apo info - Apotheker ST läßt grüßen

Wer hätte das gedacht? Man geht in eine Apotheke, um ein Arzneimittel zu besorgen. Doch was sticht dort in das verwöhnte Auge? In der Ecke steht ein ST mit einer röhrenden ATARI-Platte, einem Monitor, einem Modem und einem kleinen Kasten mit einer grünen Lampe und einem schwarzen Schlitz.

Forsch pirsche ich mich an den Rechner, als mich die Apothekerin fragt, was ich hinter der Theke zu suchen habe. Aufgeschreckt erkläre ich ihr, ich sei Redakteur der ST-Computer, und der Rechner in der Ecke interessiere mich. Was er denn hier zu suchen habe, möchte ich wissen. Sie versucht, es mir zu erklären. Ich bin um eine Erfahrung reicher und besorge mir vom Hersteller eine Version zum Testen. Das ist dabei her ausgekommen...

125000 Medikamente

Sie haben die Überschrift richtig gelesen - "apo info" verwaltet 125000 (in Worten: einhundertfünfundzwanzigtausend) Arzneimittel. Doch was macht man mit einem solchen Programm? Ganz einfach: Man verwaltet eine vollständige Apotheke. Zu apo info gehören ein Mega ST 2, eine Festplatte (30 MB), ein Monitor (SM 124), ein Kartenleser, ein Modem, das Programm und der riesige Artikelstamm.

Wir laden einfach mal das Programm ein. Auf den ersten Blick scheint das ein ganz normales GEM Programm zu sein. Angenommen, der/die Apotheker(in) möchte alle verfügbaren Beta-Blocker herausfinden, die in Ampullen ausgeliefert werden. Dann drückt er/sie Shift-F1, sucht sich "Beta-Blocker" und “Ampulle" heraus und klickt es jeweils an. Schon kann die Suche starten. Nach knapp 5 Sekunden meldet sich das Programm wieder und vermeldet, 129 Beta-Blocker in Ampullen seien gefunden, die natürlich auch prompt angezeigt werden. Man bedenke: 125000 Artikel werden in 5 Sekunden durchsucht. Ein dickes Lob an die Programmierer. Sehr vorteilhaft dabei ist, daß die gefundenen Artikel in eine eigene Artikelliste übernommen werden, in der sie dann weiterverarbeitet werden können. Hier können die Medikamente zum Beispiel in Form einer Liste ausgedruckt werden, oder man läßt sich den Hersteller ausgeben. Auf diese Art und Weise kann aber auch bestellt werden. Dazu ist lediglich die gefundene Liste mit der Maus auf einen der Lieferanten zu schieben, worauf apo info die jeweiligen Bestellmengen abfragt. Ist eines der gefundenen Medikamente schon einmal bestellt worden, können darüber auch statistische Informationen angezeigt werden.

Nicht nur Listen können erstellt, sondern auch nach bestimmten Artikeln kann gesucht werden. Gibt man beim Suchkriterium beispielsweise “glibengds" ein, findet apo info das Medikament "Glibenclamid 3.5 GDS", Auch nach "Conium Komplex Nestmann" kann gesucht werden, für einen so komplizierten Namen reicht aber auch die Eingabe des Suchkriteriums “conkom*nes". Eine andere Möglichkeit der Suche ist, sich alle Artikel ausgeben zu lassen, die außer Produktion sind. Dazu muß einfach bei “außer Produktion" das “J" für Ja angeklickt werden. Auch alle anderen Kriterien, die im Artikelstamm durch Buchstaben angezeigt werden (s.u.), können als Auswahlkriterium angeklickt werden.

Eine weitere Anwendungsmöglichkeit: Bei der Lieferung eines Medikaments liegt grundsätzlich eine kleine Lochkarte bei, die der Apotheker in seinen Schubladen verstaut. Genau das nutzt das Programm aus. und genau das macht es auch so flexibel und einfach zu bedienen. Die Lochkarten kann man in den Kartenleser stecken und hat sofort (die längste Wartezeit, die ich feststellen konnte, war 1 Sekunde) das richtige Medikament in einem Fenster selektiert. Nun muß das selektierte Medikament lediglich noch angeklickt werden, damit mehr Informationen erscheinen. So wird beispielsweise die Adresse des Herstellers ausgegeben. Auf diese Art und Weise kann man das Präparat allerdings auch bestellen, löschen, ändern, sich Dareichungsformen ansehen und vieles mehr. In den abgedruckten Beispielbildern habe ich Brand- und Wundgel herausgesucht und mir den Hersteller anzeigen lassen.

Bild 1: Ein Blick in die vielen Datensätze

Natürlich führt apo info eine Statistik der Apothekenartikel und weiß, welche Artikel nächsten Monat ihr Verfallsdatum erreichen werden. Bemerkt man nun. daß Artikel bestellt werden müssen, stellt man den Kartenleser auf “Bestellung” und steckt die entsprechende Karte in den Schlitz. Eine Sekunde später ist der Artikel bestellt, da Standard-Großhändler und Standard-Bestellmenge vorgegeben werden können - fertig.

DFÜ

Der Clou bei der Bestellung: Man nimmt die Bestelliste, schiebt sie auf das Modem-Icon und bestellt so automatisch. Das Modem wählt und schickt die Bestellung ab; der Apotheker muß eigentlich gar nichts mehr machen, denn seine Arbeit hat der ST übernommen.

Man hält es kaum für möglich, aber auch für Apotheken existieren Sonderangebote. Monatlich wird eine Diskette geliefert, auf der alle aktuellen Preise enthalten sind. Spalt-Tabletten so preiswert wie nie - jetzt zugreifen! Im Menü “Optionen” des Programms befindet sich extra ein Menüpunkt, um Sonderangebote von Diskette einzulesen. Allerdings gibt es hier eine nette Einschränkung: Für rezeptpflichtige Medikamente gibt es keine Sonderangebote. Wo wir gerade bei aktuellen Angeboten sind: Der Artikelstamm mit 125.000 Medikamenten wird alle 14 Tage aktualisiert.

Möchte der Apotheker einzelne Medikamente mit Erkennungsmarken markieren, hat er auch dazu die Möglichkeit. Grundsätzlich kann den Abkürzungen in der Liste bereits entnommen werden, ob das Medikament apotheken- oder rezeptpflichtig und ob es ein Betäubungsmittel ist. Weitere Anzeigen zeigen ein Sonderangebot, außer Produktion. Rückruf oder Festbetragsartikel an. Als apothekenindividuelle Einträge können Sortimentsmarken, Zusatzinformationen und individuelle Markierungen eingefügt werden. Jede Markierung wird im Auswahlfenster durch einen Buchstaben angezeigt. Dadurch behält man auch bei diesem riesigen Artikelstamm sehr leicht die Übersicht.

Bild 2: Auch nähere Informationen zu einem Hersteller sind erhältlich.

Preise

Für Otto Normalverbraucher ist apo info zwar höchst interessant, der Preis aber nicht. Das Programm ist allerdings auch nicht für Otto Normalverbraucher gedacht, daher kann sich Besagter auch nicht beschweren, apo info kostet komplett DM 8998,-. Darin enthalten sind ein Mega ST 2 mit Maus und Tastatur, ein Monitor SM 124, eine Megafile 30, ein Modem (“Leitungsprozessor DAFܔ), ein Kartenleser inkl. Anschlußkabel, ein apo info-Programm mit Artikelstammlizenz, Installation und Einweisung. Ein Panasonic KX-P 1124-Drucker kann ebenfalls für DM 1125,- dazugekauft werden. Sollen Geräte Wartung (ATARI...) bzw. Notdienst, Update-Service, Hotline und Hardware-Versicherung in Anspruch genommen werden, kostet den Apotheker das DM 89,- pro Monat. Jeder zusätzliche Einweisungstag in das Programm ist mit DM 580,- zu veranschlagen. Das Programm selbst hätte nicht besser gelingen können, es ist komfortabel, schnell, hübsch anzusehen und funktionell. Die Anleitung ist ebenfalls vorbildlich. Sie ist in leicht verständlichen Worten geschrieben und sehr Übersichtlich. Dadurch dürfte sie für Computer-Neulinge nicht zu schwierig zu verstehen sein.

Schön wäre es, wenn das Programm ohne jegliches Zubehör, vielleicht mit einem (veralteten) Artikelstamm als Backup und ohne die Bestellmöglichkeit, für einen geringeren Preis auch an Privatpersonen ausgeliefert würde. Hier müßte sich die ABDA (Werbe- und Vertriebsgesellschaft Deutscher Apotheker mbH) vielleicht einmal aufraffen, den Artikelstamm im Umfang A mit einem älteren Stand herauszugeben. Es existiert übrigens auch ein Artikelstamm mit Umfang B. in dem beispielsweise für jedes Medikament die Inhaltsstoffe verzeichnet sind. Wieviel Speicherplatz Sie dafür von Ihrer Festplatte abzwacken müssen, kann ich Ihnen nicht sagen - Sie müßten sich wohl eine neue kaufen. Auf jeden Fall hätte man, andere Preise vorausgesetzt, eine gelungene Übersicht über den riesigen Medikamentenmarkt und müßte nicht jedes Jahr einen neuen Medikamenten-Knigge kaufen, sondern lediglich eine Update-Diskette ins Laufwerk schieben. Hut ab: das Programm ist wirklich gelungen und zeigt, daß der ST auch im professionellen Bereich als zuverlässiges und komfortables Gerät eingesetzt werden kann.

MP

Bezugsadresse:
Deos Software GmbH
Kappelweg 18
Postfach 55
7453 Burladingen



Aus: ST-Computer 04 / 1990, Seite 18

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