Editorial: Das erste Mal

Jetzt bin ich also zum ersten Mal auf der ersten Seite einer ST-Computer; auf der Seite, die in der Zählweise der Zeitungsmacher ja schon Seite 3 ist. Grund für mein Erscheinen hier ist die Messe aller Messen - die CeBIT’88. Nicht, daß ich zum ersten Mal auf der CeBIT-Messe war - nein, zum ersten Mal war ich aber nicht nur Schauender, sondern auch Beschauter. Zumindest konnten wir uns auf unserem etwas abgelegenen Stand der Merlin Computer in Halle 17/Stand A 70 nicht über mangelnde Aufmerksamkeit beklagen. Sie als Leser dieser Zeitschrift und ATARI-Anwender erschienen zahlreich, um Kritik und Lob wohlverteilt zu geben. Harsche Kritik teilweise, die sich über Layout und Gestaltung, seltener über den Inhalt ausließ. Und Lob und Anre-

gungen, die wiederum die Kritik leichter ertragen ließen. Nicht, daß wir uns der Kritik erwehren wollten, sie war und ist ja berechtigt und gewünscht. Wir gelobten Besserung, doch lassen Sie uns etwas Zeit; gut Ding will Weile haben und solch eine Zeitschrift hat einen langen Vorlauf.

Lür mich war es das erste Mal, daß ich Kritik zu einem Artikel einstecken mußte - ungewohnt zumindest, aber auch erklärbar, da es mein erster Artikel überhaupt war (Grundlagenserie: Die Lestplatte). Dazu jedoch mehr im Anhang zu Teil IV in diesem Heft.

Ich hatte auf dieser CeBIT auch zum ersten Mal ein kleines Kärtchen, auf dem in grünen Lettern das Wort PRESSE zu lesen war. Mit diesem Sesam-öffne-dich bekamen wir viele Sachen zu sehen, die wir in dieser Ausgabe im Messebericht vorstellen möchten. Auch bei ATARI gab es viele Sachen zu sehen, die wir in dieser Ausgabe im Messebericht vorstellen möchten - auch wenn einiges nie erscheinen wird. Auf der ATARI-Pressekonferenz habe ich zum ersten Mal den quirligen Jack Tramiel erlebt - als erzürnten Racheengel. Grund für diesen Zorn ist die amerikanische Drohung an Japan, Einfuhrbeschränkungen für dynamische Speicherchips aufzuerlegen, falls Japan die Ausfuhr in die Staaten nicht drosselt. Grund genug für Herrn Tramiel, nun seinerseits die Regierung unter Druck zu setzen - was, wie er selber zugibt, eine lange Zeit in Anspruch nehmen wird. Notfalls würde er ein Halbleiterwerk kaufen, auch auf die Gefahr hin, daß dadurch sein Reingewinn von 57 Mio. Dollar auf 56 Mio. Dollar schrumpfen würde (Originalton Tramiel!). In diesem Sinne: viel Spaß mit unserem Messestreifzug und bis zum - äh... nächsten Mal.

hp



Aus: ST-Computer 05 / 1988, Seite 3

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