VIP Professional Programmierkurs Teil 8: Files + Printers

Der hohe Speicherbedarf und die dadurch langsamer werdende Verarbeitungsgeschwindigkeit unseres Vip-Professionals fuhrt den Anwender und Programmierer automatisch zu kleineren Templates hin. Wie man mehrere Templates und speziell Bereiche daraus miteinander kombinieren kann, zeigt uns der heutige Teil des Programmierkurses.

Kosten in den Griff bekommen

Jedes moderne Unternehmen besitzt heute ein durch die EDV gestütztes Kostenrechnungssystem, das einen exakten Überblick der Unternehmensergebnisse zu jedem Zeitpunkt zuläßt. Ich möchte in nachfolgendem Beispiel die privaten Kostenerzeuger, also Familienmitglieder, die Geld ausgeben, erfassen.

Dazu entwickeln wir zunächst ein Erfassungstemplate. das alle einzelnen Ausgaben eines Monats beinhaltet, wir erfassen pro Template immer nur einen Kostenerzeuger. In unserem Fall sind es die Familienmitglieder: Markus, Karin und Heinz. Die Abbildung 2 zeigt Ihnen das einfache Journaltemplate.

Bitte benennen Sie die Zelle El7 unbedingt mit dem Namen SUMME, und speichern Sie das Arbeitsblatt mit Markus. WKS ab (/fsMARKUS.WKS~).

Um ein zweites Journaltemplate zu erstellen, brauchen Sie nur Markus.WKS mit den zu ändernden Informationen zu überschreiben und unter neuem Namen abzuspeichern. Die Templates MARKUS. WKS, KARIN.WKS und HEINZ.WKS befinden sich auf einer Pfadebene. Um die einzelnen Summenfelder der Templates in ein neues Summentemplate zu transferieren, nutzen wir die FILE-COMBINE-Funktionen von VIP-Professional aus.

Unser Summentemplate soll alle Kosten des Monats Januar der Kostenerzeuger Markus, Karin und Heinz erfassen. Die Abbildung 3 zeigt uns das Summentempi Januar.WKS mit den dazugehörigen MENUE- und FILE-COMBINE-MACROS.

Das nachfolgende abstrakte Beispiel soll Ihnen aufzeigen, wie man mit dieser File-Combine-Funktion eine kleine Konsolidierung mehrerer Kostenerzeuger unter Vip-Professional erstellen kann.

Setzen wir voraus, daß in unserer Anwendung die Kostenerzeuger: Markus, Karin und Heinz bestehen bleiben. Die Kosten eines jeden Monats sollen wiederum in einem Summenblatt (JANUAR.WKS) gespeichert werden. Die Summenblätter Januar.WKS bis Dezember.WKS sollen zu einem Gesamtsummentemplate KOSTEN89.WKS zusammengefaßt werden. Um die Kostenbereiche klar zu trennen, ist es sehr sinnvoll, die Templates in Ordner abzulegen, die einen geschlossenen Buchungskreis darstellen. Abbildung 4 zeigt eine Möglichkeit zur Organisation der Dateien.

Die Summenbildung des Jahres 1989 unter einer Vip-Anenwdung zu programmieren, dürfte jetzt für alle eifrigen Leser des Kurses keine Schwierigkeit mehr sein. Bitte scheuen Sie sich nicht, mir den einen oder anderen Lösungsvorschlag einzusenden. Vorschläge, die unter Umständen noch elegantere Lösungen darstellen, werden von uns veröffentlicht.

Sollten Sie Vip-Professional oder das MS-DOS-Brüderchen in Ihrem Unternehmen einsetzen, dürfte die Konsolidierung Ihrer Kosten, Umsatzerlöse, Ist- und Soll vergleiche kein Problem sein. Übrigens sei an dieser Stelle nochmals erwähnt, daß die auf VIP-Professional erstellten Templates grundsätzlich alle auf dem MS-DOS-Brüderchen laufen. Nach dem Prinzip:"ATARI at home, PC at work" kann auch dem Finanzamt gegenüber sinnvoll argumentiert werden.

Tracy Chapman’s Fast Car

Genau das Gegenteil eines schnellen Ferraris werden Sie erwarten müssen, wenn umfangreichere Dateninformationen konsolidiert werden sollen. Nehmen wir an, Sie würden einen Car-Wash-Betrieb an 3 verschiedenen Oretn betreiben, und jede Waschstraße erwirtschaftete aufgrund bestimmter Szenarien auch unterschiedliche Gewinne.

Abbildung 2: Journaltemplate Markus.WKS

Abbildung 3: Summentemplate Januar.WKS

Der Gewinn Ihres Unternehmens setzt sich jedoch aus allen 3 Teilbetrieben zusammen, demnach werden die Ergebnisse konsolidiert. Bauen Sie sich ein neues Template gemäß Abbildung 5 auf. Wir lassen aus Zeitgründen jegliche Macroprogrammierung weg. Lediglich der Datenbereich B5..E6 wird auf den Namen WERTE getauft.

Das Arbeitsblatt wird abgespeichert mit dem Namen CWASH01.WKS. Verfahren Sie mit den Templates CWASH02.WKS und CWASH03.WKS genau wie bei unserem ersten Beispiel.

Die Konsolidierung erfolgt wiederum mit einem Summenblatt (CWASHSUM.WKS). Die Macrosequenzen sind sehr leicht nachzuvollziehen. Bitte bedenken Sie bei solchen Konsolidierungen immer, daß der Wertebereich im Summenblatt (Abbildung 6) auf Null gesetzt wird. Nur so sind richtige Ergebnisse gewährleistet.

Meine Freundin Tracy Chapman besingt Ihr schnelles Auto, wir dürfen jedoch unserem SLOW VIP nachtrauem, wenn es um Konsolidierungen von Datenbereichen über mehr als zweihundert Zellen hinaus geht. Die Verarbeitungszeiten gehen weit in den Minutenbereich hinein. Vip-Fans, die mit MS-DOS Rechnern unter LOTUS-1-2-3 ihre Templates ablaufen lassen, kommen da kaum zur Ruhe. Angeblich soll es ja nun ein ebenfalls LOTUS 1-2-3-kompatibles Kalkulationsprogramm für den ATARI geben, meine ersten Informationen sprechen sogar von einem Pseudoversion 2.0 Standard! Auch die Geschwindigkeit des LDW-Spreadsheets soll zu akzeptablen Verarbeitungszeiten führen. Sollte ich demnächst eine Originalversion mein eigen nennen dürfen, werde ich Ihnen gerne darüber berichten.

Don’t worry, be happy

Den Vip-Anwendern, die sich mehrmals über die undurchsichtigen Printroutinen von VIP-Professional ausgelassen haben, kann hoffentlich jetzt geholfen werden.

Für den besseren Durchblick kann die Abbildung 7 sorgen.

Grundsätzlich muß der Anwender einen Druckbereich wählen, der entweder zu Papier oder auf Disk gebracht werden soll. Als zweiten Schritt sollte die Seitenlänge (/PPP{?}) eingestellt werden. Unser Endlospapier hat in der Regel 72 druckbare Zeilen, Einzelblätter nach DIN sind mit 66 Zeilen bedruckbar. Die Sequenz /PPR{?}~AG würde den Ausdruck schon auslösen, wenn da nicht das leidige Druckersequenzproblem wäre.

Druckersequenzen oder auch ESC-Sequenzen steuern Font, Schriftart, Attribute oder Zeichensätze an. Vip-Professional akzeptiert die Setup-Sequenzen in dezimaler oder gemischter Schreibweise. In Abbildung 8 Finden Sie einige Beispiele für die unterschiedlichsten Ausdruckarten (Drucker OKI393C kompatibel zu fast allen Epson-LQ24-Nadlern).

Bitte verstehen Sie die Angaben zu den Druckersequenzen nur als kleine Anregung zu den vielfältigen Steuerungsmöglichkeiten Ihres Druckers. Die Zeilenlängen, Vorschübe und Sonderfunktionen sind selbstverständlich auch über Setup aktivierbar. Meinem alten Wahlspruch “Probieren geht über Studieren” sollten Sie folgen.

Abbildung 4: File-Organisation

Abbildung 5: CWASH01.WKS

Abbildung 6: CWASHSUM.WkS

Abbildung 7: Printmenü

Der klassische Tabellen-Print-Macro mit Seitenfortschreibung und Datumsandruck ist auch in der PD-Disk 131 Vereinsverwaltung zu finden. Ebenso möchte ich an dieser Stelle nicht versäumen, nochmals auf die einschlägige Literatur hinzuweisen. Anregungen und weitere Lösungsvorschläge können Sie aus praktischen Beispielen am besten entnehmen.

Leser fragen - Vip antwortet

Festplatten und Vip

Viele Anwender betreiben Ihr ATARI-System inzwischen mit Festplatte und mußten einige Probleme bekämpfen. Die Fehlermeldung:”Cannot open Workstation” tritt immer dann auf, wenn es sich

a) um eine der 1.Vip-Versionen (1.0) handelt. Diese Version läßt meines Wissens keinen Festplattenstart zu, es wird immer die Schlüsseldiskette in Laufwerk A verlangt.

b) Die Anlage der Vip-Ordner auf der Festplatte entspricht nicht folgender Regel: 1. Das Profess.PRG muß immer in einem eigenen Ordner stehen (z.B. Ordner Textvip). Die Hilfs- und Stringfiles müssen immer im Ordner VIP stehen. Sie starten das Programm aus dem Ordner Textvip. Dazu schauen Sie sich bitte die Abbildung 9 an.

Zeichensätze: Bildschirm und Ausdruck

Leider hat Vip-Professional im Laufe der Release-Politik am ausdruckbaren Zeichensatz Abstriche hinnehmen müssen. Der Deutsche Zeichensatz wird zwar auf dem Bildschirm dargestellt, beim Ausdruck vermißt man ihn jedoch gänzlich. Nach Informationen des deutschen Distributors werden auch keine Programmveränderungen mehr vorgenommen, so daß die Problematik wiederum beim Anwender hängen bleiben wird.

Verarbeitungsgeschwindigkeit

Die recht eigenwillig langsame Verarbeitungsgeschwindigkeit kann durch eine globale Arbeitsblatteinstellung verbessert werden. Im Menü Worksheet-Global können die Berechnungsvorgaben des Arbeitsblattes vorgegeben werden. Stellen Sie die Recalculation einfach auf MANUAL, und schon werden Sie merklich an Verarbeitungsgeschwindigkeit gewinnen. Die Neuberechnung des Arbeitsblattes muß bei dieser Einstellung jedoch durch TASTE-F9 (CALC) gestartet werden.

Erweiterte Statistik

Hinsichtlich der erweiterten statistischen Funktionen gingen viele Anfragen ein. Die PD-Diskette Nr. 76 von Thomas Grützmacher, 5100 Aachen, Von Brandis Str.12, beinhaltet ein sehr gut gemachtes Statistikprogramm, mit dem die grafische Darstellung unterschiedlichster statistischer Lösungen erarbeitet werden kann. Statist verwendet zur Verarbeitung reine ASCII-Files die ja mit dem PRN-File aus VIP-Professional erstellt werden (Abbildung 10).

Inzwischen bieten einige Statistik-Professionals ihre Programme in der ST feil, grundsätzlich ist der Datenaustausch mit VIP-Professional implementiert und scheint auch zum Standard geworden zu sein.

It’s a long way to Tipperary

Meinen treuen Vip-Profis möchte ich an dieser Stelle für die Geduld. Nerven und Kritiksucht danken. Viele Anregungen zu diesem Programmierkurs sind von Ihnen, den Lesern gekommen. Ohne Sie wäre das eine oder andere nicht so ausführlich besprochen worden. Es ist nicht immer einfach, alle Problemfälle in allgemein verständliche Worte zu fassen. Ich hoffe, man hat auch mal zwischen den Zeilen schmunzeln und so manche trockene Materie mit etwas Humor überlesen können.

Den Jungs aus der MAXON-Redaktion gilt mein besonderer Dank. Marcelo Merino und Harald Egel sind die maßgeblichen Täter für das Seitenlayout und die nur wenigen Kürzungen meiner Vorlagen gewesen. Ganz besonderer Dank gilt meinem Kleinsten. Markus hat es nämlich geschafft, ein Glas Orangensaft in meinen 520 ST+ zu füllen. Nur so war es mir möglich, den Kauf des Mega 4 gegenüber meiner Finanzbuchhaltung (Karin) zu begründen und durchzusetzen.

Es ist in verschiedenen Leserbriefen der Wunsch nach einer kompletten Kurssammlung laut geworden. Verschiedene Ausgaben der ST waren nicht mehr greifbar. Eine vollständige Sammlung des Kurses mit allen Templates können Sie bei mir auf Wunsch erhalten.

Bis bald HDS

Heinz D. Schultz Ingersheimer Str.12 D-7140 Ludwigsburg

Abbildung 8: Druckersequenzen

Abbildung 10: Statist.PD76

Abbildung 9: Festplatte und VIP

Literaturhinweise:

Das Lotus 12-3 Kompendium
(Markt & Technik ISBN 3-89090-005-4)
Veröffentlichungen der Lotus-User-Group U.K
Lotus 1-2-3

Finacial Managers Accounts (McGRAW Hill)
1-2-3 RUN! 41 Reads to use
LOTUS 1-2-3 Macros (McGRAW Hill)
The Advanced Guide to Lotus 1-2-3 (McGRAW HILL)
The best of LOTUS Magazine (LOTUS)

Macroprogrammierungen erfolgten mit den TOOLS:

Spreadsheet Auditor (Computer Associates MS-DOS)
Quickcode (Fox- und Geller MS-DOS)



Aus: ST-Computer 03 / 1989, Seite 120

Links

Copyright-Bestimmungen: siehe Über diese Seite