Videoeffekte zum Selbermachen

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Für videointeressierte Computeranwender oder für computerinteressierte Videofilmer hat Philips einen neuen Computer entwickelt, der im Heimbereich noch einzigartig ist.

Eigentlich sind Standards ja eine tolle Sache. Doch leider gehören dazu immer zwei Parteien: Die eine, die den Standard festlegt und die andere, die sich daran hält. So war das auch mit dem MSX-Standard bei seiner Markteinführung irn Herbst 1983 geplant. Die zögernde Haltung der MSX-Hersteller raubte diesem Standard in Europa bisher aber alle Chancen. Die japanischen Hersteller der MSX-Computer haben sich aus dem europäischen Markt zurückgezogen. Als einziger Verfechter des Standards bleibt in Europa nur noch Philips, der dafür sorgt, daß MSX nicht in Vergessenheit gerät.

Jetzt stellt Philips den NMS 8280 vor, der neben dem MSX 2-Standard noch beachtliche Fähigkeiten aufweist, die ihn durchaus konkurrenzfähig gegenüber den leistungsstärkeren 16-Bit-Computern macht. Schon bei der ersten Betrachtung macht das Gerät einen professionellen und soliden Eindruck, mit Metallgehäuse, abgesetzter Tastatur und Maus. Eine zumindest vom Design her nahe Verwandtschaft mit einem Videorecorder läßt sich nicht leugnen, denn genau im Videobereich soll der Einsatzbereich für diesen Computer sein.

Im professionellen Design präsentiert sich der neue Philips-Computer

Unter dem Metallgehäuse verbirgt der NMS 8280 einen Z-80-Prozessor mit 3,5 MHz Taktfrequenz. Er verwaltet 256 KByte RAM und 64 KByte ROM. Im ROM befindet sich das Betriebssystem und das Basic. Das RAM ist in zwei 128 KByte große Teile untergliedert, der eine Teil wird als Videospeicher benutzt, den anderen Teil kann man für Programme nutzen. Damit liegt Philips voll im Trend mit 128 KByte Speicher.

Die Stärke des Computers liegt aber eindeutig in der Grafikfähigkeit, die nach Angaben des Herstellers eine Alternative zu Amiga und Atari ST darstellen soll. Zwar schafft der Philips keine 640 x 400 Punkte Auflösung und auch keine 4096 Farben wie beispielsweise der Amiga, aber er erreicht dennoch eine maximale Auflösung von 512 x 212 Bildpunkten. Insgesamt verfügt er auch »nur« über eine Farbpalette von 512 Farben, doch kann er davon 256 Farben gleichzeitig auf dem Bildschirm darstellen und das mit einer Auflösung von 256 x 212 Bildpunkten. Damit übertrifft er die Fähigkeiten seiner 16-Bit-Konkurrenten.

Die Krönung in diesem Gerat ist jedoch der eingebaute Videodigitizer mit wahrhaft fantastischen Merkmalen, So lassen sich Videobilder in Echtzeit und in Farbe digitalisieren und anschließend weiterverarbeiten. Diesen Digitizer kann man sogar vom Basic aus programmieren. Mit einem Schieberegler kann man Grafiken und Schriften in einen laufenden Videofilm einblenden, um beispielsweise seinen Urlaubsfilm mit einem Titel zu versehen. Wem die Manipulation durch Grafikenzu wenig ist, dem bietet der NM 8280 noch einen Stereo-Audioeingang und analog dazu den Stereo-Ausgang. Damit lassen sich Originalmusik und Computersound mischen.

Dem Anwender stehen eine Vielzahl von Anschlußbuchsen zur Verfügung. Neben den Cinch-Buchsen für die Audio-, Video-Ein- und Ausgänge steht auch ein RGB-Signal an einer Scart-Buchse zur Verfügung. Zusätzlich kann man noch ein Fernsehgerät über Antennenkabel anschließen. Seitlich am Gerät befinden sich zwei Modulsteckplätze in gewohnter MSX-Norm. Auch die anderen Schnittstellen für Drucker und Kassettenlaufwerk entsprechen der MSX-Norm. Zukunftsweisend sind ebenfalls die eingebauten 3,5-Zoll-Diskettenlaufwerke, mit einer Speicherkapazität von 720 KByte. Außerdem ist noch eine batteriegepufferte Uhr eingebaut. Zusätzlich liefert Philips zwei Software-Pakete aus. Das eine heißt »Home Office 2«, das andere nennt sich »Videographics«.

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Bei »Home Office 2« handelt es sich um ein integriertes Paket, bestehend aus Dateiverwaltung, Textverarbeitung, Grafikprogramm und Tabellenkalkulation. Mit dieser Programmsammlung lassen sich im wesentlichen alle Büroarbeiten erledigen, die im privaten Bereich so anfallen.

Mit »Videographics« lassen sich die ganzen Videoeffekte erstellen, die diesen Computer so auszeichnen. Die hier abgebildeten Fotos zeigen nur ein kleines Spektrum des Machbaren. Grenzen sind eigentlich nur durch die eigene Kreativität gesetzt. Einblenden, Mischen und Überblenden sind nur einige Beispiele. Daneben kann man auch noch Animationen erstellen und anschließend mit dem Videobild mischen. Zusätzlich ist noch ein kleines Malprogramm installiert, das sich über Bildsymbole und Maus recht leicht bedienen läßt.

Leider stand bei Redaktionsschluß der Preis noch nicht endgültig fest, er dürfte aber zwischen den bekannten 8-Bit-Heimcomputern und den leistungsstarken 16-Bit-Computern liegen. Für den Video-Bereich ist der Philips mit seinen Fähigkeiten und dem eingebauten Digitizer mit Sicherheit entschieden preiswerter, als ein 16-Bit-Computer.

Endmontagen sind mit dem Philips kinderleicht

(kl)
Aus: Happy Computer 03 / 1987, Seite 14

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