ST Manager Text

ST Manager: Text (Version 1.1)

Was nützt der beste Computer ohne gute Software. Die meistgebrauchten Programme sind: Dateiverwaltung, Kalkulationsprogramme und Textverarbeitung. Ein Programm der letztgenannten Kategorie ist das SM-Text 520 von der deutschen Firma SM aus München. Das Programm wird von ATARI unter dem neuen Namen ’ST Manager Text’ zum Preis von 239,- DM vertrieben.

Es handelt sich hierbei um ein hochwertiges Textprogramm, das nur wenige Wünsche unberücksichtigt läßt. Die Kommunikation mit dem Programm ist in deutscher Sprache gehalten. Beigelegt ist ein sehr ausführliches und gut gegliedertes deutsches Handbuch, das auch für den Computerlaien verständlich geschrieben ist, sodaß man schon nach kurzer Einarbeitungszeit den Umgang mit dem Textprogramm beherrscht.

Das Programm arbeitet nur zusammen mit dem monochromen Monitor.

Menüsteuerung

Sämtliche Textbearbeitungsfunktionen können aus verschiedenen Menüs aufgerufen werden. So muß man bei der Texteditierung keine schwerlich merkbare ’Control’-sequenzen (z. B. wie bei Wordstar) benutzen, sondern kann dem Rechner auf Menübasis seine Wünsche mitteilen. Das jeweilige Menü wird in der untersten Zeile dargestellt.

Übersichtlicher Bildschirm

Eine der angenehmsten Eigenschaften, die das Arbeiten mit dem ST-Text-programm erleichtern, ist die übersichtliche Gestaltung des Bildschirms. In der ersten Zeile werden aktuelle Informationen dargestellt. Zum Beispiel wird einem neben der allgemein üblichen Koordinatenanzeige des Cursors angezeigt, ob man sich gerade im Transport-, Such-, Justier-, oder in einem anderen Modus befindet. Besonders anschaulich ist, daß auf dem Bildschirm Fettschrift, invertierte, und unterstrichene Schrift dargestellt wird. Dadurch kann man die verschiedenen Schriftarten sofort auf dem Bildschirm kontrollieren, und nicht erst, wenn man einen Ausdruck vorliegen hat. Ebenso können diese Schrifttypen beliebig gemischt werden. Es wäre jedoch wünschenswert, wenn man auch Kursivschrift sowie Subscript und Superscript auf dem Bildschirm darstellen könnte.

Die Textbreite ist nicht auf 80 Zeichen pro Zeile beschränkt. Es können Texte bis zu einer Zeilenlänge von 254 Buchstaben bearbeitet werden, wobei der Textausschnitt bei mehr als 80 Zeichen zur Seite verschoben wird.

Bild 2: ausführliche Anleitung

Anleitung

Das mitgelieferte Handbuch (siehe Bild 2), ist sehr ausführlich und außergewöhnlich übersichtlich aufgebaut. Die einzelnen Kapitel kann man, durch die eingefügten Ordnereinlagen sofort aufschlagen. Es enthält viele Beispiele und ist, auch für den unerfahrenen Anwender, verständlich geschrieben.

Umfangreiche Formatiermöglichkeit

Zur Textformatierung stehen dem Benutzer folgende Möglichkeiten zur Verfügung:

Hiermit lassen sich einfach Tabellen oder strukturierte Texte erstellen (siehe Bild 3).

Mit der Spalteneinteilung ist es möglich, mehrreihige Texte zu stellen, wie es zum Beispiel in Zeitschriften üblich ist. Des weiteren verfügt das Programm über eine Justierautomatik. Wenn ein Wort beim justiervorgang (Blocken) über den rechten Rand hinausragt bietet das Textprogramm einen Trennvorschlag an, der auf einer einfachen, grammatikalischen Regel beruht. In der Regel wird vor einem Konsonanten mit folgendem Vokal der Trennstrich gesetzt. Man kann die Trennung natürlich auch an jeder anderen, selbst gewählten, Stelle vornehmen.

Prozeduren

Bild 3: Tabellenbeispiel

Eine besondere Eigenschaft des ST-Textmanagers ist die Fähigkeit, Prozeduren zu verarbeiten. Unter einer Prozedur versteht man eine Folge von Befehlen. Dies können sowohl Bedienungsbefehle, als auch ganze Textabschnitte sein. Prozeduren können auf bestimmte Tasten gelegt werden und mit 'Control Return, beliebige Taste’ aufgerufen werden. So können Redewendungen durch Tastendruck in den Text eingebaut werden. Wem das Anwählen oftbenutzter Menüfunktionen auf die Dauer zu mühselig ist, kann die gewünschte Befehlssequenz als Prozedur definieren und einer passenden Taste zuweisen. Als Beispiel sei das Laden und Speichern von Texten sowie Formatiervorgänge und das Drucken eines Dokumentes angesprochen. Aber Prozeduren können noch mehr. So kann das Erstellen eines Briefkopfes von einer Prozedur übernommen werden, welche nach dem Namen, der Anschrift und dem Datum fragt und sogleich die Daten im Briefkopf positioniert.

Eine Abspeicherung der Prozeduren ist möglich. Auf Wunsch können diese Prozeduren bei jedem Starten des Textprogramms automatisch mitgeladen werden. Dies ermöglicht eine komfortable Tastaturdefinition, die sich jeder Benutzer auf seinen persönlichen Bedarf einstellen kann. Dadurch ist es dem Benutzer, der schon auf einem anderen Textverarbeitungsprogramm eingearbeitet ist (z. B. Wordstar), möglich deren spezielle Tastaturdefinitionen auch im ST-Textmanager zu übernehmen.

Bild 4: Lademenü

Diskettenoperationen

Beim Laden und Speichern von Texten bietet das Programm eine Vielfalt von Möglichkeiten. Es können nicht nur gesamte Texte geladen werden, sondern auch Teiltexte. Diese wiederum können in bestimmte Textstellen eingeschoben werden. Dies kann nicht nur zeilenweise, sondern ebenfalls spaltenweise, erfolgen (Bild 4). ST-Text unterstützt alle externen Speicher, welcher aus einer oder zwei Floppies, einer Harddisk oder einer Ramfloppy bestehen kann. Das Speichern von Texten (Bild 5) bietet auch die Möglichkeit, einen bestimmten Textausschnitt abzuspeichern. Diese Eigenschaften machen es möglich, Dokumente beliebig miteinander zu verknüpfen.

Bei allen Diskettenoperationen wird der aktuelle Textname automatisch eingetragen. Dies ist allerdings unbedingt notwendig, da das Inhaltsverzeichnis der Diskette nicht verfügbar ist. Wenn man also einen Textnamen nicht auswendig weiß, muß man zwangsweise das Textprogramm verlassen, um sich das Directory anzuschauen.

Bild 5: Speichermenü

Druckeranpassung

Bei der Anpassung von verschiedenen Druckern ist das Textprogramm allerdings wieder sehr komfortabel. In einem Druckeranpassungsprogramm kann man jeden einzelnen Buchstabencode, der zum Drucker geschickt wird, verändern (Bild 6). Die Steuersequenzen können ebenfalls auf den benutzten Drucker zugeschnitten werden. Darunter fallen die Steuerkodes für Fettschrift, Inversschrift, Unterstreichen, sowie die Sequenzen zur Druckerinitialisierung und des Line-feed (Bild 7). Dies ermöglicht den Anschluß jedes Druckers mit paralleler Schnittstelle an den Atari ST. Das Programm bietet dafür die Möglichkeit 10 verschiedene Druckereinstellungen abzuspeichern, wobei eine gekennzeichnete Einstellung automatisch eingeladen wird.

Bild 6: Druckeranpassung

Auch das Druckmenü bietet einige Vielfalt von Einstellmöglichkeiten. Der Text kann stückweise oder spaltenweise ausgedruckt werden. Ebenso kann man beim Ausdruck den gesamten Text einrücken lassen, was bei gelochten Papier recht nützlich ist (Bild 8).

Bild 7: Druckeranpassung

Hilfestellungen

Bei Bedienungsunklarheiten kann der Benutzer die ’Help’-Taste benutzen. Auf dem Bildschirm erscheint ein Fenster, indem alle Punkte des derzeit angewählten Menüs kurz erklärt werden (Bild 9).

Textpuffer

Textabschnitte die kopiert, verschoben oder gelöscht werden sollen, werden in einem Pufferspeicher hinterlegt. Dies bietet den Vorteil, daß versehentlich gelöschte Textabschnitte wieder aus dem Puffer geholt werden können und somit nicht verloren gehen.

Viele Einstellmöglichkeiten

Sämtliche Einstellungen, die der Benutzer tätigt, können abgespeichert werden. Dazu gehört die Druckeranpassung, die Druckereinstellung, die Tastenbelegungen durch die definierten Prozeduren und das Scrollverhalten. Die Scrolleinstellung gibt an, wann der Bildschirm in vertikaler Richtung scrollt, und ab welcher Spalte er sich bei Überschreitung des 80 Zeichen Bildschirmformates verschiebt. Der Benutzer kann sich so seinen Arbeitsplatz nach eigenen Wünschen gestalten und ist nicht auf vorgegebene Einstellungen angewiesen.

Bild 8: Druckermenü

Rechenoperationen

Als Besonderheit unter den Textsystemen verfügt der ST Manager Text über einen Rechenmodus. Damit kann man umfangreiche mathematische Berechnungen durchführen. Dazu gehören neben den Grundrechenoperationen auch Speicherbefehle, Kehrwertbildung, Wurzelziehen, Quadratrechnen und Prozentrechnung.

Diese Funktionen kann man nebenbei als Taschenrechner benutzen, ebenso innerhalb der Texterstellung. Dadurch kann man Rechenvorgänge in den zu bearbeitenden Text einschieben.

Formularbearbeitung

Desweiteren bietet das Textprogramm die Möglichkeit, Daten in vorher erstellten Formularen einzusetzen. Dies ist zum Beispiel beim Erstellen von Serienbriefen oder Rechnungen sehr nützlich (Bild 10).

Die Erstellung solcher Formulare wirft keine Probleme auf. Man markiert die Textfelder, in die nachher die betreffenden Daten eingegeben werden sollen, mit der betreffenden Anzahl von Füllzeichen (’ ★ ’). Der Cursor springt im Formularmodus automatisch in die definierten Textfelder und fügt die eingegebenen Daten in den Gesamttext ein. Während der Eingabe kann man den Cursor auch nicht aus diesen Textfenstern herausbewegen, wodurch Überschreibungen des Haupttextes verhindert werden. Diese Fähigkeit dürfte besonders für berufliche Anwender interessant sein, wobei auch die Rechenfähigkeit des Programmes hier erst richtig zur Geltung kommt.

Bild 9: Beispiel eines Help-Fensters

Nachteile

Neben den vielen positiven Eigenschaften dieses Programms bietes es auch einige verbesserungswürdige Punkte. Dazu gehört, wie schon erwähnt, die fehlende Directoryfunktion. Sie erschwert - vor allem beim Bearbeiten von mehreren Texten -den Überblick über die erstellen Textfiles. Vorsicht ist beim Umformatieren (Blocken) gegeben. Sollte man beim Blocken anstatt ein überstehendes Wort zu trennen, fälschlicherweise die ’FIO-Taste’ drücken, kann man Zusehen, wie der Rest des Textes oder Absatzes kommentarlos gelöscht wird. Dem unerfahrenen Anwender sei deshalb, wie bei allen neuen Programmen, empfohlen, seinen Text des öfteren zwischenzuspeichern, und natürlich das Handbuch gründlich zu studieren. Ebenso sollte man immer die richtige Diskette im Laufwerk haben, da das Programm die Eigenschaft hat, sich bei einer falschen Diskette zu verabschieden.

Bei der Darstellung von Steueranweisungen auf dem Bildschirm, die zum Beispiel die Zeichensätze auf dem Drucker umschalten, erscheinen nur schwer, bzw. überhaupt nicht, unterscheidbare Zeichen. Dazu gehören neben den Druckeranweisungen auch die Umrahmungszeichen, die vor allem bei Tabellen ihre Anwendung finden.

Bild 10: Beispiel der Formularbearbeitung

Befehlsübersicht:



Aus: ST-Computer 01 / 1986, Seite 22

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