Neue Drucker auf der CeBIT '89

Wer glaubte, die Zukunft stünde ganz im Zeichen von Laser-, Ionen- und sonstwas für -Strahldruckern, der wurde auf der CeBIT eines Besseren belehrt. Die Tendenz geht deutlich hin zu klar abgegrenzten Aufgabenbereichen für jede Drucktechnologie. Im Heim- und Hobbybereich sind es die universellen Nadeldrucker, von denen es auch in diesem Jahr wieder mehrere Neuigkeiten zu sehen gab. Fürs Büro sollen leise Techniken wie Laser oder Tintenstrahl eingesetzt werden, Massendrucke werden mit Hochleistungsnadeldruckern erledigt usw.

Eine der wichtigsten Neuerscheinungen war sicher die XB- und FR-Serie von Star. Mit diesen jeweils in DIN A4- und DIN A3 Breite erhältlichen 24- und 9-Nadlern will Star ins Büro und auf den professionellen Anwender zielen. Die Preise der neuen Drucker sind allerdings eher im Bereich gehobener Hobby-Anwendungen angesiedelt: 1500 DM soll der 9-Nadler FR-10 und 1900 DM der 24-Nadler XB-10 kosten. Die Leistungen der Geräte sind dabei sehenswert. Die Geschwindigkeiten sind jeweils vergleichsweise hoch, der XB hat 16, der FR 8 eingebaute Schriftarten, die Speicher der Geräte liegen mit 31 KByte (FR-10) und 27 (XB-10) bzw. 41 KByte (XB-15) über dem bisher Gewohnten. Am Bedienfeld wurde nicht gespart, reichlich Tasten und Lämpchen geben Auskunft über den Status der Geräte. Papierparkfunktion ist schon beinahe obligatorisch, aber ein Special ist bisher einmalig: Star nennt es ‘SLQ', Super-Letter-Quality. Damit wird die Auflösung des 48-Nadlers erreicht, nämlich 360 Punkte/Zoll senkrecht. Das ist an sich nichts Neues (der NEC P6 war der erste Drucker dieser Auflösung), jedoch sind die XB-Drucker damit die ersten, die diese Qualität beim Druck von Schrift und nicht nur für Graphik benutzen. Mit Geschwindigkeitseinbußen ist natürlich zu rechnen, denn es muß wie bei der NLQ des 9-Nadlers eine Zeile in zwei Durchgängen gedruckt werden. Voraussichtliches Erscheinungsdatum der Geräte: Ende Juni '89.

Daneben gab's auch bei Epson Innovationen zu sehen, die durchaus den Hobby-Anwender interessieren werden. Die Neuen heißen LX-850 (9 Nadeln) und LQ-550 (24 Nadeln). Sie werden sicher die Modelle LX-800 und LQ-500 ablösen, hat sich doch Epson auch hier endlich vom Zugtraktor verabschiedet. Papierpark und komfortable Handhabung wie bereits vom LQ-850 bekannt - sind also jetzt auch mit den 'Kleinen' möglich. Der LQ-550 besitzt nun auch die mittlerweile zum Standard avancierte senkrechte Auflösung von 360 Punkten/Zoll. Beide Geräte werden ab Juni zum Preis von 1300 DM (LQ-550) bzw. 900 DM (LX-850) erhältlich sein. In höheren Preisregionen führt Epson die Modelle SQ-850 (DIN A4) und SQ-2550 (DIN A3) ein. Diese Tintenstrahldrucker sind mit 24 Düsen voll kompatibel zu ihren nadligen Brüdern, so daß der Wechsel zum lautlosen Druck ohne Probleme vollzogen werden kann. Ab Mai werden sie für Preise ab 3300 DM zu kaufen sein. Wer*s noch luxuriöser haben will oder es noch schneller gedruckt haben muß, der kann jetzt den auf der letzten CeBIT vorgestellten 48-Nadler als 48-Düsen-Tintenstrahldrucker haben. Epson hat dem TLQ-4800 einen Tintenkopf und einen neuen Namen gegeben: Der llüstemde Riese heißt TSQ-4800 und soll die Laserdrucker hinter sich lassen. Allerdings spielt sich dieser Vergleich in professionellen Preisregionen ab. Wenn der TSQ im Mai erscheint, wird er ca. 5500 DM kosten.

Die neuen Star-Drucker
Der neue 24-Nadler von Epson

Bei C.Itoh hat man sich auch Gedanken um einen neuen 24-Nadler gemacht und stellte den bereits auf der Orga in Köln präsentierten C-610 nun als marktreifes Gerät vor. Die Besonderheit an ihm: Er ist ein Flachbettdrucker. Wie der legendäre Riteman aus gleichem Hause druckt er von oben auf das senkrecht liegende Papier. Das ist jedoch die einzige Gemeinsamkeit mit dem Oldie der Computer-Druckerei. Der C-610 ist durchschnittlich ausgestattet und durchschnittlich schnell, sein Äußeres ist ein Schritt in die Richtung von mehr Ergonomie im Büro. Auf Wunsch ist er in anthrazit lieferbar. Gleichfarbige PCs sind ja schon keine Seltenheit mehr, die Frage ist nur, wann es den ersten grauen ST geben wird. Das Papierhandling, das auch schwierige Formate und Stärken erlaubt, wurde eindrucksvoll anhand eines Stückes Furnierholz demonstriert, das der Drucker problemlos verarbeitete. Auf dem ATARI-Stand war er auch im Einsatz: Hier bedruckte die Firma Inotec Rezeptformulare mit dem C-610. Der neue C.Itoh ist ab sofort zum Preis von 2250 DM lieferbar.

Ähnlich wie Star setzt auch Brother auf gehobene Heiman Wendungen am Rande zur Professionalität. Für 1940 DM gibt es den M1824L zu kaufen, einen 24-Nadler mit beachtlicher Geschwindigkeit. Fünf eingebaute Fonts, Papierparkfunktion, Graphikauflösung von 360x360 Punkte/Zoll und ein Speicher von 24 KByte sind die Features, die ihn im Feld um 2000 DM durchaus konkurrenzfähig machen. Wer soviel Geld nicht ausgeben kann, der wird sich in einer anderen Druckerklasse umsehen: Für runde 1000 DM gibt es bereits verschiedene 24-Nadler von NEC, Star, Epson, Citizen und Panasonic. Genau dort paßt der neue M1224L von Brother hin. Mit einem Verkaufspreis von 1140 DM und durchschnittlicher Ausstattung fällt er besonders wegen seines 16 KByte großen Speichers auf. In seiner Klasse wird er daher auch berechtigt Fuß fassen. Bei den Lasern stellt Brother, die ja erst vor kurzem von der Typenradtechnik umgestiegen sind, eine Variante des HL-8, den HL-8e vor. Dieser Laser bietet neben 7 eingebauten Schriftarten und 512 kByte Speicher (aufrüstbar bis 2 MByte) vor allem eine Besonderheit: Er versteht die Plottersprache HP-GL. Das macht ihn für CAD-Anwendungen interessant. Sein Einsatzgebiet könnte z.B. in Konstruktionsbüros sein, für die ein Plotter einerseits zu laut, andererseits zu langsam ist. Die Qualität, die der Laser erreicht, dürfte für Entwürfe allemal ausreichen. Der HL-8e kostet 6830 DM.

Von Mannesmann Tally gibt's einen neuen Tintenstrahldrucker, den MT 91. Ist sein kleiner Bruder, der MT 90, noch ein 8-Nadler gewesen, so verhält sich der MT 91 jetzt wie ein 24-Nadler. Mit 48 Düsen und einer maximalen Auflösung von 360x360 Punkten/Zoll gleicht er dem Canon Bubblejet. Ein Blick ins Innere verrät auch, daß es sich bei dem 3070 DM teuren Gerät um ein Lizenzprodukt handelt. Ähnliches war auf dem Siemens-Stand zu bemerken. Hier gab es gleich vier neue 24-Nadler zu bestaunen. Der High Print 4100 und 4200 (DIN A3) sind bis auf die Gehäusefarbe und das Typenschild identisch mit dem OKI ML390/391. Der High Print 4400 und dessen Farbausführung sind. Lizenzfertigungen des OKI ML 393/393C. Auch die Preise sind identisch, beim leistungsstärkeren 4400 sogar höher. Sollte das der Sinn der Anti-Dumping-Zollkampagne gewesen sein, die im letzten Sommer den deutschen Druckermarkt erschütterte, von der aber der Kunde unterm Strich kaum etwas mitbekam? War nicht damals die offizielle Begründung, daß kostspielige deutsche Entwicklungen gegen fernöstliche Billigprodukte geschützt werden müßten?

Nun treten selbst renommierte deutsche Hersteller zunehmend als Lizenznehmer japanischer Druckerhersteller auf.

Ein Flachbettdrucker in angenehmer Farbe: Der C.Itoh C-610
24 Nadler für 2000 DM: Der Brother M1824I
Panasonic KV-P1180: Ein 9-Nadler für weniger als 700 DM
Der Seikosha SL-230 AI mit Programmkarte

Bei OKI selbst war’s diesmal ruhig. Verbesserungen im Detail und Freude über den guten Umsatz mit dem ML 390 bestimmten das Bild. Einzig am ML 182 ist ein wenig retuschiert worden: Er ist jetzt schneller, und es gibt einen automatischen Einzelblatteinzug für ihn. Wichtiger hingegen ist, daß es auf alle OKI-Produkte jetzt ein ganzes Jahr Garantie gibt, die die Druckköpfe mit einschließt.

Wenn die Rede von sog. intelligenter Peripherie ist, denken die meisten sicher an Laserdrucker Mit den steigenden Leistungen wächst auch ihre Ausstattung und der Aufwand an Hardware, der dafür zu treiben ist. Fujitsu stellte sein neuestes Spitzenmodell vor: Den RX7300ED. Dieser Laserdrucker verarbeitet bis zu 17 Seiten pro Minute, verfügt über 2,5 MByte RAM, diverse Zeichensätze und Emulationen. Ein eingebautes 3,5 Zoll-Diskettenlaufwerk erlaubt es, immer wiederkehrende Layouts von Floppy zu laden.

Das alles hat natürlich seinen Preis: 24000 DM müssen dafür berappt werden.

Ganz ans untere Ende der Druckerpreise hingegen zielt Panasonic mit seinem auf der CeBIT vorgestellten KX-P1180. Der Neue hat 9 Nadeln, ist nicht sonderlich schnell, aber komplett ausgestattet und ähnelt von außen dem KX-P1124 stark. Dieser 24-Nadler wurde bereits im Herbst auf derOrga in Köln vorgestellt. Das Besondere am 1180 ist in jedem Fall sein Preis: Mit 656 DM ist er eines der günstigsten Geräte am Markt.

Passend zum Laptop braucht's auch einen Drucker. Toshiba hat daher ein neues Produkt in seine Reihen aufgenommen: Den ExpressWriter 301. Er arbeitet nach dem Thermoprinzip mit einer Auflösung von 360x360 Punkten/Zoll. Mit Akkus kann er eine Stunde lang drucken, allerdings nur auf Spezialpapier oder Folien. Mit vier eingebauten Fonts kostet der Winzling 1117 DM.

Eine Neuigkeit kommt auch von Seikosha: Der noch vor gar nicht langer Zeit eingeführte SL-130 AI hat bereits einen Nachfolger gefunden, den SL-230 AI. Ausgestattet mit Papierpark und sieben Fonts geht er an den Markt. Seine Geschwindigkeit ist normal, die maximale Papierbreite ist DIN A3. Nettes Detail auf dem Bedienfeld: Funktionen werden angewählt, indem ein Rändelrad gedreht wird, bis die gewünschte Einstellung in einem kleinen Fenster erscheint. Als Zubehör gibt es unter anderem eine Einstellungskarte. auf der sämtliche Druckerparameter per Schalter und Drehknöpfchen ausgewählt werden können.

Diese Karte wird dann nur noch in das Gerät eingeschoben, und schon sind die Einstellungen wirksam. Der Preis für den neuen Seikosha: 2300 DM.

Hierzulande weitgehend unbekannt ist der amerikanische Hersteller Amerex. Das liegt sicher auch daran, daßes bislang keinen deutschen Distributor für diese Drucker gibt. Besonders aufgefallen ist uns in der reichhaltigen und vor allem für den professionellen Einsatz bestimmten Produktpalette der AMX Accel 500. Dieser 24-Nadler ist für den harten Einsatz gerüstet: 64 KByte RAM, aufrüstbar bis 512 KByte, vier eingebaute Fonts, diverse Emulationen und hohe Geschwindigkeit kennzeichnen dies. Der Preis für das Arbeitstier: Rund 4450 DM.

Damit ist unser Drucker-Rundgang über die CeBIT '89 beendet. Vielleicht ist für Sie ja das eine oder andere Interessante dabeigewesen. Die meisten der angesprochenen Produkte wird’s demnächst beim Händler live zu bewundern geben, und natürlich werden auch wir ‘dranbleiben'. Denn die Neuigkeiten sollen möglichst bald auf dem Prüfstand unter die Lupe -oder besser an die Schnittstelle - genommen werden.

IB



Aus: ST-Computer 05 / 1989, Seite 136

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