Kommunikation ohne Grenzen - Kommunikation zwischen mehreren Computern

Zur Benutzerfreundlichkeit einer grafischen Oberfläche wie GEM gehört auch, dass Fehlermeldungen des Betriebssystems nicht von jedem Programm in einer anderen Art und Weise - wenn überhaupt - ausgegeben werden, sondern vom Betriebssystem selbst in einheitlicher Form präsentiert werden.

Die erste Hürde, die wir zu nehmen haben, betrifft das unterschiedliche Diskettenformat von IBM- und Atari-Rechnern.

Hat man beide Geräte zu Hause oder im Büro nebeneinanderstehen, empfiehlt sich ein Datentransfer via Terminalprogramm und Nullmodem. Dies ist ohne Zweifel die billigste, aber auch langwierigste Methode. Schöner, aber teurer, wäre ein 5.25" Zweitlaufwerk für den Atari ST. Eine solche Anschaffung ist in jedem Falle anzuraten, wenn man sowieso mit einem PC-Emulator (Supercharger, PC ditto) auf dem ST arbeiten möchte. Und schließlich sind die großen Disketten immer noch viel billiger als ihre kleinen Brüder. Eine 5.25"-Station der Firma AB-Computersysteme haben wir deshalb für Sie unter die Lupe genommen. Für 450 DM erhält man ein Qualitätslaufwerk von TEAC, das - inklusive Netzteil - in einem soliden Stahlblechgehäuse untergebracht wurde (29 x 15 x 4,5 cm). Da das Anschlußkabel zum Computer ausreichend lang (80 cm) und zudem abgeschirmt ist, kann man die Station beliebig neben dem Atari positionieren. Das Netzkabel ist leider direkt an der Station befestigt und kann ohne Öffnen des Gehäuses nicht ausgewechselt werden. Vermißt haben wir einen durchgeschleiften Anschlußport für ein weiteres Laufwerk und eine Kontrollampe für den Ein-/Aus-Schalter. Wichtig für den MS-DOS-Datenaustausch ist der Umschalter für den 40/80-Spurbetrieb, der mit Beschriftung an der Rückseite der Station angebracht wurde. Im Dauertest machte das TEAC-Laufwerk einen rundum soliden Eindruck, lediglich gestört durch die Head-Load-Geräusche, die aber bei diesem Laufwerkstyp wohl nicht zu vermeiden sind. In der Testphase traten auch bei No-Name-Disketten keinerlei Lesefehler oder sonstige Ungereimtheiten auf.

Ein 5.25" Laufwerk von AB- Computer. Die Maus gehört nicht zum Lieferumfang

Doch nun zurück zur Datenübertragung. Mit dem Zweitlaufwerk sind nämlich keineswegs alle Schwierigkeiten behoben. Wer eine auf dem ST formatierte und beschriebene Diskette mit dem PC lesen will, stellt schnell fest, daß dies nicht geht. Die Ursache ist eine Kleinigkeit, die FAT heißt. Gemeint ist die ‘file allocation table’ auf der Diskette, der trotz nahezu identischer Aufzeichnungsformate von MS-DOS und TOS geringfügige Divergenzen aufweist. Umgekehrt kann allerdings der Atari ST unter MS-DOS formatierte Disketten korrekt lesen. Damit ist dieses Problem schnell gelöst: man formatiert seine Disketten immer aut dem PC und kann dann mit beiden Betriebssystemen einwandfrei darauf zugreifen. So weit, so gut.

Der Anwender, der schließlich mit Hilfe eines Terminalprogramms oder einer zweiten Diskettenstation einige Dateien vom ST zum PC (oder umgekehrt) überspielt hat. trifft nun auf die nächste Hürde. Es ist das Aufzeichnungsformat, das bei nahezu jedem Textprogramm ein anderes ist. MS-Word, Wordstar, Wordplus und WordPerfect - um nur einige Beispiele zu nennen -speichern Texte und Formatierungsbefehle in einem je eigenen Verfahren ab. Es gibt zwei Möglichkeiten, um dennoch den Dateitransfer zu ermöglichen. Zum einen erlaubt fast jedes Textprogramm das Speichern und Einlesen einer Datei im ASCII-Code. Über diesen Umweg gehen zwar alle Textattribute etc. verloren - aber man hat immerhin den reinen Text zur Nachbearbeitung vorliegen. Zum anderen gibt es Filterprogramme. So zum Beispiel den »Superfilter«, der auf MS-Word, Wordstar, Wordplus und SM-Text zugeschnitten ist. In diesem Fall werden auch Umlaute, Textattribute und Formatierungskommandos korrekt von einem Textsystem zum anderen übertragen. Wer etwa im Büro mit MS-Word arbeitet, nimmt einfach die aktuelle Diskette mit nach Hause, filtert dort nach Wordplus und kann gewohnt Weiterarbeiten.

Eine dritte Methode ist zweifellos schon eleganter. Sie betrifft allerdings nur wenige Programme, nämlich diejenigen, die sowohl in einer Atari- als auch in einer IBM-Version erhältlich sind. Dazu gehören auf Seiten der Dateiverwaltung Beckerbase ST/PC, dBMAN/dBase III und Superbase ST/PC. Bei der Textverarbeitung hat man diese Möglichkeit mit WordPerfect ST/PC und vielleicht demnächst auch bei dem angekündigten StarWriter. Wer mit diesen Programmen arbeitet, kann sich glücklich schätzen. Denn ohne irgendeine Filterprozedur kann man die Daten direkt von einem System zum anderen übernehmen. Eine letzte Steigerung in Sachen Komfort dürfen alle EUMEL-Fans in Anspruch nehmen. EUMEL ist nämlich nicht nur über alle Rechnergrenzen hinweg datenkompatibel, sondern auch programmkompatibel. Wer auf irgendeinem EUMEL-Rech-ner mit beliebigem Prozessor ein Programm geschrieben hat, kann dieses ohne Modifikationen auf alle anderen EUMEL-Stationen übertragen, - es läuft völlig rechnerunabhängig. Erst das ist in der Tat eine Kommunikation ohne Grenzen.

Bezugsnachweise: AB-Computer Wildenburgerstr. 21 5000 Köln 41

‘Superfilter’
Markt & Technik Hans-Pinsel-Straße 2 8013 Haar bei München


Michael Spehr
Aus: ST-Computer 02 / 1988, Seite 78

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