Buchbesprechung

ATARI ST Grafik und Sound

Walkowiak
ATARI ST Grafik und Sound Düsseldorf 1986
Data Becker GmbH
300 Seiten
DM 49,-
ISBN 3-89011-123-8

Das Buch verspricht eine gute Einführung in die Programmierung von Grafik und Sound. Davon kann jedoch nicht die Rede sein. Zum einen ist die Besprechung der auf dem Buchrücken stehenden Punkte sehr dürftig. Außerdem wird der Leser durch den ständigen Wechsel der Programmiersprachen verwirrt, denn es werden abwechselnd die Sprachen BASIC, LOGO, MODU-LA 2 und C verwendet. Doch welcher Anwender programmiert noch in Basic oder Logo, wenn er Modula 2 oder C beherrscht? Genauso geht es dem Einsteiger, der gerade mit Basic angefangen hat. Er kann nur neidisch auf die Ausführungszeiten der anderen Sprachen schauen und muß frustriert weitertippen.

Das auf dem Cover angegebene Themengebiet ist sehr umfangreich und erweckt große Erwartungen an den Inhalt. Dem Autor gelingt es nur bruchstückhaft, eine Einführung in diese Themen zu geben. Ansonsten findet man viele Textpassagen, die sich mit Nebensächlichkeiten beschäftigen oder nur oberflächlich erklären und dort aufhören, wo es interessant wird.

Am Ende des Buches befindet sich der Teil, der sich mit der Soundprogrammierung beschäftigt. Auf nur 45 Seiten werden die akustischen Fähigkeiten des ST abgehandelt, wobei ein großer Teil auf theoretische und technische Beschreibungen entfällt. Danach folgen ein paar einfache Programme in C und LOGO. Das war es dann, aber halt: da ist ja noch ein zweiseitiges Basic-Listing mit nicht endenwollenden Datas. Heraus kommt ein klägliche Version des Songs ’You can win if you want’.

Mark

ATARI ST 3D Grafik Programmierung

Braun
3-D Grafik Programmierung
1986
Data Becker
320 Seiten
DM 59,-
ISBN 3-89011-130-0

Das Buch führt auf den ersten 80 Seiten in die mathematischen Grundlagen der Grafikprogrammierung ein. Es beginnt bei der Koordinatentransformation und geht bis zu Transformationen im dreidimensionalen Raum. Dabei wird natürlich auch die Vektorrechnung nicht ausgelassen, die auch im Anhang noch einmal aufgegriffen wird. Den Abschluß des Kapitels bilden zwei Hidden-Line-Algorithmen. Der Autor hat sich augenscheinlich viel Mühe gegeben, den Leser an dieses interessante Thema heranzuführen.

Dies wird im zweiten Teil fortgeführt, in dem nun die Maschinengrundlagen besprochen werden. Hier wird zuerst ein Algorithmus zum Zeichnen von Linien entwickelt. Anschließend gibt der Autor eine Einführung in die Benutzung des Assemblers von Digital Research.

Im dritten Teil des Buches geht es dann richtig los. Es wird ein Maschinenprogramm entwickelt, das ein einfaches Haus als Gittermodell darstellt. Das Programm erlaubt auch das Drehen des Hauses um einen festen Punkt im Koordinatensystem. Später wird noch ein separater Teil erstellt, der die verdeckten Linien eliminiert.

Dadurch, daß hier ausschließlich in Maschinensprache programmiert wurde, erreicht das Programm hohe Geschwindigkeiten bei der Drehung des Objektes.

Anschließend wird ein Programm zur Darstellung von Rotationskörpern vorgestellt. Dabei wird anfangs mit einem Drahtmodell gearbeitet und erst später mit Flächen. Den Abschluß der Rotationskörper bildet ein Programm, das alle Fähigkeiten der Vorgänger einbezieht. Das Programm ist mit einem Menü ausgestattet und erlaubt zudem, die Erzeugungslinie für die Rotationslinie mit der Maus einzugeben. Optional können die verdeckten Linien weggelassen und die Flächen ausgemalt werden. Dabei werden auch noch Licht-und Schatteneffekte verwendet, wodurch die räumliche Wirkung erst richtig zur Geltung kommt.

Besonders der Teil mit den Rotationskörpern ist wegen seiner guten Darstellung sehr beeindruckend, wobei auch hier die Ausführungsgeschwindigkeiten der Routinen ihren Teil hinzufügen.

Aus Geschwindigkeitsgründen wurden alle Programme ausschließlich in Assembler geschrieben. Es ist daher vor allem Assemblerprogrammierern zu empfehlen. Wegen der umfangreichen Einführung in die Grafikprogrammierung kann es jedoch auch von reinen Grafikfans verwendet werden. Die Programmbeispiele sind durchwegs sehr interessant und gut dokumentiert. Der positive Eindruck des Buchs wird durch die zahlreichen und aussagekräftigen Bilder bestärkt. Zum Ersparen der doch recht umfangreichen Tipparbeit wird eine Programmdiskette für 29,- DM an-geboten.

Programmieren in Modula 2

Dal Cin/Lutz/Risse
Programmieren in Modula-2
Stuttgart 1984
B. G. Teubner Verlag
320 Seiten
DM 19,80
ISBN 3-519-00100-4

Die Sprache Modula-2 wird immer beliebter. Auf dem Atari ST war sie nach kurzer Zeit - vollständig implementiert — von TDI erhältlich. Doch kann ein Handbuch bei so komplexen Softwareprodukten nicht auch noch ein Lehrbuch für die Sprache enthalten. Also muß man sich auf dem Buchmarkt umschauen. Hier ist das Buch eine hervorragende und preiswerte Wahl.

Das Buch ist in drei Kapitel eingeteilt. Das erste und größte schildert die Grundlagen der Modula-2-Programmierung. Hier wird besonders auf den Programmierer eingegangen, der Pascal kennt und nun auf Modula-2 umsteigen will. Vor jedem Unterkapitel wird zunächst dessen Inhalt und die Unterschiede zwischen Modula-2 und Pascal geschildert, so daß die Kapitel auch übersprungen werden können, falls sie für den Leser nichts Neues mehr bieten. Die Kapitel selbst sind so geschrieben, daß auch der (Fast-) Anfänger in die Modula-2 Programmierung einsteigen kann.

Das zweite Kapitel geht zunächst tiefer auf das Modulkonzept ein. Daran anschließend werden die Standardbibliotheken eingehend beschrieben. Teilweise werden hier sogar mögliche Implementationsmodule gezeigt. Den Abschluß des zweiten Kapitels bildet ein Abschnitt über Datenstrukturen und die dazugehörigen Algorithmen. Hier werden so grundlegende Konzepte wie Listen, Schlangen, Stapel oder Bäume beschrieben. Dieser kleine Abstecher in die reine Informatik geht über das Erlernen von Modula-2 hinaus und wird dem, der diese Konzepte noch nicht kennt, eine interessante Anregung sein.

Das dritte Kapitel widmet sich den Co-routinen und Prozessen. Dabei wird neben der Theorie auch geschildert, wie sich auf verschiedene Arten mit dem Coroutinenkonzept auch Prozesse implementieren lassen. Schließlich wird noch kurz auf die maschinennahe Programmierung mit Interrupts etc. eingegangen.

Der Anhang bringt alle wichtigen Tabellen und Syntaxdiagramme und zusätzlich noch eine Liste von Bezugsquellen für Modula-2.

Das Buch besticht durch seine saubere Qualität und die durchdachte Gliederung. Kein wichtiger Aspekt von Modula-2 wird ausgeklammert. Dabei bleibt die Sprache aber auch für einen Nicht-Informatiker verständlich. Die Programmbeispiele sind so gut, daß man sie auch in eigenen Programmen gut verwenden kann. Dies gilt insbesondere für das zweite und dritte Kapitel. Daß das Buch mit einer UNIX-Version von Modula-2 geschrieben wurde, beeinträchtigt nicht im geringsten die Übertragbarkeit des Buches auf andere Systeme.

„Programmieren in Modula-2“ ist ein Buch, das alle Fragen bezüglich Modula-2 klären wird. Dabei bietet es den gleichen Inhalt wie andere Bücher, die allerdings meistens um DM 50,- kosten.

Robert Tolksdorf



Aus: ST-Computer 05 / 1986, Seite 34

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