Hersteller: Sensible Soccer
Vertrieb: Leisuresoft
Es gibt Fußballspiele, denen kann man wirklich nur einen Tritt geben. Steht eine WM oder EM ins Haus, kehren die Software-Macher ein paar Sprites, Bytes, Optionen und grüne Grashalme zusammen und verkaufen es den EM-infizierten Fußballfreaks. Glücklicherweise sind nicht alle Hersteller nur auf die schnelle Mark aus. Nein, es gibt auch welche, die vernünftige Spiele machen. Sensible Soccer" von Sensible Software gehört zu den Fußballsimulationen, die man getrost kaufen kann. Außerdem, vor ein paar Jahren produzierte die gleiche Programmierercrew Micro Prose Soccer, das ja auch nicht von schlechten Eltern war. Selbst-Kick-off-2-Begeisterte dürften angesichts des Sensible-Programms schwankend werden. Es überrascht mit Abwechslungsreichtum und vielen Variationsmöglichkeiten. Und vor allem gibt es hier einen wirklichen Multi-Player-Modus; im allgemeinen können 20 Spieler (die ganze Nachbarschaft) und im Kampf um den Pokal sogar 64 Gegner (der halbe Nachbarort) mittreten, -passen und -flanken. Freilich ist auch für den einsamen Spieler gesorgt, da übernimmt der Computer die fehlenden Teamkollegen. Dank einer überaus pfiffigen Steuerung durch die Software machen die Computerspieler es dem lenkenden Menschen nicht zu leicht, den gescheckten Ball ins gegnerische Netz zu lotsen.
Gecoacht, gemanagt und mit Spielern geschachert wird bei SENSIBLE SOCCER so gut wie nicht. Im Vordergrund stehen eindeutig aktionsgeladene Rasenduelle. Erst vor dem nächsten Match klappen wieder die Menüs auf. Darin zu klicken, zu wählen und zu verändern, ist allerdings ein Vergnügen. Die Dauer eines Spiels und selbst die Platzverhältnisse lassen sich einstellen. Noch mehr Angebot beiden Mannschaften: 34authentischeTeams und fast 70 internationale Vereine aus ganz Europa stehen zur Auswahl. Im Moment stimmen die Aufstellungen noch. Wechselt ein echter Spieler jedoch irgendwann mal den Verein oder den Beruf, korrigiert man die Team-Struktur einfach im Editor. Aber es gibt nicht nur die Mannschaften, die sich bereits auf der Diskette befinden. Mit dem famosen Editor lassen sich völlig neue Spieler zu Mannschaften formieren. Dabei sieht keinesfalls einer aus wie der andere. Nach Lust und Laune kann man die Hautfarbe seiner Kicker verändern und im Übermut sogar eine Punkerfrisur aufs Spielerhaupt setzen. Ganz nach modischem Einfühlungsvermögen entwirft man ein besonderes Mannschaftstrikot. Bein zeigen ist erlaubt. Mit schnellem Klick-klick wird nun gewählt zwischen Freundschafts-, Europameisterschafts-, Liga-oder Pokalspiel. Dann trillert der Schiedsrichter auf dem Pfeifchen. Schnell überlegt man bei der Aufstellung der kugelwadigen Kicker die Strategie und klickt eine von zehn software-internen Taktiken an. Dem unerbittlichen Kampf um die Tore gebietet nun nur noch der Mann mit der Pfeife Einhalt. Er weist an, welche Mannschaft einen Einwurf oder Eckball hat. Bei fiesen Fouls gibts einen Freistoß oder ... Elfmeter! Indessen fernlenkt der Mensch vorm Computer alles aus der Luft, so scheint es. Mit den Joystick gängelt man seine agilen, sehr glatt animierten Kicker über das Spielfeld. Trotz der recht kleinen Sprites ist jede Winzigkeit gut zu erkennen. Beim Computergegner steigt mit jeder Spielminute die Spannung. In den Rängen applaudieren die Fans. Das nervt! Es gehört zwar dazu, aber in der Realität werden die animierenden und enttäuschenden Rufe des Publikums schließlich nicht extra von der Diskette nachgeladen. Nur ein paar Sekunden noch, dann muß es doch eine Torchance geben! Halbzeit, auch gut, Hinterhuber wird gegen Vorderhuber ausgetauscht, denn der geht agressiver an den Ball ran. Zweimal darf ein Spieler gewechselt werden, nicht nur zur Halbzeit, auch bei kleinen Unterbrechungen, bei Verletzungen sowieso. Immer näher heran an den Strafraum kicken sich die eigenen Spieler, von denen man jeweils den steuert, der am dichtesten zum Ball steht. Vor dem Tor erlangen die Spieler gewöhnlich ihre Höchstform. Sie spielen einander den Ball zu, bis einer das runde Leder mit einem Kopfball am Torwart vorbei ins Netz schickt. Prachtvoll nehmen sich die Wiederholungen der Torschüsse aus, die man natürlich auch speichern kann. Rundum solide, mit witzigen Einfällen gewürzt, kommt Sensible Soccer daher. Auch die technische Aufbereitung ist tadellos. Fans aktionsgeladener Bolzereien sind mit Sensible Soccer bestens bedient. Kick mal wieder!
CBO
Hersteller: Psygnosis
Vertrieb: Leisuresoft
Psygnosis bläst zur verspäteten Olympia-Nachlese: Bis zu vier Freizeitsportler machen sich in fünf Disziplinen auf Medaillenjagd. Vor die Siegerehrung haben die Programmierer jedoch erst einmal den Schweiß gesetzt. Im Managerteil trimmt der Spieler seinen zehn Mann starken Kader auf Hochform. Woche für Woche bastelt er neue Übungen zusammen. Springweltmeister Carl Lewis steht einem dabei mit Rat und Tat zur Seite. Um den Athleten Beine zu machen, steht Hanteltraining genauso auf der Tagesordnung wie kurze Sprints und gymnastische Übungen. Jede Trainingseinheit beeinflußt Ausdauer, Tempo und Kraft des Titelaspiranten. Auf Wunsch veranschaulicht der Computer die grauen Zahlenwüsten aus dem Terminplaner mit bunten Tortendiagrammen. Soviel Übersichtlichkeit macht die Mannschaftsaufstellung leicht: Ein Kreuzchen hier und da, dann gehts hinunter in die Arena. Wer sich im Anfang des Spiels auf die Tätigkeit des Trainers beschränkt hat, darf sich zurücklehnen. Automatisch laufen die Wettbewerbe ab, während der Rechner im Hintergrund die Siegeschancen kalkuliert. Fans von Klassikern der Games-Serie kommen natürlich auch auf ihre Kosten. Gleich drei Steuermodi hat Psygnosis im Angebot. Traditionell am schweißtreibendsten: die Rüttel-Methode, bei der das Sprite durch schnelle Links-/ Rechtsbewegungen an Fahrt gewinnt. Ganz Faule drücken immer dann auf den Feuerknopf, wenn das Programm sie dazu auffordert. Anspruchsvollere Gemüter versuchen, ihren Schützling im richtigen Laufrhythmus bis zur Zielgerade zu führen. Wie im richtigen Leben beginnt der Clinch ums Edelmetall auf der Aschenbahn. Beim 10O-Meter-Sprint und den 110 Meter Hürden kommt es auf Geschwindigkeit und gutes Timing an. Im ganzen Spiel ist das Stadion von der Seite zu sehen. Zuschauertribünen, Reporter und Schiedsrichter scrollen butterweich in mehreren Ebenen an einem vorbei. Weiter zum Speerwurf. Für rekordverdächtige Resultate gilt es, den Abwurfwinkel des Speers im rechten Moment auf ca. 45 Grad einzustellen. Hat er die Qualifikationsweite geschafft, tritt der Akteur in Dietmar Mögenborgs Fußstapfen. Hier hilft einem wieder der rechte Winkel über die Latte. Erst zum Schluß kommt noch einmal eine von Carl Lewis Lieblingsdisziplinen zum Zug: Der Weitsprung. Steuerung und Ablauf schlagen in die gleiche Kerbe wie die vorherigen Wettbewerbe. Genau daran krankt die digitale Medaillenjagd. Von Sportart zu Sport ändern sich die Anforderungen an den Spieler immer nur ein ganz klein wenig. Zwar bietet der Trainingsteil etwas mehr Abwechslung, zur vollwertigen Simulation reicht das lustlose Herumgeklicke aber auch nicht. Psygnosis liefert lieber zwei halbfertige Programme ab, statt sich auf ein Genre zu konzentrieren. Schade um die schöne Aufmachung: Zu Beginn untermalt eine fetzige Melodie ein paar tadellose Digi-Bilder von Carl Lewis. Im Spiel selbst gibt es ein Wiedersehen mit dem Bilderbuchathleten: ähnlich wie in Pitfighter wurden seine Bewegungsabläufe in den ST übertragen. Ergebnis: fließende Animationen wie im Zeichentrickfilm. Auch das imposante Scrolling ruckelt kein bißchen - Hut ab! Sitzen vier Couch-Sportler vor dem Monitor, kommt trotz der schlichten Machart Stimmung auf. Wer weiß, vielleicht schiebt Psygnosis bald eine Extradiskette mit neuen Disziplinen nach. Bis.dahin bleibt The Carl Lewis Challenge eines von vielen Sportspielen. Schnell erdacht und flüchtig gemacht!
CBO
Hersteller: Software 2000
Vertrieb: United Software
Auf dem Amiga ist der Bundesliga Manager Professional tatsächlich die absolute Spitze unter den Simulationen des Fußballmanagements und zudem noch eines der meistverkauften Spiele überhaupt. Konzept, Umfang, Grafik, Variationsmöglichkeiten, Steuerungsgenauigkeit - alles perfekt und durchdacht. Maximal vier Spieler können mitmachen. Sie tragen sich in einer Liste ein, suchen sich den gewünschten Verein heraus und bestimmen den Simulationszeitraum in Jahren. Unersättliche wählen den Endlos-Modus. Daß sie sich auch dann nicht langweilen, ist durch den unglaublich weiten Handlungsrahmen sichergestellt. Denn der Manager ist ja nicht nur für die Spieler verantwortlich, sondern darf auch Veränderungen am Stadion vornehmen. Ist das Stadion zu klein, sind die Ränge zu eng, die Stehplätze zu wenig? Verfügt der Platz etwa noch nicht über eine moderne Flutlichtanlage? Man hat da völlig freie Hand, es muß jedoch unter ökonomischen Gesichtspunkten entschieden werden, sonst kommt statt Publikum nur der Gerichtsvollzieher. Ein Ausbau der Sportanlage soll durch neu geschaffenen Platz und mehr Bequemlichkeit an Attraktivität für zahlungskräftige Zuschauer gewinnen. In einem speziellen Menüpunkt können die notwendigen Anordnungen getroffen werden. Allerdings beginnt man zunächst mit einem mickrigen Finanzpolster, das erst durch wirtschaftlich einträgliche Entscheidungen aufgestockt werden kann, um dann größere Projekte zu finanzieren. Und wie im richtigen Leben kommt ein Manager mit großen Plänen nicht um einen Kredit herum. Im Bankmenü klärt sich der vorsichtige Geschäftsmann erst einmal über die unterschiedlichen Zinssätze für alle Kreditarten auf, ehe er Kreditumfang und Laufzeit festlegt. Selbstverständlich ist das Zugpferd des Fußballgeschäftes die Mannschaft. Die Leute wollen gute Spieler sehen und spannende Tore. Auf dem Spielertransfermarkt verhandelt man über den Preis eines neuen Kickers und verkauft möglichst gewinnbringend weniger gute Leute an andere Vereine. Beim Spielereinkauf muß man sich auf zähe Auseinandersetzungen um Preise und Gehälter gefaßt machen. Da geht es zu wie auf dem Sklavenmarkt. Die Alternative heißt Jugendförderung. Dabei steckt man erhebliches Kapital in die Ausbildung junger Talente und zieht sich den Kickernachwuchs selber heran. Inzwischen ist vermutlich das Konto im Keller und die Kasse nur noch ein schwarzes Loch. Es muß ein Sponsor her. Im Menüpunkt Sponsoring bieten sich millionenschwere Firmen an, Geld herauszurücken, um dafür ihre Werbung auf die Bande kleistern zu dürfen. Wieviel der gegnerische Boß locker machen will, ist Verhandlungssache. Zwischendrin muß ein umsichtiger Manager seine Mannschaft auch in Form halten. Ab ins Trainingslager also, wo Ausdauer und Technik verbessert werden. Anhand von Statistiken, Tabellen, Torhäufigkeit und Highscores erfährt man, wie sich die Mannschaft im Vergleich zu anderen entwickelt. Die Aussichten auf Aufstieg oder Sicherung der jetzigen Position spuckt der vereinseigene Rechner aus.
Und nun das Spannendste der ganzen Simulation: der entscheidende Tag für Mannschaft und Manager, die Austragung des Spiels selber. Angesichts der herrlichen Grafiken und Animationen möchte man vor Freude lachen und weinen zugleich. Die winzigen Spielerfiguren präsentieren die irrsten Doppelpässe, zirkusreife Hackentricks und nervenaufreibende Kombinationsspiele. Wie ein fliegender Kameramann zeigt der Computer jede Szene aus dem richtigen Winkel. Das Tollste sind die unterschiedlichen Torszenen.
Am nächsten Tag blättert man natürlich aufgeregt im Sportteil derZeitung. Der Computer verfrachtet die erzielten Werte in eine von 30 Zeitungen und zeigt die entsprechende Seite am Screen an. All die genannten Features sind umwerfend, aber es sind noch lange nicht alle. Die Steuerung erfolgt komplett mit Hilfe zahlreicher Menüs, ab und zu werden Zahleneingaben per Tastatur verlangt. Die gesamte Gestaltung ist ansprechend und übersichtlich, die Steuerung ausgereift. Fußballfreaks mit Managerambitionen liegen mit Bundesliga Manager Professional eigentlich ganz richtig. Leider ist die ST-Umsetzung ein wenig mißglückt. Viele Grafiken wurden einfach weggelassen. Die Menüs sehen sehr karg aus, und die Bilder sind nur in 16 Farben dargestellt. Software 2000 hätte mit etwas mehr Sorgfalt arbeiten sollen. Bundesliga Manager Professional ist auf dem ST immer noch eine dufte Managersimulation, die aber nicht an die Qualität der AMIGA-Fassung herankommt.
CBO