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 Das ATOS-Magazin 1/00

Was lange währt, kommt nimmermehr?

Der Milan II als neuer Atari-Nachfolger ist schon lange angekündigt -- im Juni letzten Jahres fragten wir bei AXRO an, wann es denn soweit sei, daß ausgeliefert würde. Man nannte uns den 1.10.1999 und hängte gleich an, daß man sehr sicher sei, den Termin halten zu können. Schließlich wurden seitens AXRO auch schon mal avisierte Stückzahlen von 50.000 pro Monat genannt und Vertriebspartner wie die Handelskette Saturn waren zu hören; da muß man mit Terminen auch Firmenpolitik betreiben.

Einen Monat später, auf der Atari-Messe in Hannover, war der Milan II zwar zu sehen, aber nicht zu kaufen. AXRO streute Gerüchte und verteilte gelbe Flugblätter, auf die man sich als "Milan-Supporter" eintragen konnte -- ganz unten praktischerweise das Ankreuzfeld, wieviele Stunden man unentgeltlich den Milan pro Woche bei Veranstaltungen anpreisen würde. Läge der Sitz AXROs nicht an der Elbe, hätten wir ob derartiger Anwerbung auf das Schwabenland getippt.

Wir waren natürlich nach dem Messeauftritt gespannt, wie es denn nun weitergeht, und baten um ein Interview. Im Messestreß mußte das Gespräch nicht stattfinden, also ein Termin danach. Leider war es in den vergangenen vier Monaten nicht möglich, Antworten auf unsere Fragen zu erhalten.

Auf die Bitte, das Interview telefonisch abzuhalten, bekamen wir die lapidare Antwort, daß der Gesprächspartner leider nicht genau angeben könne, wann er telefonisch am Platz erreichbar sei. Dafür gibt es zwar die Erfindung des abgesprochenen Termins, aber wir wollten ja nicht in die Informationspolitik eingreifen. Das Interview sollte dann per EMail durchgeführt werden -- sehr modern und im Trend der Zeit.

Zeit war leider das, was unser Interviewpartner bei AXRO offensichtlich nicht für uns erübrigen wollte. Trotz mehrfacher Nachfragen sah man sich außerstande, unsere Fragen zu beantworten. Nun könnte man spekulieren, daß die gewohnt bissigen und kritischen Fragen der ATOS-Redaktion ihm schlicht die Sprache verschlugen, aber eine mehrwöchige Erholungspause war ja einkalkuliert.

Nun schreiben wir Mitte März, wir haben immer noch keine Interviewantworten, den Milan II kann man auch noch nicht kaufen -- im Gegenteil, der Termin wurde wieder verschoben. Nun soll es aufgrund angeblich nicht mehr käuflicher PCI-Karten und damit einhergehender Hauptplatinenänderung mindestens August werden.

Fast ein Jahr wird dann seit dem ersten angegebenen Verkaufstermin vergangen sein.

Bei einer solch katastrophalen Informations- und Planungspolitik kann man nur hoffen, daß der Milan II, so er denn zu kaufen sein wird, ein technischer Knüller zu einem unschlagbaren, konkurrenzlosen Preis wird. Ansonsten landet der Raubvogel als bedrohte Art von Geburt an auf der Roten Liste.

Ihr
Götz Hoffart


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Letzte Aktualisierung am 26. März 2000

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