Indexus II - Jäger und Sammler

Für die meisten Computernutzer ist sie vorbei, jene Zeit, als sie noch wie Diskjockeys ständig von Programm- auf Datendisketten und umgekehrt umsteigen durften. Sie erinnern sich? Ganz schnell schleichte sich beim Jonglieren dieser Massenspeicherscheiben (schönes Wort gelle?) das Gefühl der Unvollkommenheit ein, weil es einem ständig auf den Keks ging, immer nach jener Diskette suchen zu müssen, die man gerade brauchte und selten sofort fand (Murphy hat ein Gesetz dafür).

Warum sich also durch riesige Diskettenstapel auf dem Schreibtisch arbeiten (übrigens: unter "Stapelverarbeitung" ist wahrhaftig etwas anderes gemeint), wenn es etwas gibt, das uns all die Wühlarbeit abnimmt und zudem nach schneller ist? Langer Rede kurzer Sinn: Festplatten müssen es sein!

Dann wird ganz schnell der gesamte Programmbestand auf eine solche Harddisk kopiert und ab sofort kennt der Anwender nur noch einen Handgriff: das Betätigen des Netzschalters (der Glückliche). Ob Sie's nun glauben oder nicht, es gibt auch Murphys Gesetze für Festplatten, Beispiel: Eine Festplatte ist niemals groß genug - gleichgültig wie groß sie ist.

Angesichts schier unermeßlich großer Speicherkapazitäten und der menschlichen Unvollkommenheit, auch auf Anhieb, trotz nützlicher Grafikoberfläche und Icons den richtigen Festplattenzugriff gefunden zu haben, oder beim Abarbeiten größerer Türme von Sicherheitskopien just die gesuchte Diskette immer als allerletzte hervorzukramen, haben sich weitsichtige Zeitgenossen einiges einfallen lassen, um über die Datenbestände den Überblick zu wahren (und zu behalten). Programme zur Verwaltung der Speicherbestände sind MEGA-in, denn ein anderes Gesetz laut Murphy besagt, daß Datenbestände die Unart haben, unaufhörlich zu wachsen.

Verwaltungschef

Aus den Hause MGL-Soft liegt uns schon seit geraumer Zeit eine Software vor, die genau bei diesem Problem in die Bresche springt - Name: Indexus II professional spezialisiert auf Dateibezeichnungen aller Art von Diskette, Fest- und Wechselplatte. Im Grunde könnte man ja alles mit einem simplen Datenbankprogramm lösen. Man konstruiert sich sinnvolle Masken und tippt brav, dem alten Karteikastenprinzip folgend, die Programmnamen ein. Aber einmal ehrlich, ist das nicht oberumständlich?

INDEXUS hätte keinen Sinn, wenn es nur eine spezialisierte Datenbank wäre (MEGA­out), vielmehr ist es ein Inhaltsverzeichnisleseprogramm das es IN sich hat (im wahrsten Sinne des Wortes). Man könnte die Aufgabenstellung von INDEXUS folgendermaßen umschreiben:

Wenn wir davon ausgehen, daß fast jeder Computernutzer auch ein Datenbankprogramm besitzt, macht es keinen Sinn, ebenfalls eine Datenbank zu sein. Lassen wir das schnelle Suchen und Sortieren doch lieber später von einer Datenbank erledigen (dazu haben wir sie ja). Besinnen wir uns auf die eigentliche Aufgabe (und dafür gibt es herzlich wenig Auswahl auf dem Softwaremarkt), Inhaltsverzeichnisse automatisch einzulesen, dabei den Disketten (oder Wechselplatten) auch gleich eine Registrier- oder Ordnungsnummer zu vergeben, nach Dateierweiterungen (Extensions) zu sortieren, spezielle Extensions anzuzeigen oder zu unterdrücken, mit einer Update-Funktion Änderungen zu brücksichtigen ... was, das reicht Ihnen noch nicht - warten Sie einmal ab!

Die Guten ins Töpfchen ...

INDEXUS liest automatisch sämtliche Inhaltsverzeichnisse einer Festplatte, oder von Disketten- und Wechselplattenmedienfolgen nacheinander ein. Dabei vergibt das Programm gleichzeitig eine Kennung, bei der Festplatte bleiben die Buchstaben der logischen Laufwerke, bei Disketten gibt es eine Nummer von 0000 bis 9999, bei Wechselplatten steht der Nummer noch ein "W" voran.

Natürlich werden die sogenannten Extensions besonders berücksichtigt. Mittels einer Filterfunktion kann man beim Einlesen nur bestimmte Dateierweiterungen berücksichtigen (weil einem halt andere, wie "XYZ", "JWD" oder "123" partout nicht interessieren). Selbstverständlich lassen sich die Extensions welche den Filter passiert haben, noch alphabetisch sortieren.

Sind auf diese Weise nun alle "Datenaußenstände" erfaßt worden, zeigt das Programm diese in einem speziellen "Aufbereitungsfenster" an. Im Handbuch wird nicht verschwiegen, daß dieses Aufbereitungsfenster nur sehr unvollkommen ist und für datenbanktypische Arbeiten (suchen, sortieren, scrollen usw.) eigentlich nicht gedacht ist. Es dient vielmehr der Anzeige aller eingelesenen Dateiinformationen, (linkes Fenster), aller bisher vorgekommenen Extensions (rechtes Fenster), sowie der Feststellung, aus welchem Pfad, mit welcher Länge, Datum und Erstellungszeit die Datei "behaftet" war.

Einzige Arbeit die jetzt noch möglich ist, wäre das zusätzliche Vergeben einer Kathegorie und das Anbringen eines Bemerkungstextes pro Datei. "Kathegorie" ist die Grobeinteilung nach dem altbekannten Schema: Textverarbeitung, Datenbank, Tabelle, Spiel usw., während Anmerkung" ein individueller Text sein kann. Fast selbstverständlich lassen sich die Filterbedingungen auch für die Vergabe dieser Zusatztexte verwenden. Außerdem lassen sich 20 dieser Zusatztexte mit maximal 25 Zeichen als Makros auf die Funktionstasten legen, das erspart Tipparbeit bei häufig vorkommenden Texten.

Zusammenarbeit

Dateien die INDEXUS zusammengestellt hat, lassen ich als sog. "Direktdatei" sofort in den Datenbankprogrammen 1st-BASE und 1st-­ADRESS in Listenform weiterverwenden. In 1st-­BASE (als Accessory installiert) kann man sofort auf diese Direktdatei zugreifen und alle datenbanktypischen Arbeiten ausführen. Weil die Direktdatei bei 1ST-ADRESS neue Daten hinter eine bestehende Datei hängt, ist hier (trotz ACC-­Installation) erst ein Reset nötig. Besonderes Bonbon dabei: Weil INDEXUS schon fertige Datendateien für diese beiden Datenbanken anbietet, können auch deren Demoversionen vollwertig benutzt werden.

Auf weitere gute Zusammenarbeit baut INDEXUS mit den Programmen ADIMENS und PHOENIX. Dort gestaltet sich die Vorgehensweise etwas anders, weil zur Darstellung von Daten spezielle Masken konstruiert sein müssen. Auch hier null problemo: INDEXUS liefert auf Diskette vorbereitete Masken und Indexdateien mit.

Selbstverständlich kann man sich auch eingene Masken basteln und die Katalogdaten per ASCII importieren.

Up to date

Etwas besonderes stellt die Update-Funktion dar. Immer dann, wenn sich in der Zusammenstellung eines Datenträgers etwas ändert, wäre es zu stupide, immer den Gesamtbestand neu abzufragen (wäre auch zu einfach). Die Update-­Funktion erfragt jetzt nur die "Neuzugänge" an Dateien ab und aktualisiert die zugehörigen INDEXUS-Kataloge.

Vereinfachung

Es wird wohl kaum jemanden geben, der seine Diskettensammlung manuell mit einem Datenbankprogramm "betreut" (back to the Karteikasten). Sicherlich gibt es auch Directory-­Verwalter im PD oder Shareware-Bereich. Trotzdem stößt INDEXUS in eine Markt- bzw. Anwendungslücke, weil es die sinnvolle Verbindung, quasi eine "Durchreiche" zu vier bekannten Datenbankprogrammen gibt. Und gerade deshalb kann man in INDEXUS selbst gerne auf datenbanktypische Funktionen verzichten.

Zielgruppe dieses Programms ist wohl nicht so sehr der Hobbyanwender, wenngleich es auch für ihn zahlreiche Anwendungsfälle gibt. Sinn macht das Programm viel eher bei semiprofessionellen Einsätzen; wo man einfach nicht die Zeit hat, dutzende von Disketten nach der gesuchten Bilddatei zu durchforsten. Und gerade dann, wenn "Zeit = Geld" ist, macht sich INDEXUS bezahlt.

Sehr gut gefallen hat mir das Handbuch, das auf 72 Seiten (DIN-A5) sehr ausführlich alle Funktionen des Programms und. die Zusammenarbeit mit den vier Datenbanken erläutert. An Bildern, sowie Tips und Tricks wurde nicht gespart. Mit 99 DM (zzgl. 10 DM für Versand) liegt das Programm gerade noch im Rahmen des tolerierbaren.

Bezugsquelle:
MGL-Soft
Haidestraße 7
A-4600 Wels


DK
Aus: ST-Computer 09 / 1992, Seite 10

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