Atari-Laserdrucker SLM 605 - Auf ein Neues

Genau vor drei Jahren war es, in der Weihnachtsausgabe 1987. Da stellten wir Ihnen den ersten Atari-eigenen Laserdrucker vor. Heute schickt sich der Nachfolger des SLM 804 an, unsere Gunst zu gewinnen. Folgen Sie mir auf den folgenden Seiten und lesen Sie, was uns Atari mit dem SLM 605 auf die Tische zaubert.

Damals sah die Welt noch ganz anders aus: 1987 erschien der Mega ST, die SH 205 (Remember, das war einmal eine Festplatte von Atari!) erblickte das Licht der Computershops. Zu dieser Zeit war allein die Tatsache Laserdrucker schon purer Snobismus, andererseits war einer für 3500 DM revolutionär billig. So stritt man sich damals, ob solche Drucker nötig seien undsoweiterundsofort.

Die Zeiten sind vorbei. Auf jeder Messe, in jeder Veröffentlichung springen uns die Maschinen mit den gestochen scharten Druckbildern entgegen. Die Industrie propagiert den Laserdrucker für jedermann. Die ersten Warenhausketten verramschen irgendwelche Kisten für 2000 DM, wozu da noch einen 24-Nadler kaufen? Unter diesen Aspekten ist also der SLM 605, Ataris jüngster Sproß, gar nicht mehr so revolutionär. Eher sollte er ein Produkt langer Erfahrung in der Entwicklung und Produktion von Laserdruckern sein.

Bastelstündchen

Nun denn, packen wir die Maschine doch erst einmal aus. Der Karton, nicht gerade klein, birgt diverse kleine und große Teilstücke des Druckers. Einzeln verpackt, harren sie des Zusammenbaus. Zuerst das Handbuch aufgeschlagen - und los geht's. Das Heftchen, das Atari uns mit auf den Weg gibt, weist ihn mehr schlecht als recht. Falls man nicht weiterkommt, kann man sich am Vorgängermodell SLM 804 orientieren. Dessen Manual liegt nämlich mit im Karton. Daß Laserdrucker zerlegt transportiert werden, ist notwendig. Denn ihre aufwendige Mechanik sollte möglichst wenig Belastung erleiden. Hinzu kommt, daß der Toner (ein superfeines, superschwarzes Pulver) möglichst bis kurz vor der Montage des Druckers in seiner zugeklebten Kartusche bleiben sollte. Jegliche Staubsaugerversuche sind zum Scheitern verurteilt, das Zeug ist einfach zu fein.

Nicht weniger als sechs Einzelteile sind es, deren Zusammenbau mit Phantasie, Vor- und Zurückblättern dann doch gelingt. Wer je einen Laser von Hewlett-Packard aufgestellt hat, weiß, wie einfach so etwas sein kann. Als dann ist ein Plätzchen für das neue Schätzchen zu finden. Daß die Papierkassette rechts aus der Maschine ragt, macht die Wahl nicht einfacher. Zum Laser-Gesamtsystem gehört aber noch eine kleine Kiste, vornehm Controller genannt. Der heißt noch immer SLMC 804, und damit ist klar, daß sich an ihm nichts geändert hat. Der Kontrolletti wird mit dem DMA-Port verbunden, die Festplatte findet auf seiner Rückseite Anschluß. Den Drucker versorgt er über einen 39poligen Stecker mit Daten.

Software

Im Karton lagen noch Disketten - egal. Die Ungeduld läßt jetzt keine Installation zu. Calamus gestartet, Testseite geladen, den richtigen Treiber - und los geht's. Wie gut, daß mein Rechner seit kurzem über vier Megabyte freien Speicher verfügt. Sonst wäre jetzt Schluß mit Calamus. Zwei Megabyte reichen hier nicht, um mit dem SLM 605 zu drucken. Warum das so ist?

Der Witz oder besser; die Besonderheit des Atari Lasers liegt darin, daß er keinen Speicher besitzt. Das ist ein Konzept, das zu begrüßen ist. Gerade im Home- oder semiprofessionellen Bereich stehen die Drucker mehr still, als daß sie Papier schwärzen. Das ganze geht dann so: An eine schnelle Schnittstelle des Rechners (hier der DMA) wird ein Controller angesetzt, der lediglich dazu in der Lage ist, Rastergrafik aus einem ihm zugewiesenen Speicherbereich des Rechners auf die Raster erzeugende Maschine, (hier das Druckwerk) auszugeben. Umgekehrt gibt er Status- und Fehlermeldungen an den Rechner weiter. Keine toten Megabytes, sich langweilenden Prozessoren mehr, die in der Peripherie ungenutzt ihr Dasein fristen. Das Konzept wird übrigens auch beim NeXT-Laserdrucker verwendet.

So weit, so gut. Das bedeutet aber, daß ein Programm, das den SLM 605 ansteuern will, auch das Megabyte an freiem Speicher vorfinden muß, das eine Druckseite in 300 DPI nunmal verbraucht. Und genau da fängt es an, eng zu werden. Auf einem 2 MB-Rechner bleibt dann nur noch ein Megabyte, und das ist z.B. für vernünftiges Arbeiten mit Calamus zu wenig. Ähnlich sieht es mit Pixelgrafikprogrammen wie Arabesque oder MegaPaint aus. Ganzseitenbilder mit dem SLM 605 auf einem Mega 2 drucken? Unmöglich.

Script oder Tempus Word, wie alle Textprogramme, haben es da schon einfacher. Sie brauchen während der Laufzeit nicht so viel Speicher, können eher RAM für den Drucker reservieren. Signum! hat gar externe Druckprogramme, so daß während des Druckvorgangs ein Maximum an Speicher zur Verfügung steht.

Womit wir beim Text wären. Liest man das Informationsblättchen eines x-beliebigen Laserdruckers, dann wird man als erstes darüber belehrt, wieviel Fonts das gute Stück in seinem Gedächtnis hat. Wie ist das denn nun beim Atari-Laser? Ganz einfach: Er kann nichts. Er ist eine nackte Ausgabemaschine. Die oben genannten Programme haben's gut. Sie arbeiten eh mit eigenen Fonts, die sie für jede Druckerautlösung parat haben. Ihnen bereitet das Erstellen einer Druckseite keine Probleme. Doch was ist mit allen anderen, die einzig zwischen Epson- und IBM-Nadeldruckern unterscheiden (wenn überhaupt)? Das fängt bei Wordplus an und gehl über Adimens bis hin zu meinen Uralt-Fortran Programmen, die eh vom Großrechner stammen und noch nie etwas von Grafik gehört haben. Alle Programme halt, die unter Drucken genau das verstehen, was es eigentlich bedeutet: Zeichenausgabe nämlich.

Oldies

Das Geheimnis lüftet sich, wenn wir doch noch einen Blick auf die mitgelieferten Disketten werfen. Diablo-Emulator steht auf der einen, FX-Emulation auf der anderen. Sollten das gar..? Das wär ja prima. Und es sind.

Der Laserbrain, ein FX-Emulator, wird als Accessory gestartet und fängt im Hintergrund alle Ausgaben auf die parallele Schnittstelle ab. Das macht er, indem er sich der dafür vorgesehenen BIOS-Funktion bemächtigt und die dort anstehenden Daten in eine Laserseite verwandelt. Programme, die das BIOS umgehen, haben das Nachsehen. Er ist auch in der Lage, 9-Nadelgrafik (Der Epson FX ist ein 9-Nadler) in Lasergrafik zu wandeln. Zusätzlich ist noch ein Hardcopy-Programm drin, das ebenfalls die ALT-HELP-Ausgabe umwandelt. Dabei braucht er relativ wenig Speicherplatz. Ab 40 kBytes für Fonts und Druckseite ist man dabei. Wer mehr Fonts will, um auch Stile (Unterstrichen, Kursiv, Fett etc.) darzustellen, der braucht mehr Speicher. Für vernünftiges Arbeiten, z.B. mit Wordplus, sind 500 kByte realistisch.

Das andere Programm ist prinzipiell nichts anderes, nur wird hier ein Diablo-Typenrad(!)-Drucker emuliert. Textattribute und -formatierung sind bei diesen Druckern stark eingeschränkt, Grafik gar unmöglich. Das gilt natürlich auch für die Emulation. Auch hier werden eine Menge GEM-Fonts mitgeliefert, die man wahlweise installieren kann. Ebenfalls im Handbuch sind Tips, mit welchen ESC-Sequenzen die Fonts anzusteuern sind, man muß dann lediglich ‘den Treiber der Textverarbeitung modifizieren‘. Dann viel Spaß! Ach so, das Handbuch zu diesem Programm ist englisch, das zum Laserbrain nur auf der Diskette. Dafür stürzte das mitgelieferte ‘Gehirn‘ beim Font-Laden ab. der Diablo-Emulator läuft nicht mit Harlekin...

Das Herz des Lasers: Oben die grüne Bildtrommel, darunter die Entwicklereinheit. An der schwarzen Walze haftet der Toner.

Träumereien

Besonders pikant ist, daß diese Programme seit 1987 praktisch unverändert mit dem SLM 804 geliefert wurden. Es hat sich nichts geändert! Im Zeitalter, da 24-Nadler 360 DPI Auflösung bieten und keine 1000 DM kosten, emuliert ein Laserdrucker für 2500 DM eine Schreibmaschine. Sie hatten bisher einen 24-Nadler? Sie wollen sich mit dem SLM 605 verbessern? Ihr Programm spricht den Laser nicht direkt an? Dann müssen Sie jetzt den Laserbrain benutzen und wieder einen 9-Nadeltreiber installieren. Das ist Anachronismus in Vollendung.

Dabei wär's so toll: Man stelle sich eine HP-LaserJet-Emulation im Hintergrund vor. Per Accessory abschaltbar. Jedes Programm bräuchte nur noch diesen Laserdruckertyp zu beherrschen, und der Emulator wurde die Ausgabe einfach abfangen. Dabei wäre er so schnell, daß dem Flaschenhals Drucker-Port die Tränen kämen. Denn die Ausgabe auf den Drucker erledigen die Emulatoren via DMA super-schnell. Mein Wunsch-Accessory würde die Standard-HP-Fonts ebenfalls darstellen können. Hunderte von Softfonts, die es im PC Bereich für die HP Laser gibt, ließen sich selbstverständlich ebenfalls installieren. Damit käme Atari endlich mal raus aus der Eigenbrötler-Ecke. Aber das werden wohl meine Träume bleiben.

Tapferer Kamerad

Im Alltag, wenn man sich erst einmal an die Feinheiten gewöhnt hat, stellt der SLM 605 ein fleißiges und flinkes Helferlein dar. Druckausgaben, vor allem komplette Grafikseiten, erfordern über den ‘normalen‘ Drucker-Port (Centronics) mehrere Minuten reine Übertragungszeit. Die fällt bei Ataris Konzept natürlich weg. Und so sticht der SLM 605 die Konkurrenz völlig aus. Bei der reinen Textausgabe via Emulator ist die Differenz nicht so groß, denn die Datenmengen sind weitaus geringer. Mit dem Druckertestprogramm unter dem Testpunkt Text maß ich 2 Minuten, 42 Sekunden, für 15 Seiten. Das bedeutet reale 5,5 Seiten/Minute: Atari selbst gibt 6 Seiten/min an.

Auf der Abbildung sehen Sie das Bedienfeld des Laserdruckers. Der Formatschalter links bewirkt eine Verschiebung des linken Randes. Denn Papier muß durch die mit vielen Rollen versehenen Druckwerke der Laserdrucker immer mittig geführt werden. Da muB die Maschine natürlich wissen, wie groß das aktuelle Papier ist. Ein wirklich schönes Detail bietet die Papierkassette: Die von Kopierern bekannten Führungen für Einzelblätter, bei denen linker und rechter Anschlag immer symmetrisch zur Mitte bleiben, befindet sich nicht nur als manueller Einzug auf ihrer Oberseite. Auch im Innern sind diese Anschläge, so daß man auch einen Stapel Postkarten aus der Kassette einziehen kann.

Der SLM 605 ist ebenfalls genügsam, was die Papierstärke betrifft. Was die Taste Thick Paper tatsächlich bewirkt, konnte ich zwar nicht rausfinden, aber immerhin: Postkarten und Briefumschläge zieht er klaglos durchs Druckwerk. Damit diese nicht allzu stark geknickt werden, gibt's gegenüber der Papierkassette eine Klappe, durch die - falls sie geöffnet ist - das Papier ‘Face-Up‘ also mit der Druckseite nach oben, herausgeschoben wird. Bei dieser Einstellung wird das Druckgut minimal gebogen. Einladungskarten für die Silvesterparty werden fortan selbstgedruckt!

Außer der Manual-Taste, die den Drucker zuerst auf Papier und dann die Print Taste warten läßt, befinden sich lediglich einige LEDs für Fehlermeldungen auf dem Bedienfeld. Konsequenterweise dürften am Laserdrucker weder Taste noch Lämpchen sein. Er sollte vollständig über die Software gesteuert werden, doch ganz so radikal mochte man bei Atari vielleicht nicht sein. Die Statusmeldungen, die der Drucker zurückgibt, informieren das jeweilige Programm nämlich detailliert, wenn der Maschine etwas fehlt. So bittet mich dann Calamus darum, doch bitteschön Papier nachzufüllen.

Werfen wir noch einen Blick ins Innere des SLM 605. Sie sehen ein Photo, das ihn mit geöffneter Klappe zeigt. Herausgenommen wurde das Belichtungsystem, bestehend aus Trommel- und Entwicklereinheit. In diesem System, das sie ebenfalls im Photo sehen, wird die Trommel (mit der grünen Oberfläche) bei ihrer Drehbewegung geladen, vom Laserstrahl partiell entladen, an der Tonerwalze vorbeigeführt (die nicht etwa schwarz ist, das ist der darauf haftende Toner!) und so mit Toner benetzt. Schließlich wird wiederum durch ein elektrisches Feld - der Toner von der Walze aufs Papier gesogen. Das alles spielt sich im vorderen Teil des Geräts ab. Erst hinten, in der Fixiereinheit, wird der Druck bei ca. 150 Grad Celsius eingebrannt. Der Laser, über einen rotierenden Polygonspiegel abgelenkt und durch ein Linsensystem auf der rechten Bahn gehalten, befindet sich im Deckel. Er schaut durch einen schmalen Schlitz auf die Trommel. Mehr über die Technik steht in [1].

Einer von vielen

Ferner befindet sich ein Zählwerk im Innern. Das ist durchaus nicht alltäglich, aber sehr zu begrüßen. Denn Atari geht beim SLM 605 von 1500 Seiten pro Tonerkartusche aus. Und die sind schneller verdruckt, als Sie glauben. Also früh genug nachkaufen! Die Engine, also das eigentliche Druckwerk, stammt natürlich nicht von Atari selbst. Nur sehr wenige Hersteller haben genügend Know-How und Kapazität, diese selbst zu entwickeln und herzustellen. Zumeist handelt es sich um OEM-Produkte. Atari hat für den SLM 605 eine Maschine eingekauft, die auch von Herstellern wie Lanier, Toshiba, Mannesmann Tally und Microtek eingebaut wird. Sie stammt von der ‘Tokyo Electric Company’, kurz: TEC, einer 100%igen Toshiba-Tochter, die den Low-Cost-Markt z.B. auch mit CD-Player-Chassis versorgt. Hier brauchen wir wohl kaum Sorge um Verarbeitung oder Versorgung mit Verbrauchsmaterialien zu haben.

Diese Engine zeichnet sich auch dadurch aus, daß Trommel und Toner getrennt voneinander zu ersetzen sind. Und auch das ist durchaus nicht selbstverständlich. Bei HP, dem führenden Hersteller aus den USA z.B., werden alle Komponenten gemeinsam getauscht. Das ist zwar schön praktisch (ex und hopp’), treibt aber Kosten und Umweltbelastung in die Höhe. Auf solche Fragen werden wir in einer der nächsten Ausgaben noch eingehen.

Testbild: Gerastertes Graustufenbild
Testbild: ST-Hardcopy - Strichzeichnung

Qualität hat ihren Preis

Die Druckergebnisse, die Ataris neuer Laserdrucker hervorbringt, sind sehenswert. Ehrlich gesagt: Ich erwarte von einer solchen Maschine auch nichts anderes. Für die Laserdrucker habe ich zwei neue Testbilder erstellt. Der Baseball ist ein Ausschnitt eines mit Retouche gerasterten Graustufenbildes. Er zeigt die Fähigkeit eines Druckers, Grauübergänge nuanciert wiederzugeben. Die Rasterdichte beträgt 20,87 Linien/cm. Das zweite Bild ist eine ST-Hardcopy. Einige Grau- und Strichmuster schaffen Vergleichsmöglichkeiten zwischen verschiedenen Laserdruckern, was Linienstärke und -präzision betrifft.

Vergleicht man anhand dieser und anderer Bilder den Atari-Laser mit der Konkurrenz, so gibt's an ihm nichts auszusetzen. Er zeichnet zwar nicht sehr feine Linien, das zeigt auch der nicht weiche Übergang auf dem Ball. Doch für Strichzeichnungen und Signum! ist er deshalb bestens geeignet. Für Signum! daher, weil die Stärke der Fonts meist auf Nadeldrucker ausgelegt ist. Die hinterlassen aufgrund ihrer Drucktechnik auch ein dickes Druckbild, so daß die Fonts dann oft zu dünn werden, wenn sie mit einem fein arbeitenden Laser gedruckt werden.

Wie hoch sind die Kosten dieser Qualität? Ich will sie in Pfennigen pro Seite angeben. In diesem Preis sind das Gerät und der Umstand, daß es laut Atari nach 180.000 Seiten verschlissen ist, enthalten. Da es bei Redaktionsschluß von Atari noch keine Preise für die Verbrauchsmaterialien gab, habe ich bei einem Toshiba-Händler in Erfahrung gebracht, was für deren Geräte empfohlen wird. Die endgültigen Preise können davon natürlich abweichen. Bei der TEC-Engine sollte nach 100.000 Blatt die Mechanik getauscht werden. Die heißt hochvornehm Refreshing-Kit und beinhaltet die Heizeinheit, Zahnräder, Walzen etc. Die Techniker-Kosten dafür lasse ich unbeachtet.

Hinzu kommen die Kosten für Trommel und Toner. Gerade dieser Verbrauch ist stark davon abhängig, was gedruckt wird. Die Angabe geht von 5% Schwärzung aus. Der Grafiker wird mit mit den 1.500 Seiten nicht hinkommen, bei CAD-Anwendungen wird der Toner länger reichen. Ähnliches gilt eigentlich auch für die Trommel. Um deren Tausch nach 10.000 Seiten kommt man jedoch nicht herum. Eine Elektronik zählt mit und blockiert danach die Maschine. Sie kennen die Problematik vielleicht von Kopierern. Gehen wir bei der Rechnung von den Herstellerangaben aus, dann verbrauchen wir in einem SLM 605-Leben statistisch:

1 Drucker (180.000 Seiten) = 2.498 DM

118 Tonerkartuschen (1.500 Seiten) = 5.986 DM

17 Trommeln (10.000 Seiten) = 4.941 DM

1 Refreshing-Kit (inkl. 1 Toner, 1 Trommel) = 1.014 DM

Das macht zusammen 14.439 DM. Geteilt durch die 180000 Blatt ergibt sich ein Seitenpreis von 8 Pfennigen. Das ist ein Wert, der im guten Mittelfeld liegt.

Dieser Preis gilt selbstverständlich nur dann, wenn Sie den Drucker tatsächlich bis zum letzten Blatt nutzen, wenn Sie die Tauschintervalle einhalten etc. Doch auch eine Variation dieser Werte in realistischen Grenzen hat letztendlich kaum Auswirkungen auf den Preis.

Das Innere, nachdem die Trommel- und Entwicklereinheit entfernt wurden. Hinten die Fixierstation, im Deckel der Laser. Im Vordergrund der Seitenzähler.

Soll ich oder soll ich nicht?

Sicher fragen Sie mich nun, ob er denn die beste Wahl ist, der SLM 605. Die Kosten für seinen Unterhalt sind normal. Einzurechnen ist allerdings evtl. eine Speichererweiterung auf 4 MB für den Rechner. Aber die schadet ja nie. Einen riesigen Vorteil hat er, und das ist die Geschwindigkeit. Wahrend die Daten zu jedem anderen Drucker durch den schmalbrüstigen Centronics-Port des ST laufen, hat hier der Controller direkten Zugriff auf den Rechnerspeicher. Wer mit Programmen arbeitet, die den Laser direkt ansprechen (z.B. Retouche, Arabesque. Calamus, Signum!, Script, Tempus Word), der hat seine helle Freude am jüngsten Atari-Produkt. Mit Wordplus und anderen Programmen ist die Installation eines der mitgelieferten Emulatoren erforderlich. Der Laserbrain erweist sich da als durchaus praktikabel, wenngleich seine Fähigkeiten alles andere als zeitgemäß sind. Gerade das vernünftige Handling des Druckers vom Rechner aus wäre eine Chance, Ataris Laserdrucker-Konzept sinnvoll zu nutzen. Damit nicht genug. Fehler zu vermeiden, jeglichen Drucker Standard durch Software im Rechner emulieren zu können, das böte sich an. Doch leider hat Atari es verpaßt, bestehendes Potential zu nutzen -die Änderungen seit Erscheinen des SLM 804 sind leider nur kosmetischer Art. Daß der Rechner nicht bootet, wenn der Laser ausgeschaltet bleibt, daß der zwar sehr leise Lüfter im Drucker erst ausgeht, wenn man die Klappe öffnet, daß das ‘Handbuch’ kein Sterbenswort über die Ansteuerung der Maschine verliert, das waren bereits vor drei Jahren Kritikpunkte. Und sie sind es auch heute noch.

IB

[1] Gut gedruckt ist halb geschrieben, ST-Computer 4/S9, S. 40 ff

Atari SLM 605

Preis Gerät: 2.498 DM

Preis Toner: 51 DM

Preis Trommel: 291 DM

Seitenpreis: 8 Pfennige

Geschwindigkeit lt. Hersteller: 6 Seiten/Min

Geschwindigkeit gemessen: 5,5 Seiten/Min

Druckzeit ASCII-Text, 15 Seiten, 33kBytes: 2’42 min

Druckzeit Signum-Brief, 1 Seite, 168kBytes: 0’29 min



Aus: ST-Computer 12 / 1990, Seite 172

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