

Im Zeichen von MiNT/Multi-TOS und neuen File-Systemen kann Gemar mit einer aktuellen Neuheit glänzen. Es gibt einen funktionierenden XFS-Treiber, der es ermöglicht, den Streamer als Read-Only-Laufwerk aus allen Programmen zu nutzen. Selbst ein Calamus SL mit einigen Modulen wurde problemlos geladen und gestartet. Allerdings sollte nicht verheimlicht werden, daß dies über 10 min gedauert hat. Eine Anwendungsmöglichkeit davon können eigentlich nur riesige Daten-Files sein, die auf der Platte nicht ständig Platz haben. Aber auch als Medium für 2-GB-Cliparts ist es denkbar.

Zu guter Letzt sollten die Handbücher nicht unerwähnt bleiben. JetStream kommt mit einem großzügig layouteten DIN-A4-Heft, welches alle Programmfunktionen erklärt. Gemar hat ein kleines umfangreiches DIN-A5-Heftchen mit vielen Beispielen und Hilfen.

Fazit

Wenn hier zwei Autos verglichen worden wären, wäre JetStream ein Golf II und Gemar die S-Klasse. Ans Ziel kommt man mit beiden Programmen, nur der Komfort unterscheidet sie erheblich. Der Gewinner ist Gemar, da für wenig Geld sehr viel geboten wird. Gemar vertritt das Shareware-Prinzip in verschiedenen Ausbaustufen. Durch die Falcon-Unterstützung und den XFS-Treiber kann die momentane Wahl nur Gemar heißen. Wer aber eine sichere stand-alone-Lösung haben will, ist mit JetStream nicht schlecht beraten. Man sollte sich allerdings vorher vergewissern, ob die vorgesehene Hardware auch wirklich unterstützt wird.

JH

Gemar:
Steffen Engel Kröppelstr. 2 38100 Braunschweig
Preise:
Registrierung für private User: 70,- DM + zusätzliche 3 Updates: 100,- DM
Profianwender: 200,- DM

JetStream:
Dirk Steins
Auf dem Feldchen 48
53859 Niederkassel
Preis: 299,- DM

Die Hardware

Zur Hardware gibt es nicht sonderlich viel zu sagen. Aussagekräftig sind auf jeden Fall die Werte in der Tabelle. Anschlußprobleme gab es mit keinem Streamer. Der Teac-Streamer bildet mit seiner Technik leider eine Insellösung. Die 600-MB-Hürde ist gerade genommen, und es ist fraglich, ob sich auf diesem Bandmaterial mit dieser Technik des Laufwerks noch wesentlich mehr Daten unterbringen lassen. Denn mit 183m und einer Geschwindigkeit von über 2 m/s bei der dünnem Audiokassettenbandbreite bleibt nicht mehr viel Spielraum. Ein Pluspunkt für Platzfanatiker ist das 3,5"-Gehäuse, das eigentlich überall Platz finden sollte.

Das DAT-Gerät hat einen großen Vorteil: es ist sehr leise. Da das Tape mit nur 10,4 mm/s am Kopf vorbei wandert, bleiben die Geräusche, die die Kassette verursacht, im angenehmen Bereich. Erst wenn das Band nach Gebrauch zurückgespult wird, kommt „Musik“ aus dem Gerät. Getestet wurde ein DAT-Streamer von der Firma Exabyte. Die sehr geringen Bandkosten (90m ca. 35,- DM) sprechen eine deutliche Sprache. Lediglich der Anschaffungspreis von über 2000,- DM für ein DAT-Gerät läßt den User wieder ins Grübeln kommen. Vorsicht bei der Bandwahl ist auf jeden Fall geboten. Es sollten ausschließlich Bänder verwendet werden, die auch als Backup-Medium gekennzeichnet sind. Zwar nimmt das Gerät auch ohne zu Murren eine Audio-DAT-Kassette an, aber diese haben einen höheren Metallanteil. Dadurch kann es schneller zur Korrosion kommen, und die Datensicherheit wäre über extrem lange Zeiträume nicht mehr gegeben.

Der Stand der Technik ist heute so, daß es ein DAT-Grundgerät gibt, welches 2 Gigabyte (2000 Megabyte) sichert. Ist auf der Platine noch ein Kompressionschip integriert, lassen sich dadurch bis zu 8 Gigabyte auf einem Band sichern. Die zukünftige Entwicklung sieht so aus, daß die DAT-Technologie 1993/94 unkomprimierte 4 GB auf einem 120m-Band sichern kann bei einer zu erwartenden Datenrate von ca. 500 KB/s. Gegen Ende der 90er Jahre werden auf einem 180m-Band mit einer sehr hohen Übertragungsrate 16 Gigabyte auf einer Kassette Platz finden. Konkurrenz bekommt DAT durch einen etablierten Standard. QIC hat sich seit etlichen Jahren einen festen Platz in der Backup-Welt erobert und ist sicherlich nicht bereit, ihn aufzugeben. Momentan gibt es Geräte, die unkomprimiert bis zu 2 Gigabyte speichern können. Mit Kompression läßt sich das auf ca. 4 Gigabyte verdoppeln. Die Entwicklung in diesem Bereich geht aber größere Schritte, so daß schon 1993/94 ein 10-GB-Gerät kommen wird, mit einer Datenrate von 1600 KB/s. Für Ende der 90er Jahre wird die 100-Gigabyte-Grenze angepeilt bei einer Datentransferrate von mehr als 7500 KB/s. Keiner kann aber im Moment sagen, welches System in der Zukunft das Rennen machen wird. Vielleicht sind die beschreibbaren CDs dann so mächtig, daß keiner mehr ein recht umständliches Bandsystem haben möchte.

## Begriffserklärung rund um das Thema Streamer

Append: „Zusatz“ Schreiben von Daten im Anschluß an vorher geschriebene Daten, im Gegensatz zum Überschreiben vorher erfaßter Daten
BOT: „Beginning of Tape“;
BPI: „Bits per inch“; Maßeinheit für die Anzahl der Bits pro Zoll auf einem Speichermedium EOT: „End of Tape“ Bandendemarkierung
GCR: „Group Code Recording“ ein für Data-Cartridge-Laufwerke oft verwendetes Verfahren zur Datenverschlüsselung. Dieser Code kombiniert hohe Datendichte mit relativ einfacher Dekodierung.
Image Backup: Backup einer Festplatte im Verfahren Sektor für Sektor. Spur für Spur Normalerweise das schnellste Sicherungsverfahren Unpraktisch, wenn nur eine Datei rekonstruiert werden muß.
LP: „Load Point", physikalischer Punkt auf dem Magnetband ca 1 Meter hinter dem BOT Die Aufzeichnung von Daten beginnt hinter dem Load Point.
Mode Select: Verändert die Konfiguration eines Gerätes
Mode Sense: Liest die Konfiguration des Gerätes
MTBF: „Mean Time Between Failure“: Betriebszeit zwischen zwei aufgetretenen Fehlern
MTTR: „Mean Time To Repair“: Mittlere wahrscheinliche Instandsetzungszeit bei Ausfällen PE: Phase Encoding (Phasenkodierung). Verfahren zur Kodierung von Daten, zuverlässig und leicht zu dekodieren, aber in der Datendichte nicht effizient.
Quick File Access: Beim QFA wird dem Gerät mitgeteilt, daß ein gewisser Block benötigt wird, und der Streamer fährt die Tracks nicht komplett ab, sondern liest die ersten paar Blöcke ein und schaut nach, auf welchem Track sich der gewünschte Block befindet. Dadurch wird die Space-Time erheblich reduziert.
QIC: „Quarter Inch Cartridge Committee“; Vereinigung von Laufwerks- und Medienherstellern, die für für die Standardisierung der Data-Cartridge-Technologie sorgt
Random Access: Freier Zugriff. Möglichkeit, einen beliebigen Datenblock direkt anzusteuern
Restore: Wiedereinlesen; Methode, um Daten im Verlustfall mittels einer Data Cartridge dem System wieder verfügbar zu machen.
Rezension: Spannen. Wichtigste Funktion vor Erstbenutzung eines Cartridges Gewährleistet die korrekte Bandspannung und sorgt so für optimalen Kontakt zwischen Lesekopf und Band Wird durchgeführt durch Umspulen des Bandes von BOT bis EOT.
Sequential Device: Ermöglicht Zugriff auf einen Datenblock erst, nachdem alle vorangegangenen Dateien gelesen wurden (im Gegensatz zum freien Zugriff durch Random Access)
Track: Spur Linearer Bereich auf dem Band, auf dem Daten aufgezeichnet und gelesen werden können.
Underrun: Wenn die Übertragungsgeschwindigkeit vom Computer zum Laufwerk geringer ist als die Arbeitsgeschwindigkeit des Laufwerkes, stoppt das Laufwerk und positioniert das Band neu. um eine gleichmäßige Aufzeichnung zu gewährleisten.
Verify: Interner Vergleich der auf Band gespeicherten Daten mit denen auf der Festplatte. Gewährleistet eine zusätzliche Sicherheitsprüfung.

Die QIC-Laufwerke

Auf dem Prüfstand befanden sich gleich drei QIC-Laufwerke der Firma Tandberg sowie ein Komplettgerät aus dem Hause Hard&Soft, in dem ein QIC-Gerät der Marke Viper seinen Dienst verrichtet. Das 500-MB-Laufwerk und das 2-GB-Laufwerk stammten direkt von der Firma Tandberg. Das 1-GB-Laufwerk stammt von der Firma Colorado, die aber die Streamer bei Tandberg fertigen läßt und dort auch bezieht. Die drei Laufwerke machen einen sehr soliden Eindruck. Die 5,25" großen Geräte passen in jeden Standardschacht und lassen sich ohne Probleme betreiben. Etwas nervig ist die Geräuschentwicklung der Bänder. Bei dem 500-MB-Laufwerk erreicht das Band eine Arbeitsgeschwindigkeit von über 3 m/s, was sich durch deutliche Geräusche feststellen läßt.

Bei dem Viper-Laufwerk, übrigens mit 250 MB Kapazität der Winzling im Testfeld, ist der offene Schacht ein Ärgernis. Denn jeder, der schon mal ein Elektrogerät aufgeschraubt hat, weiß, wie sehr sich der Staub nach solchen Geräten sehnt. Bei einem offenen Laufwerksschacht wird es nicht ausbleiben, daß das Reinigungsband öfter hervorgeholt werden muß. Allerdings bietet das Komplettgerät gerade für den Einsteiger eine schöne Lösung.

Wer denn jetzt?

Welcher Streamer der beste ist, sollte jeder selbst entscheiden. Einen Testsieger oder -Verlierer gibt es eigentlich nicht. Ein Auswahlkriterium ist zunächst sicherlich die Speicherkapazität. Wer eine 250-MB-Festplatte hat, sollte sich deshalb keinen 250 MB Streamer kaufen. Die Faustregel sagt, daß man mindestens auf doppelte Streamer-Kapazität achten sollte. Da es schon viele Anwender mit 200er-Platten gibt, wurde das Testfeld auch dementsprechend ausgestattet. In der 0,5-GB-Klasse gibt es das Teac-Laufwerk und das QIC-525. Der Teac-Streamer ist die kleinere und billigere Lösung. Das Laufwerk sollte im Handel für etwas mehr als 1000,- DM erhältlich sein. Das QIC-525 ist dagegen schon ein wenig teurer. Dafür bekommt man aber ein System, bei dem eine lange Lebensdauer gewährleistet ist. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß ein Bekannter auch einen Streamer hat, der QIC-500-kompatibel ist. Neben Tandberg und Viper gibt es noch weitere Hersteller solcher QIC-Laufwerke (Wangtek, Conner ...). Dadurch steht einem Austausch schon mal nichts im Wege. Bei professionellen Anwendern tritt die Austauschbarkeit mehr in den Vordergrund. So kann ein QIC-2-GB-Band eine Menge an Bild-Scans aufnehmen, die dann vom Dienstleister weiterverarbeitet werden können. Je mehr Daten gesichert werden müssen, um so größer muß die Kapazität des Laufwerks sein und um so mehr kostet das Laufwerk.

Sich zwischen 2-GB-DAT und 2-GB-QIC zu entscheiden ist sicherlich keine leichte Aufgabe. Die Vorteile bei DAT sind die kleine Kassette und die extreme Laufruhe. Das QIC-Laufwerk ist dafür deutlich schneller. Im Test kam dies leider nicht sofort zum Vorschein. Die langsamen Zeiten kamen deshalb zustande, weil der Streamer nicht dauerhaft im Stream-Betrieb gehalten werden konnte. Durch die hohe Übertragungsrate von 300 bis 600 KB/s sind softwareseitige Puffer- und Parameteranpassungen nötig, zu denen leider keine Zeit war.

Eine harmlose Schlange

Das Viper-Laufwerk enttäuschte zwar in bezug auf Geschwindigkeit und Arbeitsgeräusch - trotzdem ist die Komplettlösung aus dem Hause Hard&Soft zu empfehlen, da neben der Hardware auch das Programm JetStream mitgeliefert wird. Für knapp 1500,- DM stellt es ein richtiges Einsteigermodell für ATARIaner dar.

JetStream

Positiv:

Negativ:

Gemar

Positiv:

Negativ:

JH

Streamer:R-Byte 100 Gemar/Jet-StreamIVIT-2ST/F50BTDC 3820TDC 4120TDC 4220Viper 150
Full-Backup12,28 15,4417,32 152518.42 17,2419,19 18,0615,08 13,3933.45 31,27
Full-Restore29,17 19,2326,05 17,0426,18 18,5826,50 19,0523,06 14,4144,02 34,55
Einlesen des Index10 s 5 s6 s 5 s2s 2s3 S 2 s2s 2s4 s 4 s
einz. Dateien Backup0,58 1,051 01 0,510,57 0,561.22 1,201,04 0,512,55 2,40
einz. Dateien Restore13,23 15,40959 12,2711,16 14,1411,36 14,397,57 10,1118,15 21,43
Image Backup19,14 20,3519,39 19,2123,40 22,3822,23 22,2521,56 15,4347.32 46,54
Image Restore22,12 24,0020,26 19.1724,22 22,2923,44 22,2522,44 15,1049.02 47,37
Umspulzeit1)1)4,203,323,333,174,40
Aufnahmeformat (ANSI/ISO/ ECMA)DDS (21 tracks)D/CAS 103QIC 525QIC 1000QIC 2GBQIC 150
zusätzlicheAufnahmeformateQIC 150 QIC 120QIC 525 QIC 150 QIC 120QIC 1000 QIC 525 QIC 150 QIC 120QIC 120
zusätzlich lesbare FormateD/CAS 85 D/CAS 25QIC 24QIC 24QIC 24QIC 24 QIC 11
Bandgeschwindigkeit10,4 mm/sec2,286 m/sec3,048 m/sec2,032 m/sec1,8 m/sec2.286 rn/sec
Datendichte bits per inch61.000 bpi x 1,870 tpi = 114.070.000 bits/sq.inch32 304 bpi16.000 bpi36 000 bpi40.600 bpi10 000 bpi
0 Datentranferrate laut Hersteller233 kB/sec242,3 kB/sec200 kB/sec200-300 kB/sec300-600 kB/sec112,5 kB/sec
0 Datentransferrate durch Image-Backup221,9 207,3217,2 220,5180,3 188,6190,7 190,4194,6 271,589,8 91
Bandlänge90 m183 m311 m (183 m)232 m (289 m)289 m (365 m)183 m (311 m)
Speicherkapazität2 GB600 MB525 MB(320 MB)1 GB (1,2 GB)2 GB (2,5 GB)150 MB (250 MB)
MTBF (meantime between failures)50.000 poh power on hours10.000 poh120.000 poh150.000 poh200.000 poh15.000 poh
mttr(meantime repair)2.)30 min oder weniger30 min oder weniger30 min30 min30 min
Fehlerquote (soft)1/10A15 bits1/10*7 bits< 1/10A15 bits< 1/10A15 bits< 1/10A15 bits< 1/10A8 bits
Lautstärke45 dB (A)50 dB (A)55 dB (A)55 dB (A)55 dB (A)2)
SCS11 auf SCSI 2per Jumpernur SCS11neues Eprom erforderlichper Software in Flash-Eproper Datacatridge oderSCSI-Portnur SCS11
Preis laut Hersteller:2.400 DM2.)1.890 DM2 520 DM2.890 DM3 ) 1 449 DM
1.) Das Laufwerk verweigerte bei dieser Funktion den Dienst
2. ) Keine Herstellerangaben
3.) Komplett-Lösung (Gehäuse, Netzteil + Laufwerk)
Die Zeiten: 12,45 = 12 min + 45 sec


Aus: ST-Computer 11 / 1993, Seite 25

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