Die Revolution der Musikwelt

Die faszinierenden elektronischen und digitalen Musikinstrumente haben in den letzten Jahrzehnten die Musikwelt revolutioniert. ATARI-Computer waren durch ihre eingebaute MIDI-Schnittstelle und die ansprechende Bedieneroberfläche sehr schnell die am häufigsten benutzten Computer für Musikanwendungen. Und man höre und staune: Sie sind es immer noch. IBM-Kompatible und Macintosh mischen zwar immer mehr mit, sind aber in diesem Bereich bei weitem nicht so erfolgreich wie ATARI.

Mit ATARIs neuem Produkt, dem Falcon030, könnte die Führungsposition für Musikanwendungen bei konsequentem Marketing noch weiter ausgebaut werden. Grund genug für uns, die neueren Entwicklungen auf diesem Gebiet etwas ausführlicher unter die Lupe zu nehmen.

Die Entwicklung

Mit der industriellen Verbreitung der akustischen Musikinstrumente, wie zum Beispiel Klavier, wurde auch in den breiteren Schichten der Bevölkerung der Hang zur musikalischen Betätigung geweckt. Kaum eine höhere Tochter, die nicht Klavier spielen konnte. Die Hausmusik hielt ihren Einzug in die Wohnzimmer.

Als sich später die elektrischen Instrumente verbreitet haben, änderte sich auch die bevorzugte Musik der Massen. Nach dem Bekanntwerden der Beatles gab es wohl kaum noch einen jungen Mann, der sich traute, ohne eine Gitarre unter dem Arm seine Angebetete anzusprechen. Die Bands sprossen massenhaft aus dem Boden. Dann begann die Ära der großen Festivals wie Woodstock. Aber wie man auch zu den einzelnen Stilrichtungen stehen mag. eines hatten sie gemeinsam: sie brachten Menschen zum Musikmachen zusammen.

Erst durch die digitale Technologie wurden die Musiker in die Lage versetzt, auch alleine ganze Band- oder Orchesteraufnahmen herzustellen. Ein riesiger technischer Erfolg, der sozial gesehen zweifelhafte Auswirkungen zeigt. Vorbei sind die großen Feste und das spontane gemeinsame Musizieren: Man sitzt in seinem kleinen, mittleren oder großem MIDI-Studio und produziert alleine mehr oder weniger geniale Musik.

Lassen Sie sich nicht von meinem aufgesetzten Pessimismus entmutigen. Die digitalen Musikinstrumente üben eben eine Faszination aus, der sich die wenigsten entziehen können, ich natürlich auch nicht. „Live“ spielen kann man ja trotzdem noch! Oder?

Gegen Ende der sechziger Jahre verbreiteten sich auch schon die ersten Synthesizer. Sie waren analog, das heißt, es wurde versucht den Verlauf einer akustischen Welle in elektrische oder elektromagnetische Verläufe umzusetzen. Bei dem späteren digitalen Prinzip werden Klänge erst in Zahlen zerlegt, die ein Rechner verarbeiten kann, und erst im Lautsprecher wieder in analoge Signale umgewandelt. Am Anfang waren die Synthesizer monophon, sie gaben also jeweils nur eine einzige Stimme von sich. Manche von ihnen, wie der Mini Moog, wurden zur Legende und das nicht unbedingt zu unrecht. Diese Synthesizer hatten bereits ein Handrad, mit dem man Pitchbend- und Modulationseffekte erzeugen konnte.

Pitchbending heißt, einen Ton anzuschlagen und ihn dann mit Hilfe des Handrades in der Tonhöhe nach oben oder unten zu verschieben. Bei der Modulation wird dem Ton ebenfalls mittels Handrad ein dem Vibrato der akustischen Instrumente ähnlicher Effekt hinzugefügt.

Von Moog, Oberheim und Sequential Circuits kamen die ersten polyphonen Synthesizer auf den Markt. Mit diesen Instrumenten konnte man also gleichzeitig mehrere Töne spielen, je nachdem, wievielstimmig sie waren. Einen ganz großen Nachteil hatten sie allerdings alle, sie waren nämlich ungeheuer teuer. Mit dem Polysix von Korg kam der erste erschwingliche polyphone Synthesizer auf den Markt.

Die verschiedenen Synthesizertypen

Der richtig große Knall passierte dann, als 1983 Yamahas DX7 auf den Markt kam. Außer einer neuartigen Tonerzeugung und einem Preis von etwas über 4.000 Mark, hatte er als erster weit verbreiteter Synthesizer eine MIDI-Schnittstelle, über die wir später noch einiges erfahren werden. Die Tonerzeugung vom Yamaha DX7 beruht auf der FM-Technologie, der Frequenzmodulation. Die Programmierung von Klängen war keine einfache Kunst. Nachdem man sich zunächst die Hacken abgelaufen hatte, um ein solches Instrument überhaupt zu bekommen, verbrachte man Nächte damit, möglichst interessante und eigene Klänge zu entwickeln. Und wie bei den alten analogen Synthesizern - es gibt auch vom DX7 jetzt noch Klänge, die faszinieren können.

Heute bietet allerdings die Musikindustrie ein Vielfaches mehr für einen Bruchteil der damaligen Preise. Die ersten polyphonen Synthesizer konnten nur einen oder mit Tricks mal allerhöchstem zwei unterschiedliche Klänge gleichzeitig von sich geben, also zum Beispiel einen Klavier- und einen Flötenklang. Die heutigen Synthesizer sind meistens multitimbral, sie können vier, acht oder sechzehn unterschiedliche Klänge gleichzeitig ausgeben. Früher waren dabei die Klänge vom Benutzer fest auf die vorhandene Stimmenanzahl zu verteilen, jetzt ist eine sogenannte dynamische Zuordnung der Stimmen üblich. Nehmen wir mal an. Sie hätten einen achtstimmigen Synthesizer und wollen, sagen wir, vier unterschiedliche Klänge (Klavier, Baß, Saxophon und Schlagzeug) benutzen. Bei einem Synthesizer mit einer festen Stimmenzuteilung würden Sie zum Beispiel dem Baß eine Stimme geben, dem Saxophon eine, dem Schlagzeug drei und dem Klavier die restlichen drei Stimmen. Der Nachteil ist, daß selbst bei Passagen, bei denen zum Beispiel das Klavier nicht spielt. Sie die freigewordenen Stirn men zum Beispiel nicht für eine zweite Saxophonstimme oder einen Doppelgriff auf dem Baß nutzen können. Bei der dynamischen Stimmenzuteilung ist das anders. Hier kann jeder Klang soviele Stimmen bekommen, wie gerade frei sind. Die ein zige Einschränkung ist die maximale Stimmenanzahl des Synthesizers. Üblich sind heutzutage acht bis vierundsechzig Stimmen.

Abb.1: So wird ein MIDI-fähiges Keyboard mit einem reinen Tonerzeuger (Expander) verbunden.

Sie werden sich fragen, wozu man so viele Stimmen und so viele Klänge auf einmal überhaupt braucht; der Mensch hat ja schließlich nur zehn Finger und kann die Vielfalt der gleichzeitigen Klänge also gar nicht nutzen. Das stimmt. Aber der Computer kann sie nutzen! Wenn Sie später einmal mit einem sogenannten Sequenzer arbeiten, werden Sie sehen, wie nützlich es ist. wenn Ihr Synthesizer gleichzeitig Klavier-, Baß-, Schlagzeug- und wer weiß was noch alles für Klänge von sich geben kann. Aber das ist schon ein anderes Kapitel.

Bei der Tonerzeugung ist mittlerweile natürlich auch Vielfalt eingekehrt. Es gibt die additive und die subtraktive Synthese, die Synthese auf der Basis der Phasenverschiebung, Vektorsynthese, Sampling, Hybridsynthese, Resynthese... Dabei kann man nicht sagen, die eine sei besser als die andere. Jede Form der Tonerzeugung hat ihre Vor- und Nachteile, letztendlich entscheidet der Geschmack. Alle im einzelnen zu beleuchten, würde den Rahmen dieses Artikels sprengen. Trotzdem wollen wir, nachdem wir die unterschiedlichen Anwendungen von Synthesizern und MIDI etwas beleuchtet haben, auch einige Beschreibungen und ein Paar Tips für den Kauf von Synthesizern und MIDI-Equipment geben.

Die MIDI-Schnittstelle

Seit die hauptsächlich mit dem Namen von Dave Smith von Sequential Circuits verbundene MIDI-Norm 1983 Eingang in die digitale Musikwelt fand, hat sie einen ungeheuren Siegeszug angetreten. Heutzutage gibt es kaum noch ein elektronisches Musikgerät, das nicht eine MIDI-Schnittstelle hätte. Diese Schnittstelle ist normiert und verbindet die unterschiedlichsten Geräte der verschiedensten Hersteller miteinander. Das ist fast schon einmalig. Es gibt unterschiedliche Fernsehnormen, es gibt unterschiedliche Computeroberflächen und -typen, es gibt verschiedene Videonormen ..., aber es gibt weltweit in der Musikwelt nur eine einzige Norm, nämlich das „Musical Instruments Digital Interface“, kurz MIDI genannt. Über diese Schnittstelle werden musikalische Informationen im weitesten Sinne von einem Gerät zum anderen in digitaler Form gesendet. Benutzt wird dabei eine fünfpolige DIN-Buchse, wie sie früher in den HiFi-Geräten üblich war. Es gibt an jedem Gerät mindestens eine MIDI-Out- und eine MIDI In-, meistens auch noch eine MIDI-Thru-Buchse.

Abb.2: Mehrere Geräte lassen sich per „MIDI-Thru“ verketten.
Abb.4: In eine Kette von bis zu drei Tonerzeugern kann der Computer direkt eingreifen.

Die Kaffeemaschine mit MIDI-Anschluß?

Lassen Sie uns die Verwendung von MIDI an einigen typischen Beispielen aus der Praxis erklären. Wenn Sie einen Synthesizer haben, dessen Klänge Ihnen aber nicht reichen, müssen Sie sich nicht mit einem zweiten Keyboard das Wohnzimmer voll-stellen. Sie kaufen sich ein Sound Modul, das heißt, nur den tonerzeugenden Teil eines Synthesizers, ohne eine zweite Tastatur. Sie schließen ein Kabel von der MIDI-Out-Buchse ihres ersten Synthesizers in die MIDI-In Buchse Ihres Moduls, und schon können Sie mit Hilfe einer Tastatur zwei verschiedene Tonerzeuger benutzen [Abb.1].

Wollen Sie noch ein drittes Modul, zum Beispiel eine Drummachine, an Ihr Keyboard anschließen, verbinden Sie die MIDI-Thru-Buchse des Moduls mit der MIDI-In-Buchse Ihrer Drum Machine, und schon können Sie diese auch von dem Keyboard aus spielen [Abb.2].

Eine typische Anwendung für MIDI-Daten ist die Aufnahme. Falls Sie nur elektronische Instrumente aufnehmen wollen, brauchen sie dafür kein Tonband mehr. Mit Hilfe eines der zahlreichen Programme für MIDI-Aufnahmen, genannt Sequenzer-Programme, verwandeln Sie Ihren ATARI in ein äußerst komfortables Tonstudio. Bereits die einfachsten Sequenzer verfügen über vielfältige Möglichkeiten der Editierung. Dazu gehört das Löschen und die Korrektur von falschen Tönen, Wiederholung von bestimmten Passagen, die Änderung der Lautstärke, die Transponierung... Möglichkeiten, die auch das professionellste Analogstudio vor Neid erblassen lassen. Dabei verbinden Sie die MIDI-Out Buchse Ihres Synthesizers mit der MIDI-In-Buchse des Computers und umgekehrt. Bei der Aufnahme bekommt der Computer die von Ihnen gespielten Informationen aus der MIDI-Out-Buchse ihres Synthesizers. Beim Abspielen der Aufnahme kommen die Informationen aus der MIDI-Out-Buchse des Computers, und Ihr Synthesizer empfängt sie an der MIDI-In Buchse [Abb.3].

Falls Sie noch ein zusätzliches Expandermodul verwenden, schließen Sie es über die MIDI-Thru-Buchse Ihres Synthesizers an. Die Information aus dem Computer wird dann über Ihren Synthesizer an das Modul weitergeleitet |Abb.4|.

Sie sollten wegen möglicherweise auftretender MIDI-Fehler nicht mehr als drei Geräte über die MIDI-Thru-Buchse hintereinander schalten. Ein weiteres Problem: Wenn der Computer nicht eingeschaltet ist, können Sie von Ihrem Keyboard aus nicht direkt das oder die externen Module ansprechen. Der Kreis ist durch den ausgeschalteten Rechner unterbrochen. Hier hilft eine sogenannte MIDI-Patchbay. Das ist eine Art Schaltzentrale mit mehreren MIDI-Ein- und -ausgängen. Sie schließen alle ihre MIDI-Geräte an die Patchbay an und können verschiedene Verbindungen der Geräte untereinander herstellen. Je nach Typ der Patchbay geschieht dies durch das Abrufen von verschiedenen vorher programmierten Schaltungen oder noch einfacher durch kleine mechanische Schalter. Ein solches Gerät leistet bei mehreren MIDI-Geräten schnell unentbehrliche Dienste [Abb.5].

Es gibt aber noch viel, viel mehr an MIDI-Anwendungen. und es werden immer mehr. Die Musiker machen schon Witze über die „midifizierte Kaffeemaschine“, die vom Sequenzer angesteuert wird und die Signale an den Toaster weitergibt. Sie sind aber gar nicht mehr so weit von der Realität entfernt. So kann man zum Beispiel heute mit dem Handrad eines Synthesizers die Hallzeit des angeschlossenen Effektgerätes verändern, es können die Programme (Klänge) an einem angeschlossenen Modul verändert werden, mit einer MIDI-Gitarre, einem -Akkordeon, einem -Saxophon oder - Vibraphon können Sie Synthesizermodule ansteuern. Instrumentalverstärker und Vorstufen verfügen über MIDI und können während des Spielens umgeschaltet werden, bei manchen können auch noch die Lautstärke, die Verzerrung ... über Pedale beeinflußt werden. Es gibt Mischpulte, die über MIDI fernbedienbar sind, bei denen die Mischung gespeichert werden kann, um dann zum Beispiel vom Sequenzer aus gesteuert zu werden.

Abb.3: Hier kommt der Computer ins Spiel. So sollte man ihn mit einem Keyboard verbinden.
Abb.5: Mit einer MIDI-Patchbay lassen sich auch mehrere MIDI-Geräte ohne Laufzeitprobleme mit dem Computer verbinden.

Eine der ersten und bis heute eine der wichtigsten Anwendungen für MIDI und Computer ist das Speichern und Editieren von Synthesizerklängen. Früher hat man jeden Parameter eines neu programmierten Klangs auf ein Blatt notieren, oder die Klänge auf teuere Speichermedien (Cartridge, Data Card) speichern müssen, was auch heute noch durchaus üblich ist. Als Besitzer eines Computers kann man es auch sehr viel billiger und vielseitiger haben. Man schickt die Klänge über MIDI zum Computer. Dort kann man sie mit geeigneten Editor-Programmen bequem bearbeiten und auf Diskette oder Festplatte speichern. Bei Bedarf kann man die Klänge dann über die MIDI-Leitung wieder an den Synthesizer zurückschicken.

Und das alles funktioniert mit einem amerikanischem Gerät der Marke X genauso wie mit dem japanischen Gerät der Marke Y ... Faszinierend!

MIDI-Kanäle

Innerhalb des MIDI-Systems gibt es 16 Kanäle, die durch mehrere Ports (Ausgänge) noch weiter multipliziert werden können. Sie sind dazu da, einzelne Geräte gezielt anzusprechen. Nehmen wir an, daß Sie ein Sequenzer-Programm haben und zwei ältere Synthesizer. Sie stellen an einem einen Klavierklang, an dem anderen einen Baßklang ein. Nacheinander spielen sie zunächst den Klavierpart auf Spur eins, dann den Baßpart auf Spur zwei in den Sequenzer ein. Wenn Sie jetzt am Computer einfach auf Wiedergabe drücken, kommt die gesamte Information auf einmal an der MIDI-Out-Buchse heraus. Das Ergebnis ohne die richtige Zuordnung der MIDI-Kanäle ist chaotisch. Der Baßpart wird möglicherweise mit dem Klavierklang gespielt und der Klavierpart mit dem Baßklang. Jetzt stellen Sie bei Ihrer Aufnahme und bei Ihren Geräten die MIDI-Kanäle richtig ein: Die Spur eins mit dem

Klavierpart bekommt zum Beispiel den MIDI-Kanal eins zugewiesen, die Baßspur den Kanal zwei. Jetzt kommt die Einstellung der Geräte: Der Synthie mit dem Klavierklang bekommt Kanal eins, der mit dem Baßklang Kanal zwei. Wenn man jetzt die Aufnahme abspielt, empfängt das erste Gerät nur die Klavierinformation und das zweite nur die Baßinformation. Das Chaos weicht dem Wohl klang. Auf den verbleibenden vierzehn MIDI-Kanälen könnte man weitere Informationen für weitere vierzehn Geräte aufnehmen.

Bei den neueren multitimbralen Geräten kann zum Beispiel ein achtfach polytimbrales Gerät sozusagen acht Instrumente ersetzen. Es kann auf acht MIDI-Kanälen gleichzeitig empfangen und unterschiedliche Klänge ausgeben. Hier können sie bei einem einzigen Tonerzeuger auf MIDI-Kanal eins einen Klavierklang und auf MIDI-Kanal zwei einen Baßklang wie in dem vorangegangenen Beispiel einstellen. Und das eine Gerät spielt dann, wenn es vom Computer angesteuert wird, beide Instrumente zugleich. Ein achtfach polytimbraler Synthesizer kann also acht unterschiedliche Klänge gleichzeitig wiedergeben. Vor allem für die Arbeit mit Sequenzern ein unschätzbarer Vorteil.

Welchen Synthesizer soll man kaufen?

Am besten läßt man sich erst einmal in einem spezialisierten Musikgeschäft oder einem Synthesizerstudio beraten. Nicht alle Geräte verfügen nämlich über alle Features der MIDI-Norm wie zum Beispiel Aftertouch. Das ist die Möglichkeit, durch verstärkten Druck auf die Tasten einen Ton auch nach dem Anschlag noch zum Beispiel in Lautstärke oder Vibrato zu beeinflussen.

Ein neues Gerät sollte man in einem solchen Geschäft kaufen, selbst wenn es fünfzig Mark teurer wäre als bei einem Versandhaus. Dafür hat man die Möglichkeit des Services und vor allem der Beratung, die man nicht unterschätzen sollte. Manchmal bieten diese Geschäfte auch interessante gebrauchte Geräte an. Wissen Sie genau, was Sie wollen, können Sie auch den Kleinanzeigenteil einer Zeitschrift wie „Keyboards“ oder „Keys“ studieren.

Natürlich wird man heute keinen monophonen Synthesizer mehr kaufen, es sei denn, man würde auf spezielle Klänge, zum Beispiel des Minimoogs, abfahren. Die Frage ist nur noch, wievielstimmig polyphon Ihr neues Schätzchen sein soll. Hier kommt es darauf an, ob Sie mit Sequenzerprogrammen arbeiten, oder den Synthesizer nur „live“ zum Spielen einsetzen wollen. Normalerweise wird man früher oder später mit Aufnahmen anfangen, es empfiehlt sich also eine möglichst hohe Anzahl von Stimmen. Sechzehnstimmig wäre das Minimum. Achten Sie auch darauf, daß manche Synthesizer erst bei Benutzung von zwei bis vier Oszillatoren pro Stimme einen wirklich guten Klang produzieren. Dadurch wird die Anzahl der verfügbaren Stimmen auf die Hälfte beziehungsweise ein Viertel reduziert.

Multitimbral

Natürlich sollte er multitimbral sein, nur wer sich nicht mit Computern in der Musik befassen will, kann getrost zum Beispiel einen gebrauchten Roland D50 oder einen anderen guten alten analogen Synthie (z.B. Korg Polysix/Poly 61) kaufen.

Nach Möglichkeit sollte der Synthesizer über eine dynamische Stimmenzuordnung verfügen, dadurch wird die Aufteilung der Klänge bei der Arbeit mit einem Sequenzer sehr erleichtert.

Programmierbarkeit und Bedienung

Hier sollte man sich darüber klar werden, ob man Lust, hat eigene Klänge zu entwerfen, oder ob man mehr der Typ ist, der sich ein paar fertige Klänge aussucht und sich dann mehr um die Musik kümmert. Im ersten Fall wäre auf jeden Fall ein programmierbarer Synthesizer oder Sampler, der über eine möglichst vollständige Filter-Section verfügt, zu empfehlen, interessant wären auch die Synthesizer mit Vektorsynthese, wie Yamaha SY22, SY35, TG33, oder eine der Korg Wavestations. Im zweiten Fall dagegen sollte man eher ein Gerät mit möglichst vielen fertigen Sounds, die einem gefallen, kaufen.

Wieder eine Frage des Geschmacks und der angestrebten Anwendung. Wer natürliche Sounds vorzieht, möglichst flexibel bleiben und noch ein bißchen mit den Klängen herumspielen will sollte mal einen Sampler ausprobieren. Dies ist ein Instrument, das in der Lage ist, Töne von Naturinstrumenten aufzunehmen und sie nach einer gewissen Bearbeitung über eine Tastatur abzuspielen. Fertig vorbereitete und aufgenommene Klänge gibt es zu jedem Sampler zu kopieren oder zu kaufen. Für jemanden, der natürliche Klänge haben will, ohne jemals selbst welche aufzunehmen, wären die sogenannten ROM Sample Player zu empfehlen. Hier sind fertig aufgenommene unterschiedliche Klänge bereits im ROM, meist in großer Zahl und Auswahl, vorhanden. Will man allerdings noch weitere Klänge haben, muß man, wenn überhaupt möglich, auf kommerziell angebotene, meist teure Sound Cards zurückgreifen.

Auch unter den ROM Sample Playern gibt es durchaus Unterschiede. Bei einem sind die klassischen Instrumente wie Streicher und Bläser sehr gut (z.B. EMU Proteus2), beim anderen sind es mehr die für die Pop-Musik wichtigen Instrumente. Empfehlenswert sind auch die sich immer mehr verbreitenden Synthesizer mit Klängen nach dem General MIDI-Standard. einer genormten Anordnung von Klängen (z.B. Roland Sound Canvas). Einige der neueren ROM Sample Player sind durchaus auch Leuten zu empfehlen, die sowohl Natur- als auch Phantasieklänge haben möchten (Roland JV800, JV880). Aber für die wirklich experimentelle Klangformung sind sie eher ungeeignet.

Anschlagsdynamik

Anschlagsdynamik heißt das gleiche wie bei einem Klavier: Je lauter man eine Taste anschlägt, um so lauter (und meist auch etwas schärferer erklingt der Ton. Einen Synthesizer ohne Anschlagsdynamik sollte man heutzutage nicht mehr kaufen.

Effekte

Die meisten heutigen multitimbralen Synthesizer sind mit Effekten wie Hall, Chorus usw. ausgerüstet. Achten Sie beim Kauf darauf, dann sparen Sie sich den Kauf eines zusätzlichen Hallgerätes.

MIDI-Ausstattung

Je neuer der Synthesizer, den man kauft, um so flexibler und reichhaltiger dürfte die MIDI Ausstattung sein. Wichtig ist hier zum Beispiel, ob die Controller frei programmierbar sind. Sie sollten sich in Ruhe vor einem Kauf die Gebrauchsanleitung durchlesen und schauen, ob dem Handrad oder irgendeinem anderen Slider ein Controller wie etwa Pitchbending fest zugeordnet ist, oder ob er frei programmiert werden kann. Wichtig ist auch die freie Programmierbarkeit beim Empfang von Controller-Informationen.

Was brauche ich noch?

Bei der Wahl des Synthesizers gibt es noch eine Möglichkeit, von der wir bisher noch nicht gesprochen haben: die Workstations. Diese Geräte beinhalten außer einem Synthesizer und Schlagzeugsounds auch einen mehr oder weniger komfortablen Sequenzer. Die Idee dahinter ist, mit einem Gerät alles für eine MIDI-Aufnahme Nötige in einem Gerät zusammen anzubieten. Für einen ATARI Besitzer sind Workstations allerdings nicht nötig, ein Sequenzer-Programm für den ATARI bietet wesentlich mehr als der beste eingebaute Sequenzer einer Workstation. Sie sollten sich also neben dem Synthesizer gleich nach einem der zahlreichen Sequenzer-Programme umsehen, die auf dem Markt ab 200,- DM aufwärts angeboten werden. Führende Firmen auf dem ATARI sind unter anderen Steinberg, Emagic, Soft Arts und Geerdes. Die Ausstattung und die Schwerpunkte der einzelnen Sequenzer sind unterschiedlich. Sie müssen selbst entscheiden, ob Ihnen eine einfache Bedienbarkeit, vielfältige Editierung (bei dem nicht so tollen Keyboardspieler) oder die Darstellung in Notenschrift wichtig.

Die meisten modernen Synthesizer verfügen über Schlagzeugsounds, der Kauf eines Drumcomputers ist also nicht unbedingt nötig.

Wer bereits über einen Synthesizer mit MIDI-Schnittstelle verfügt und andere zusätzliche Klänge haben möchte, sollte überden Kaufeines Expandermoduls (kurz Expander oder Modul) nachdenken. Das ist praktisch die tonerzeugende Einheit des Synthesizers, ohne die Tastatur.


Juraj Galan
Aus: ST-Computer 07 / 1993, Seite 17

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