C128, Schmelztiegel der Systeme

Der Bestseller Commodore 128 bringt frischen Wind in die CP/M-Welt.

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Seit der Einführung des Commodore 128 Mitte des letzten Jahres wurde dieser Computer weltweit über 800000mal verkauft, davon zirka 80000mal in Deutschland. Ein Erfolg, der in nicht geringem Maße den universellen Betriebsarten des C 128 zuzuschreiben ist. Vor allem die Kompatibilität mit seinem kleinen Bruder C 64 hat ihm einen starken Markteinstieg beschert. Ein wahrhaft riesiges Angebot an Software stand durch den C 64-Modus sofort zur Verfügung. Außerdem war für C 64-Aufsteiger nicht mit einem Schlag die gesamte Software wertlos, sondern man konnte von bekanntem Boden aus eine neue Software- und Hardwarewelt erschließen.

Darüber hinaus lernt der Computerbegeisterte im C 128-Modus neue Dimensionen der Heimcomputer-Programmierung kennen. Mit einem neuen, stark erweiterten Basic 7.0 und der dazugehörigen Hardware wie Monitor und Drucker, bildet dieser Computer eine gelungene Synthese zwischen Personal Computer und Heimcomputer. Viele seiner Fähigkeiten können selbst professionelle Computersysteme nicht aufweisen, Trotzdem gewinnt auch ein Anfänger schnell Vertrauen zum C 128, gerade weil sich der Umgang mit diesem System als problemlos erweist.

In völlig neue Dimensionen wagte sich der C 128 mit dem CP/M-Modus. Ein Bereich, der den Heimcomputern bisher verschlossen war und der als Domäne der Personal Computer galt, Durch die Kompatibilität mit verschiedenen CP/M-Formaten anderer Computer (beispielsweise Kaypro) stand auch in diesem Bereich vom Start weg eine gigantische Anzahl von Programmen zur Verfügung. Im Gegensatz zu dem riesigen C 64-Softwareangebot waren allerdings die CP/M-Programme fast ausschließlich Anwendungen Dem Einstieg in den Business-Bereich sind damit Tür und Tor geöffnet, der seriösen Computer-Anwendung für den privaten Bereich oder für den Kleinbetrieb steht nichts mehr im Weg.

CP/M ist ein Betriebssystem, das fast ausschließlich auf 8-Bit-Compu-tern zur Anwendung kommt, Der Vorteil dieses Betriebssystems liegt in erster Linie in der Normung der Ein- und Ausgabe von Daten. Dadurch ist CP/M sozusagen eine universelle Schnittstelle zwischen Software und Hardware. Denn CP/M-Programme greifen nicht direkt auf die Computerhardware zu, sondern rufen CP/M-Routinen auf, die diesen Zugriff ausführen. Der Vorteil dieses Systems liegt auf der Hand: ein unter CP/M geschriebenes Programm läuft auf allen CP/M-Com-putern in der ganzen Welt.

Der Allround-Computer C 128 hat mit seinem sensationellen Aufstieg bereits ein kleines Stück zur Computergeschichte beigetragen. Die vermehrte Anzahl an Zuschriften zum Thema CP/M zeigen deutlich den Trend, mit seinem Heimcomputer auch »ernsthaft« zu arbeiten. Unsere umfassende Marktübersicht zum Thema Commodore 128 soll all jenen eine Hilfe sein, die sich diesem neuen Trend bereits angeschlossen haben oder demnächst den Sprung wagen. (zu)

Der Commodore 128 ist im C 64-Modus nicht hundertprozentig kompatibel mit dem C 64, wie einige nicht lauffähige Programme beweisen. Woran liegt das?

Beim Nachfolger des C 64, dem C 128, setzte Commodore ausnahmsweise einmal auf Kompatibilität. Während sich bis zu diesem Zeitpunkt die verschiedenen Modelle des Herstellers durch absolute Inkorrtpatibilität auszeichneten und es dem Anwender damit unmöglich gemacht wurde, vorhandene Software (beispielsweise für den VC 20) mit dem nächsten Modell (etwa mit dem C 64) weiterzuverwenden, gibt es beim C 128 nun einen C 64-Modus, der den Betrieb der C 64-Software gestattet. Jedenfalls beinahe, denn es gibt eine Handvoll Programme, die sich beharrlich weigern, ihren Dienst auf dem C 128 zu tun.

Obwohl der C 128 im C 64-Modus dem Commodore 64 in der Funktion fast bis aufs Haar gleicht, bestehen doch einige wichtige Unterschiede, Am Anfang des Speichers befindet sich das Datenregister. Hier ist die Speicherkonfiguration des Computers festgelegt. Das Datenregister (Speicherstelle 1) hat beim C 64 nach den Einschalten den Wert »55«, was durch »PRINT PEEK(l)« leicht nachzuprüfen ist. Im Gegensatz dazu befindet sich im Register 1 des Commodore 128 der Wert »119«. Bedingt durch seinen doppelt so großen Speicher und den etwas anderen inneren Aufbau sind nämlich auch die Register, die zur Verwaltung und Ordnung des Speichers dienen, anders belegt: 00110111 = 55 01110111 = 119

Im Gegensatz zum C 64 ist also beim C 128 das 6. Bit gesetzt. Sollte nun ein Programm auf dieses Register zugreifen und den darin enthaltenen Wert verändern, so kann das für den C 64 und den C 128 unterschiedliche Folgen haben. Beispielsweise kann der C 128 abstürzen, während der C 64 noch ordnungsgemäß funktioniert.

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Großer Bruder mit kleinen Tücken

Ein weiterer Unterschied besteht im Aufbau des Videocontrollers. Der VIC des C 128 besitzt zwei Register mehr als der Videochip des Commodore 64. Eines davon, das Register 53296, ist für die Umschal-tung der Taktfrequenzen zuständig. Das heißt, durch »POKE 53296,1« wird in den 2-MHz-Modus (Fast-Modus) gewechselt. Im Gegensatz zum C 64, wo diese Eingabe keine ernsthaften Folgen hat, verschwindet beim C 128 die Bildschirmdarstellung, der Computer rechnet nun mit doppelter Geschwindigkeit und für die Bildschirmausgabe bleibt keine Zeit. Durch »POKE 53296,0« kann man wieder in den »Normalmodus« zurückkehren. Wenn nun ein Programm die Speicherstelle 53296 benutzt, kann es passieren, daß der C 128 im C 64-Modus auf die 2-MHz-Taktfrequenz schaltet und die Bildschirmausgabe sich für den Rest des Programms verabschiedet. Aber bei all dem darf man nicht vergessen, daß der C 128 gegenüber dem C 64 auch Vorteile bietet. Der 2-MHz-Modus kann nämlich genutzt werden, um eigene Programme zu beschleunigen. Schalten Sie einfach vor zeitaufwendigen Programmschritten mit »POKE 53296,1« den Fast-Modus ein und nachdem die Arbeit beendet ist, kehren Sie mit »POKE 53296,0« wieder in den Slow-Modus zurück.

Auch andere Eigenschaften des C 128 sind im C 64-Modus zugänglich, beispielsweise die Umschaltung zwischen DIN- und ASCII-Tastatur (»POKE 0, (PEEK (0) OR 64)«), den Zugriff auf den 80-Zeichen-Chip oder die Zehnertastatur.

Alles in allem kann man sagen, daß die Mängel des C 128 in bezug auf Kompatibilität nicht allzu schwer ins Gewicht fallen. Nur wenige Programme sind bislang im C 64-Modus nicht lauffähig, der überwiegende Anteil funktioniert ohne Probleme. Die Vorteile des C 64 im C 128 sollten, sieht man einmal vom Geschwindigkeitsgewinn im Fast-Modus ab, ebenfalls nicht überbewertet werden. Warum soll man sich die Mühe machen und im C 64-Modus etwas umständlich programmieren, was man im Normalmodus unter wesentlich einfacheren Bedingungen zur Verfügung hat?

(ue)



Aus: Happy Computer 08 / 1986, Seite

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